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Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)

Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)

Titel: Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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eine Statue, die ziemlich weit hinten stand.
    »Die Göttin der Gerechtigkeit«, sagte er. »Mit Waage und Augenbinde. Siehst du, was ich sehe?«
    Baltasar zupfte an seinem linken Ohrläppchen, als ob er es abreißen wollte. »Ich sehe es«, sagte er. »Und ehe wir den Artisten oder die Artistin – sagen wir: das Artist – dazu befragen, sollten wir ins Grüne entschwinden und ein Weilchen nachdenken. Über geziemend taktlose Formulierungen der Frage, zum Beispiel.«
    »Willst du wirklich ins Grüne? Und auch noch malen? Oder hat es dir den Pinsel verschlagen?«
    »Beinahe. Komm, weiter vorn, links, stößt ein Weg in die Gegend vor, von dem ich annehme, daß er zur Endstation der Draisinenbahn führt. Bestimmt pittoresk und gut zum Grübeln.«
    Die Waage der Justitia war ein ältliches Gerät, mit dem eine bergische Hausfrau vielleicht einmal Mehl abgewogen hatte. Die Augenbinde war türkis, verziert mit den grellroten Lustobjekten des verschwundenen Detektivs Goldstein.

17. Kapitel
    Wenn der Weg das Ziel ist, ist das Ziel weg.
    F ELIX Y Ü
    Der Weg war einmal asphaltiert worden, kurz vor Beginn des Weltkriegs, wie Matzbach vermutete. Als Yü fragte, welchen er meine, sagte Baltasar, das sei ihm absolut schnurz. Angesichts der Frostbeulen, Pockennarben, Krater von Mörserbeschuß und anderer Amönitäten sei das genaue Alter bestenfalls uninteressant.
    Am oberen Ende, kurz unterhalb des Waldrands, umzingelten Trauerweiden einen kleinen, beinahe runden Platz; rechts und links führten Feldwege ins Gelände, an der dem Wald nächsten Seite gab es eine Art Rampe. Neben ihr begannen die Geleise; rot-weiß-rot gestrichene Prellböcke trennten sie von der etwa zehn Meter durchmessenden Drehscheibe weiter links.
    »Zweifach verstehe ich ja, zum Rangieren«, sagte Yü. »Aber wieso drei Streckenteile?« Er beugte sich über den an die Rampe geschmiegten Schienenstrang und blickte nach rechts. Fünfzig Meter weiter kamen die drei Stränge zusammen. »Und wo geht das hin?«
    »Wandern wir ein wenig, dann werden wir’s schon sehen.«
    Yü ging voraus, mit großen Schritten von Schwelle zu Schwelle schreitend; Matzbach folgte ihm ein paar Meter weit, setzte sich dann auf die Rampe und sah dem Chinesen nach.
    Irgendwann blieb Yü stehen und bewegte den rechten Arm, als wolle er etwas Gesagtes unterstreichen. Dann, wahrscheinlich verblüfft ob des Ausbleibens einer Antwort, drehte er sich um, sah Baltasar sitzen, machte eine wegwerfende Handbewegung und ging weiter.
    Als er zurückkam, sagte er: »Hätt ich mir ja denken können. Du bist heute schon so viel gelaufen …«
    »Eben. Außerdem glaube ich dir aufs Wort und harre vertrauensvoll deines Berichtes.«
    »Das geht im Zickzack.« Yü malte eine Art Blitz in die Luft. »Um die maßlose Steigung besser nehmen zu können. Anders kann ich mir das mit Draisinen auch nicht vorstellen.«
    »Und da oben in den Wald?« Matzbach deutete auf den Waldrand, der kaum mehr als hundert Meter entfernt sein konnte.
    »Genau. Und bis dahin siebenmal zick und sechsmal zack, oder umgekehrt.«
    »Von kräftigen Menschen per Draisinenschwengel zu bewältigende Steigung? Hm. Von Knecht Ruprechts Draisine mit Hilfsmotor sowieso. Na gut. Und jetzt?«
    Yü setzte sich neben ihn auf die Rampe. »Jetzt könnten wir die Beine baumeln lassen, wenn die Rampe höher wäre.« Er berührte die vor ihm liegende Schwelle mit der Fußspitze. »Ersatzweise könnten wir hier sitzen und mit der Seele baumeln. Wenn du eine hättest. Da du sie irgendwann gegen die Fähigkeit verkauft hast, in jeder Lage Frechheiten abzusondern, könnte ich mit der Seele baumeln; aber was machst du so lange? Mir dabei zusehen? Oder sollten wir uns mit obszönen Halstüchern beschäftigen?«
    Matzbach nickte. »Exzellenter Vorschlag, mein Lieber. Ich habe schon Gedanken darauf verwendet.«
    »Und? Bist du zu wesentlichen Erkenntnissen gelangt? Oder nur zum offensichtlichen Schluß?«
    »Der wäre?«
    Yü rümpfte die Nase. »Wenn jemand, zum Beispiel ein Bildhauer, diesen verschwundenen Goldstein hätte verschwinden lassen, umgebracht oder in Beton gegossen oder stückchenweise zur nächsten Müllhalde exportiert, oder …«
    Baltasar hob die Hand. »Du könntest jetzt sicherlich eine halbe Stunde lang Möglichkeiten aufzählen, aber ich glaube, ich habe das schon verstanden.«
    »Gut, das befriedigt mich. Wenn jemand also Böses getan hätte, würde er nicht gerade des Opfers auffälliges Halstuch sichtbar anbringen.«
    »Oder

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