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Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)

Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)

Titel: Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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er hat mir nämlich nicht berichtet, daß in der
Tränke
der Ouell allen Charmes von Klitterbach sprudelt.«
    »Hilfe!« Sie lachte; dabei bildeten sich ansehnliche Grübchen in den Wangen.
    »Aber bitte, wenn ich fragen darf: Wieso bin ich
dieser
Matzbach?«
    »Als ein Teil der Gäste gegangen war, haben die übrigen sich länger darüber unterhalten, daß ein gewisser Herr Matzbach den hochmütigen Herrn Pittrich wunderbar hat auflaufen lassen.«
    »Ach, ist er hochmütig?« Baltasar deutete ein Lächeln an. »Mir kam er eher kleinmütig vor. Aber hochnäsig sicher.«
    »Wie Meng-tse feststellte: Je hohler der Kopf ist, desto leichter, und desto höher läßt er sich tragen«, sagte Yü.
    Die Wirtin schaute zurück zur Küche, dann hob sie die Schultern. »Ach, ich könnte mich eigentlich einen Moment zu Ihnen setzen. Schatz, hast du noch einen Kaffee für mich?«
    »Ich bin gewiß nicht gemeint«, sagte Matzbach. »Aber in der Kanne hier sehnt sich ein fiebernder Rest nach Ihren Lippen.«
    Mertens war aufgestanden, um einen Becher zu holen; über die Schulter sagte er: »Mann, Sie verderben die Preise! Wie soll ich da mithalten? Kann man Sie auch abschalten?«
    »Es wurde verschiedentlich versucht.« Yü hob die Hände, beabsichtigte jedoch offenbar nicht, sie zu ringen. »Man hat es sogar mit Gewalt versucht. Wahrscheinlich ist er in einem früheren Leben guillotiniert worden, und der Kopf hat im Korb noch weitergeredet.«
    »Besser als die ganzen Bauchredner, deren Gewäsch man hört, wenn Marionetten wie Pittrich den Mund öffnen«, sagte Frau Behrendt.
    Matzbach goß ihr Kaffee ein, als Mertens einen weiteren Becher geholt hatte. »Klingt, als ob Sie den nicht so richtig gut leiden könnten.«
    »Er ist eher … leidig.«
    »Wir haben eben von Schwarzen Messen gesprochen«, sagte der Wirt. »Und von der Anteilnahme der Bevölkerung an Frau Fleißners Leid.«
    »Wir sind immer alle ganz lieb zueinander.«
    »Das ist, glaube ich, Teil der
condition humaine
«, sagte Baltasar. »Katholische Geistliche sollten sich damit auskennen. Wer länger Beichten gehört hat, dürfte eigentlich von nichts überrascht werden.«
    »Haben Sie viele Beichten gehört?« Mertens verzog ein wenig das Gesicht.
    »Sicher kann ich Ihnen nicht das Wasser reichen, mit dem Ihre Schuhe zuzubinden ich nicht würdig wäre. Aber ich habe zum Beispiel jahrelang für eine große Zeitschrift einen Kummerkasten betreut –
Fragen Sie Frau Griseldis
, falls Ihnen das noch was sagt.«
    »Ach, das waren Sie?« Frau Behrendt lächelte. »Hab ich immer gern gelesen. Die meisten Antworten waren witzig, einige sogar hilfreich.«
    »Danke, danke.« Matzbach verneigte sich. »Es war auch immer eine Art Beichte, was da kam. Die interessantesten Dinge waren nie zu veröffentlichen, aber extrem lehrreich. Wir wollten aber gar nicht von meinem schlechten Geschmack reden und dem, was ihn speist. Sondern von den lieben Menschen im Dorf.«
    »Besonders viel Zuneigung gibt es nicht zwischen den Gruppen, wie ich schon sagte.« Mertens blickte seine Frau an. »Oder siehst du das anders? Und die Trauer von Frau Fleißner um ihr verschwundenes Baby …«
    »Ich glaube, sie hat sich sehr gut unter Kontrolle«, sagte die Wirtin. »Ich hab sie besucht, anstandshalber, als das Kind ganz frisch war, und da wirkte sie durchaus … tja, von Mutterglück beseelt, sagen wir das mal so.«
    »Wie sieht das aus? Ich war nie Mutter.« Matzbach versuchte, ein sehr ernstes Gesicht zu machen, was eine ungewohnte Übung war.
    »Ach, sie hatte das Kind auf dem Arm und hat ihm leise was vorgesummt. Sah nicht so aus, als ob sie es nicht haben wollte.«
    »Ist Fleißner der einzige Arzt hier?«
    »Es gibt noch einen Zahnarzt, das ist ein alter Kerl mit einer hübschen Sammlung mittelalterlicher Folterinstrumente. Außerdem etliche mehr oder minder ›zugelassene‹ Heilpraktiker und jede Menge freier Heiler«, sagte Merten. Er grinste. »Vor allem Heilerinnen mit absolut betäubenden Kräuterkenntnissen.«
    »Die Apothekerin hat mir schon mit Kräutern gedroht, als Ersatz für Tabak, nehme ich an.«
    Die Wirtin legte beide Hände um ihren Becher. »Die gute Ludmilla ist besonders schrill. Wenn Sie … Sie beide wollen doch malen, hörte ich? Also, wenn Sie zum Beispiel Wert auf Landschaft legen und irgendwo Ihre Sachen aufbauen, kann es passieren, daß Sie ihr und ein paar anderen in die Finger geraten. Sonntags, vor allem bei gutem Wetter« – sie warf einen Blick aus dem Fenster;

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