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Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)

Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)

Titel: Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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die Hände frei hatte, um ihre Bestellung aufzunehmen. Er stand mit dem Rücken zum Nebentisch, und Baltasar beantwortete das Zwinkern mit einem Blinzeln.
    Kurz nach acht, als bereits einige Esser gesättigt waren und die ersten Anwärter auf Plätze den Tresen niederdrückten, erschienen Knecht Ruprecht und Wayne Bergedorf in der Tür.
    »Sag nichts.« Matzbach hob den Arm und winkte. »Das soll eine Überraschung sein.«
    »Der Bilchtopf?« Yü gluckste. »Ich werde schweigen, du besonders häßliches Geschöpf.«
    Wayne und der Knecht wechselten ein paar Worte; dann ging er zum Tresen, während sie sich zwischen den Tischen hindurch zu Matzbach und Yü schlängelte und dabei nach Baltasars Schätzung etwa die Hälfte der Anwesenden grüßte.
    »Na, gesättigt?« Sie hauchte Matzbach einen Kuß auf die Nasenspitze und reichte Yü die Hand.
    Am Nebentisch verschluckte sich Pittrich arg demonstrativ und hustete.
    »Beinahe. Magst du dich setzen? Der Tisch leidet an einem ungenutzten Stuhl.«
    Sie lachte. »Ich hör das Tischlein jammern. Ja, danke. Habt ihr einen schönen Sonntag gehabt?«
    »Trefflich«, sagte Matzbach. »Wir haben die zugereisten Schönheiten des Dorfs bewundert und dann in der Gegend gestanden, um zu malen.«
    »Wirklich? Gemalt?« Sie klang skeptisch, lächelte aber, als sie weitersprach. »Eigentlich hatte ich euch eher für Fassadenkletterer oder Goldwäscher gehalten.«
    Yü hob sein Pilsglas. »Du sammelst heute aber nette Bezeichnungen, Junge. Erst ›besonders häßliches Geschöpf‹, aus dem Munde dieses hirnlosen Schönlings da drüben, und jetzt auch noch ›Fassadenkletterer‹. Daß ich das noch erleben durfte. Prost.«
    »Welcher hirnlose Schönling?« sagte sie.
    »Ich glaube, ich bin gemeint.« Pittrich hatte sein Dessert beendet und stand auf. Er stemmte die Hände in die Hüften und blickte auf Matzbach, Yü und Bergedorf herab.
    Wayne drehte sich um. »Ach, der Herr Abgeordnete.« Sie lachte leise. »Daß man Sie aber so schnell durchschaut hat, Exzellenz!«
    Pittrich ließ eine Hand von der Hüfte gleiten, mit der anderen fuhr er sich über die Augen. Als er wieder sichtbar wurde, grinste er.
    »Das kommt alles in die große Tüte. Irgendwie macht es mir allmählich Spaß.«
    »Das war aber nicht der Sinn der Übung«, sagte Baltasar. »Auf ein Wort noch, Herr Doktor.«
    Fleißner, der wie die anderen ebenfalls aufgestanden war und sich zum Tresen gewandt hatte, drehte sich um. »Ja?« Er klang abwehrend.
    »Ich hätte Sie später gern kurz unter vier Augen gesprochen. Wenn Sie noch ein Weilchen hier sind.«
    »Was wollen Sie von mir?« Dann winkte er ab. »Egal. Ich lege keinen Wert darauf, mit Ihnen zu reden. Noch kann ich mir meine Gesprächspartner wenigstens in der Freizeit aussuchen.«
    Als Fleißner & Co außer Hörweite waren, sagte Yü: »Charmantes Kerlchen. Was willst du von ihm?«
    Matzbach zwirbelte das Weinglas, in dem diesmal ein Rioja plätscherte. »Ich glaube, es ist Zeit, in die Offensive zu gehen.«
    Wayne blickte ihn an, dann Yü. »Ihr habt irgendwas vor, oder? Von wegen malen …«
    Yü verneigte sich im Sitzen. »Wie Lao-tse sagte, fühlen sich häßliche und dumme Männer nirgends wohler als in Gesellschaft kluger und schöner Frauen, da sie hoffen, daß durch längeren Kontakt eine Angleichung oder ein Tausch der Eigenschaften stattfindet.«
    Die nicht so verhuschte Gudrun kam, um abzuräumen und sich zu erkundigen, ob Frau Bergedorf schon bestellen oder warten wolle, bis auch Platz für Herrn Recht sei. Frau Bergedorf wollte bestellen; als sie dies getan hatte und Gudrun gegangen war, nahm Wayne einen Schluck aus Baltasars Glas.
    »Netter Rioja«, sagte sie. »Schaffst du die Flasche allein oder kann ich mich beteiligen?«
    »Sei mein Gast. Und beglücke mich, indem du einer Frage dein Ohr leihst.«
    »Er hat gern Gäste«, sagte Yü, »vor allem, wenn er nichts dafür tun muß.«
    »Ihr kennt euch schon länger, Jungs, oder?«
    »Leider«, sagte Matzbach.
    »Die Menge der verstrichenen Jahre«, sagte Yü, »gleicht dem Schnee, der erfrischt, ehe er schmilzt und alles besudelt.«
    Sie ächzte leise. »Meinst du, ich könnte es riskieren, ihm das Du anzubieten, oder redet er dann nur noch so?«
    »Ich fürchte, er könnte es gelegentlich unterlassen.«
    Wayne nahm wieder Matzbachs Glas. »Was für eine Frage?«
    »Kennst du jemanden von den Heimathegern, die die Grubenbahn polieren? Ich suche nach alten Geschichten. Zum Beispiel über die Schächte und

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