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Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)

Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)

Titel: Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Höhlungen.
    »Bizarr«, sagte Yü. »Eine Wohnpagode für flugunfähige chinesische Nachtigallen?«
    Der Töpfer lachte. »Das ist die beste Erklärung, die ich bis jetzt gehört habe.«
    Baltasar nahm den Schlapphut ab und wollte ihn als Fächer nutzen, drückte ihn dann jedoch an die Brust und verneigte sich.
    »Meinen Respekt!« sagte er. »Sie haben ein bedeutendes Werk geschaffen. Wären Sie eventuell bereit, diese Nachtigallenpagode zu verkaufen? Oder sind Ihre Werke grundsätzlich unverkäuflich?«
    »Klar verkauf ich; ich will doch leben.«
    »Was würden Sie denn dafür verlangen?«
    Der Mann sah ihn an, als wolle er ihn taxieren. »Na ja«, sagte er, »bei der Arbeit und Kreativität, die darin steckt, sollte es schon einen Tausender bringen.«
    »Üppig.« Matzbach tat, als müsse er überlegen. Dann stieß er einen tiefen Seufzer aus. »Neunhundert?«
    Der Töpfer zögerte; dann streckte er die rechte Hand aus. »Topp«, sagte er. »Sie kriegen das Ding.«
    Matzbach schlug ein. Aus der rechten Hosentasche holte er sein Portemonnaie hervor. »Anzahlung«, sagte er. »Die ganze Summe habe ich nicht, aber vierhundert? Rest morgen?«
    »Ist in Ordnung.« Der Töpfer steckte das Geld in die Brusttasche, die nachträglich aufgenäht war und farblich nicht zum Burnus paßte. »Wie wollen Sie den Pott denn transportieren?«
    »Muß ich mir noch überlegen. Sie hätten nicht zufällig was Größeres, Transporter oder Pick-up oder so, was Sie mir für eine halbe Stunde leihen könnten?«
    »Nee, ich nicht, aber Renate.« Er wies mit dem Kinn auf die pfeiferauchende Bildhauerin. »Soll ich sie mal fragen?«
    »Das wäre nett. Es geht wirklich nur um eine halbe Stunde. Morgen, irgendwann.«
    »Moment.« Der Töpfer ging hinüber zum langen Tisch, hinter dem die Bildhauerin immer noch stand. Allerdings war die Pfeife inzwischen ausgegangen.
    Die beiden wechselten ein paar Worte; dann kam der Mann zurück.
    »Geht in Ordnung«, sagte er. »Sie will aber selber fahren; am besten sprechen Sie sich mit ihr ab.«
    Auf dem Rückweg zur Tränke pfiff Baltasar vor sich hin; Yü ging schweigend neben ihm her. Kurz vor Erreichen des Lokals blieb er stehen und hielt Matzbach am Arm fest.
    »Sag mir eines. Ich kenne dich und deine bescheuerten Einfälle nun schon lange genug – aber was soll das? Wozu hast du dieses Monstrum gekauft, zu diesem wahnsinnigen Preis?«
    Baltasar lächelte. »Als Geschenk. Weißt du denn nicht, was das ist?«
    »Ein Monstertopf. Wem willst du so was schenken?«
    »Mistress Wayne. Und das ist kein Monstertopf, sondern das erste mir je in die Augen gefallene Glirarium.«

18. Kapitel
    … die Glirarien im Rom der Kaiserzeit, jene Bilchmast-Anstalten, die ein einträgliches Geschäft gewesen sein müssen. Der fette Speiszeist war ja ein Leckerbissen für die Marmortafel des begüterten Schlemmers. Später dann wollte jeder Untertan des Römischen Weltreiches allsonntags seinen Glis esculentus in der Kasserolle haben, und mit dieser unseligen Losung war der Untergang des Imperiums besiegelt. Die Götter blaßten. Die alte Bildung wurde beiseite geschoben. Der manchen Gottheiten heilige Fisch, er gelangte jetzt mit dem plebejischen Christentum zu ungeahnter Speisebedeutung und verdrängte rasch die gefeistete Zeismaus aus der Vormachtstellung, die sie in der Küche innehatte. Bald schon kamen die Bilchfarmen unter den Hammer, ein Konkurs jagte den anderen, und mit den entlassenen Mästerei-Sklaven gewannen halb- und vollmastige Haselmäuse zu tausenden ihre Freiheit …
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    Bist du denn sicher«, sagte Yü, »daß Madame gemästete Siebenschläfer mag?«
    Matzbach blickte ihn verwundert an. »Kennst du jemanden, der gemästete, mit einer Honig-Sesam-Krumen-Kruste versehene Siebenschläfer nicht mag?«
    »Wenn du mich
so
fragst … Ich habe noch keinen gefragt, und auch ein Testessen habe ich nicht veranstaltet.«
    »Siehst du.«
    Die
Tränke
war fast leer; zwei nachmittägliche Kölschtrinker schienen den Tresen festzuhalten, daß er nicht auf sie falle. Mertens deckte eben den letzten Tisch ein.
    »Die Herren Kunstmaler!« sagte er. »Ich hoffe, Sie hatten einen angenehmen Tag.«
    »Bisher ja. Die Fortsetzung liegt bei Ihnen.«
    Mertens ging zum Tresen, nahm ein Handtuch und begann, Gläser zu polieren. »Wie darf ich das verstehen?«
    »Gäbe es später etwas zur Vertreibung knurriger Hungergefühle?«
    »Ist schon ziemlich voll, aber …« Er ließ Handtuch und Glas fahren und

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