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Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)

Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)

Titel: Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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vielleicht gerade doch. ›Wissen Sie, Herr Polizei, das hat er mir geschenkt, und dann ist er abgereist. Ich habe ja nichts Böses getan; warum also sollte ich das Tuch verstecken?‹ So etwa könnte man es auch sehen.«
    »Nur, wenn man gewohnheitsmäßig um die Ecke denkt. Ich weiß nicht, ob außer dir viele derart Veranlagte im Bergischen Land marodieren.«
    Matzbach stieß einen leisen Klagelaut aus.
    »Tut dir was weh?«
    »Tu nicht so scheinheilig. Wenn mir was wehtäte, würdest du doch johlend auf der Rampe tanzen. Nein, ich bedachte eben, daß wir zur Untermauerung unserer blöden Inkognitos –
incogniti
? – etwas tun müssen.«
    »Willst du deine prächtige Mütze anders herum aufsetzen?«
    »Nein.« Matzbach zupfte an der Krempe des Schlapphuts und legte eine Hand auf die Korbtasche, die er neben sich gestellt hatte. »Wir sollten malen.«
    »Du meinst, jemand könnte etwas sehen wollen?«
    »Just. Am Ende fragt sich sonst jemand, was wir eigentlich den ganzen Tag machen.«
    »Ich frage mich das sowieso.«
    »Ratlos?«
    Yü schüttelte den Kopf und stand auf. »Eher fraglos.« Er bewegte seinen Skizzenblock wie einen Fächer. »Fragloses Fragen, gewissermaßen.«
    »Interessanter Vorgang.«
    »Nicht wahr? Nein,
nicht
wahr.« Er zog das Stiftebündel aus seiner Brusttasche. »Du sitzt da ziemlich goethemäßig – du weißt schon, der Alte mit Schlapphut unter italienischem Gestrüpp. Ich glaube, ich werde dich für die Ewigkeit entstellen.«
    »Was war mit deinem fraglosen Gefrage?«
    »Es drehte sich um die Identitäten.« Yü kniete am anderen Ende der Rampe, den Block auf die Gürtelschnalle gestützt. Dann schüttelte er den Kopf, setzte sich auf den Boden und winkelte den rechten Oberschenkel an, um den Block darauf zu legen. »Perfekt. Tolle Identität.« Er nahm einen Stift und zog eine längere Linie; Matzbach konnte natürlich nicht sehen, welchem Zweck sie diente.
    »Der Polizist als Bestatter? Das Lustobjekt als Schal? Der Abgeordnete als Listenfracht? Der Jesuit als Wirt? Oder wer oder was oder wie?«
    Yü zeichnete heftig. »All das«, sagte er. »Und mehr.«
    Matzbach stand auf, ächzend. »Ich fürchte, ich muß dann wohl auch malen, wie?«
    »Wieso auch? Ich male nicht, ich zeichne. Und es gibt da noch eine Frage.«
    »Eine fraglose?«
    »Ziemlich fraglos, ja. Irgendwie hatte ich angenommen, die Sache mit dem geklauten Säugling könnte eine klassische Fopperei für die Sauregurken-Zeit sein.«
    »Mhm.«
    »Nämlich so, daß es gar kein Kind gab, sondern daß die prospektiven Eltern und die mit ihnen befreundeten Journalisten einfach eine scharfe Nummer abgezogen haben. Der Profit wird dann geteilt.«
    Matzbach begab sich ans flache Ende der Rampe. Er hob den rechten Daumen vors Auge, als ob er etwas anpeilen wollte. Dabei sagte er:
    »War mir auch gekommen, der Gedanke. Aber dann habe ich mir gesagt, daß es für Pseudoschwangere arg lästig ist, monatelang mit der passend zunehmenden Kissengröße unterm Négligé herumzulaufen. Und Mangel an Bauch fällt bei Schwangeren auf. Außerdem hat zumindest Frau Behrendt das Kind auf dem Arm der Mutter gesehen. Also abhaken.«
    Er begann, die Einzelteile des Gestänges der Staffelei zu prüfen, als ob er sichergehen wolle, daß die Dinge beim Anfassen nicht bissen.
    »Ich sehe irgendwie kein Durchkommen.« Yü kaute auf dem Ende des Stifts. »Frau Wiegeler ist gefunden; der brauchst du nur noch den Ring zu geben.«
    »Das könnte sie im Moment mißverstehen.«
    »Seit wann legst du Wert darauf, Mißverständnisse zu vermeiden?«
    Baltasar schwieg, während er die Einzelteile zusammensteckte und -schraubte; als er den Rahmen mit der Leinwand befestigt hatte, nahm er ohne hinzusehen drei Farbtuben, öffnete sie und drückte Geschmier auf die Palette wie Zahnpaste auf eine flache Bürste. Dabei sagte er ein wenig geziert:
    »Ich möchte zuerst klarstellen, daß meine Absichten von lauterster Unehrenhaftigkeit sind. Das Herumfummeln mit teuren Ringen könnte zu der Annahme verleiten, es ginge mir um etwas anderes. Außerdem wäre es irritierend, glaube ich, Fleisch und Metall unziemlich zu vermengen.«
    Yü gluckste laut, so daß Matzbach es am anderen Ende der Rampe hörte und für demonstrativ hielt.
    »Wie Meister Kung bei Gelegenheit feststellte, sollte man Hammer und Nägel nur dann mit ins Bett nehmen, wenn die Buhlin ohne Hufeisen horizontalem Hinken verfiele.«
    »Gräßlich«, sagte Baltasar. »Nie warst du so schlecht wie

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