Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)
was wann wo gefördert worden ist.«
»Da kenne ich zwei oder drei, ja. Bei deinem nächsten Besuch bei mir such ich dir Adressen raus.« Sie hob das entliehene Glas und stieß damit gegen Yüs Pils. »Einverstanden mit dem Vorschlag? Ich heiße Wayne.«
Yü verneigte sich abermals, lächelnd. »Der minderwertige Yü dankt für die unverhoffte Auszeichnung und bittet, so angeredet zu werden.«
»Yü? Kein Vorname?«
»Lieber nicht. Ich habe mich nie daran gewöhnen können, auf Felix zu hören.«
»Arg ominös, der Name.« Wayne betrachtete Matzbachs Hände, die eine Zigarre aus dem Etui zupften. Als er ihr eine anbot, schüttelte sie den Kopf und zog ein Päckchen Zigaretten aus der Beintasche ihrer Jeans.
»Zu früh für so was Schweres; nicht vor dem Essen«, sagte sie.
Matzbach gab ihr Feuer, lehnte sich dann zurück und betrachtete sie, während sie sich mit Yü in eine Erörterung unheilvoller oder allzu optimistischer Vornamen stürzte. Dabei sagte er sich, daß es ihm Vergnügen bereitete, sie anzusehen – ein bewegliches, lebendiges Gesicht, dessen von der Zeit bestärkte Ausdruckskraft nicht durch Schminke oder gar Verbrechen kosmetischer Chirurgie betäubt war. Er stellte sich vor, über längere Zeit all das zu betrachten, die an der Spitze kaum bemerkbar nach links weisende schlanke Nase, die lebhaften Augen und die Brauen und die Lippen; dann dachte ein Drittel seines Hirns an andere, tiefer gelegene Landschaftsteile und deren vielerlei Aspekte, das zweite Drittel erwog die substanzlose Flüchtigkeit der bisherigen gegenseitigen Kenntnisse sowie auch, daß man jüngeren Frauen keine älteren Männer antun sollte; und das letzte Drittel rief die beiden anderen zur Ordnung. Ordnung hieß in diesem Fall: nicht träumen, Konzentration auf die weitere Planung des Abends.
Wayne hatte das Tagesgericht bestellt, das sehr bald kam. Als Gudrun es gebracht hatte, rief Knecht Recht durchs Lokal:
»Darf ich mich dazusetzen? Chefin?«
Bergedorf winkte. Matzbach sah, wie der junge Mann sich an der Gruppe Fleißner, Pittrich & Co vorbeidrückte, die eine Art Traube am diesseitigen Tresenende bildete. Dabei tauschte Recht mit irgendwem Blicke. Der Teil des Tauschs, den Matzbach sehen konnte, trug sich im Gesicht des Knechts zu und schien durchwirkt von gründlicher Abneigung und dem Versuch, diese nicht allzu deutlich zu zeigen.
Der junge Mann schnappte sich einen der freien Stühle am Nebentisch und setzte sich Baltasar gegenüber.
»Na?« sagte er.
»Selber na. Wen lieben Sie denn da so besonders?«
Recht starrte ihn verständnislos an. »Was meinen Sie?«
»Den Blick, den Sie einem von der Fleißnerei zugeworfen haben.«
Wayne, den Rücken zum größeren Teil des Lokals, wies mit der Gabel über die Schulter nach hinten. »Arrogantes Ekel, der Herr Doktor«, sagte sie. »Leider der einzige, den wir hier haben.«
»Mögen Sie ihn auch so gern?«
Recht grunzte. »Ich würde ihn ins Herz schließen, unter der Bedingung, daß mein Herz ein Knast ist und ich den Schlüssel wegwerfen kann.«
»Klingt wie
amour fou
. Beinahe.« Yü klopfte ihm auf die Schulter. »Lassen Sie sich von älteren Männern sagen, es geht vorbei.«
Der Knecht nickte. »Außerdem, was soll’s? Helfen tut’s eh nicht, wenn man sich ärgert; ist aber echt ätzend, der Typ.« Dann kicherte er leise. »Kleine Rachegelüste, und manchmal hat man so sein passend kleines Vergnügen.«
»Wie an der Tür klingeln und weglaufen?« sagte Matzbach.
»So ähnlich. Vor zwei Monaten hatte ich dicke Mandeln, wollt absolut nich besser werden. Da bin ich dann hin zu ihm, und eh er mir in den Hals kuckt, hält er mir erst mal Vorträge darüber, daß es unverschämt ist, mit schmierigen Pfoten bei ihm aufzutauchen.« Er betrachtete seine Hände, an denen Spuren von Maschinenöl hafteten. »Haben Sie schon mal nen Autobastler mit zartweißen Fingerchen gesehen?« Er unterbrach sich, um wie seine »Chefin« das Tagesgericht bei Gudrun zu bestellen und der Kellnerin das Gesäß zu tätscheln.
»Kannst du nicht bis später warten?« sagte sie.
»Muß ich wohl; hier geht’s ja nicht richtig.«
Als sie wieder gegangen war, sagte Yü: »War das die charmante Eröffnung oder die ebenso charmante Fortführung einer Beziehung?«
»Also, eröffnen muß man schon anders, aber vielleicht ist das bei Ihnen in China simpler.«
Yü grinste. »Im Reich der Mitte fragt man zuerst nach der Parteikarriere.«
»Sie wollten von Rachegelüsten erzählen«,
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