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Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)

Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)

Titel: Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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heute.«
    »Was nichts an der Lage der Undinge ändert. Frau Wiegeler haken wir zunächst mal ab. Knecht Ruprecht der Tugendhafte ist identifiziert; da du nicht planst, ihn gefesselt und geknebelt seinem Vater auszuhändigen, könnte man es dabei bewenden lassen. Allerdings bleiben so nebensächliche Fragen wie diese: Warum versteckt er sich unter den Röcken oder hinterm Rocken von Madame Wiegeler, noch dazu unter diesem albernen Pseudonamen, und ob er vielleicht etwas mit den anderen Fragen zu tun hat.«
    Matzbach hob einen Pinsel, pustete darauf, bis die Borsten sich bogen, und versenkte deren Spitzen dann in Rot.
    »Ich tupfe rote Tupfer«, sagte er. »Du rupfst rote Rupfer. Er sie es hupft rote Hupfer. Wir schnupfen rote Schnupfer. Ihr …«
    »Ich unterbreche dich gnädig, dir fällt bestimmt kein fünfter Reim ein. Die wichtigste andere Frage wäre, ob du dich ernsthaft mit dem Detektiv, dem Säugling und der ausgesetzten Belohnung befassen willst oder nach ausreichendem Amusement wieder auf die römisch zivilisierte Seite des Rheins zu wechseln gedenkst.«
    Aus der Ferne drang ein schrilles »Huhu« zu ihnen. Baltasar blickte nicht besonders sehnsüchtig zum Waldrand und sah die Apothekerin. Sie winkte gewaltig und sagte offenbar etwas zu ihren beiden Begleiterinnen, die ebenfalls zu winken begannen und damit erst aufhörten, als Matzbach zurückwinkte. Dann wandten sich die drei Damen wieder ihrem Vorhaben zu, in den Wald einzudringen. Man hörte kräftige Stimmen »Wohlauf in Gottes schöne Welt« singen; das letzte, was Baltasar sah, war die rote Bluse von Ludmilla Fischer.
    »Ihr lupft rote Lupfer«, sagte er. »Sie … und jetzt darfst du mich unterbrechen.«
    »Hab ich doch längst.«
    »Richtig, und danke ich Euch dafür inniglich. Doch, die Sache mit den Hunderttausend interessiert mich schon, ebenso die Frage, in welchem Schacht Vogelsang, der nicht Vogelsang ist, sondern wer?, den Ring gefunden haben könnte, falls er ihn wirklich in einem Schacht gefunden hat. Der Detektiv als solcher juckt mich nicht; es sei denn, er hätte irgendwas mit der Säuglingsentwendung zu tun. Der Säugling wiederum dürfte inzwischen tot sein. Es sei denn …«
    »Warum dürfte er tot sein? Und es sei denn was?« sagte Yü, als Matzbach schwieg.
    »Böse Schandbuben, die einen Säugling stehlen, tauschen ihn entweder schnell gegen Knete ein, oder sie haben mit ihm ein Milchversorgungsproblem. Es sei denn, es sind böse Schanddirnen, von denen es im Lande wimmeln dürfte. In alten Hintertreppenromanen und in der Realität soll es schon vorgekommen sein, daß Frauen, die selbst keine Kinder kriegen können, anderen eins entwenden.«
    »Auch böse Buben können ein Kind mit Fläschchen aufziehen«, sagte Yü. »Und die Suche nach frischen Müttern, die zuvor nicht schwanger waren, stelle ich mir zwar amüsant vor, aber wenig aussichtsreich. Logistisch, meine ich. Sie könnten sich ja nicht nur zwischen Maas und Memel aufhalten, sondern auch nördlich des Belt und südlich der Etsch. Ätsch.«
    »Äußert irgendein kluger Chinese etwas dazu?«
    Yü schwieg; er schien hektisch zu denken. »Meng-tse«, sagte er nach einer Weile, »hat mal geäußert, der Kinderlose sei den Unbilden der Zukunft ausgesetzt wie ein Haus ohne Dach dem Kot des Drachen.«
    »Manchmal soll es sogar regnen.«
    »Drachen sind häufiger.«
    »Wir werden« – Matzbach hob den Pinsel, als wolle er damit ein Dirigat produzieren – »jetzt unter unflätigem Denken malen. Danach, nämlich nach vollendetem Gepinsel und geleistetem Dunk, werden wir uns in die Untiefen von Töpferei und Bildgehaue begeben und nach dem Schal fragen.«
    »Versprichst du dir etwas davon?«
    »Nein. Aber mir fällt sonst nichts ein.«
    Yü zeigte Baltasar das Werk: zwei chinesische Hügel und ein Bambusdickicht mit einem ungeschlachten Geschöpf im Vordergrund.
    »Was ist das?« sagte Baltasar. »Abgeschnittene Fingerkuppen mit Troll?«
    »Nein. Matzbach am Venushügel, mit Busen im Hintergrund.«
    »Wirklich allerliebst.«
    »Und was hast du gepinselt?«
    Matzbach hielt die Leinwand hoch. Sie zeigte rote Tupfer, eine grüne Schlange, eine Axt und einen mächtigen blauen Klecks.
    »Laß mich raten.« Yü fletschte die Zähne, durch die er mißtönend pfiff. »Lautet der Titel vielleicht ›Defektes Terrarium nach Abreise des Handwerkers‹?«
    Baltasar grinste. »Nee, sondern ganz einfach ›Abel ist nicht im Teich ertrunken‹. Gehen wir?«
    Im Hof der Töpfe und Skulpturen

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