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Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)

Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)

Titel: Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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sehnsüchtigen Blick auf das zweite sagte er:
    »Ich wollte nicht allzu eindringlich fragen. Ich habe dezent, wie das so nicht deine Art ist, angedeutet, daß ich inzwischen clean bin, aber früher Goldstein für gewisse Dienstleistungen in Anspruch genommen habe.«
    »Du Käsebrot-Junkie! Hat er was gesagt?«
    »Er hat gekichert. ›Da sind Sie nicht der einzige‹, hat er gesagt. Und dann noch: ›Offenbar hatte der Gute Ärger mit alten Kollegen, Kunden oder Konkurrenten und mußte deshalb verschwinden.‹ Sagt er.«
    »Tja«, sagte Matzbach. »Wenn er das so sagt …«
    »Er könnte natürlich auch etwas anderes sagen. Oder es könnte etwas anderes dahinterstecken. Aber irgendwie …« Er griff zum zweiten Brot.
    »Könntest du die Prioritäten anders setzen? Erst die Debatte, dann die Gefräßigkeit?«
    »Du hast gut reden! Du hast dir den Wanst schon vollgeschlagen, als ich noch pflichtbewußt ermittelt habe.«
    Baltasar strich sich den Bauch. »Ich habe einen kleinen Mundvoll verzehrt, ohne jemanden dadurch zu beeinträchtigen. Oder, wenn zwei davon betroffen sein sollten, zu bezwieträchtigen. Ich bin sowieso weit rücksichtsvoller, als du meinst. Zum Beispiel rede ich jetzt völlig irrelevantes Zeug, nur damit du dein verkästes Brot essen kannst. Ich könnte jetzt auch quasseln, bis du mit Kauen und Schlucken und deinem Kaffee fertig bist. Aber das unterlasse ich jetzt hochnäsig.« Er hob die Nase.
    Yü kaute bedächtig zu Ende, trank einen Schluck Kaffee, einen zweiten; dann seufzte er, anscheinend zufrieden.
    »Irgendwie«, sagte er, »glaube ich, daß der Mann die Wahrheit sagt. Er hat sogar eine Erklärung für die Augenbinde der Justitia.«
    »Hat er dies?«
    »Er hat.« Yü schwieg.
    Matzbach schwieg.
    Yü hüstelte.
    Matzbach hüstelte und zog eine Zigarre aus dem Etui. Als er sie paffend in Gang gesetzt hatte, sagte er:
    »Wartest du darauf, daß ich dich jetzt frage, was genau er gesagt hat?«
    Yü lächelte; mit milder Stimme sagte er: »Ich warte darauf, daß du mich jetzt fragst, was genau er gesagt hat.«
    »Dann frage ich dich hiermit: Was, o Himmelsgeborener, hat er genau gesagt?«
    »Genau hat er gesagt, daß er das Tuch scheußlich fand und schnell loswerden wollte. Deshalb hat er es der Dame gegeben, die karikatureske Statuen verfertigt.«
    »Die Auskunft erscheint mir befriedigend. Oder jedenfalls glaubhaft.« Matzbach stand auf; er zwinkerte auf Yü hinab. »Es ist immer ein Vergnügen, mit einem freundlichen Menschen zu sprechen, der die nötigen Umgangsformen besitzt und Fragen befriedigend beantwortet. Ich danke dir.«
    Yü blinzelte zu ihm empor. »Was hebst du zu tun an?«
    »Ich werde mich jetzt ein wenig mit der Bildhauerin unterhalten und danach mit dem Töpfer.«
    »Soll ich dich begleiten? Darf ich dich alleinlassen?«
    »Ganz wie es Euch beliebt.«
    »Wenn ich das wüßte!«
    Aber dann stand Yü auf und folgte Baltasar.
    Die Bildhauerin, zum einen oder anderen ihrer Werke befragt, gab (mit Pfeife im Mund) bereitwillig Auskünfte. Als Matzbach sich erkundigte, wo sie so abenteuerliches Zubehör fände wie jenes seltsame türkisfarbene Tuch, sagte sie, das habe ihr »der Herr da drüben« gegeben, der es wiederum von einem Bekannten geschenkt bekommen habe.
    Der Töpfer war im Moment solo; er lehnte, die Arme verschränkt, an dem großen Echotopf, auf dem er zuvor den Takt zu seiner Rede geschlagen hatte.
    Baltasar räusperte sich. »Verzeihen Sie, wenn ich mich in Ihre Meditationen dränge, aber mich plagt ein Begehren.«
    Der Töpfer grinste. »Das, was Sie an mir sehen, ist ein Burnus, kein Kleidchen, guter Mann; und egal wie geschwollen Sie reden, ich bin für Ihre Begehrlichkeiten unzuständig.«
    »Freut mich. Es ging mir auch nur um dieses Objekt Ihrer Kunstfertigkeit.«
    »Das hier?« Er machte eine ruckartige, deutende Bewegung mit dem Kopf nach hinten.
    »Eben dies. Was, wenn ich fragen darf, ist das?«
    Der Mann hob die Schultern. »Objekt. Vase für Palmenwedel. Was Sie wollen. Sie können es auch als Ständer für besonders große Stelzen verwenden.«
    Matzbach trat neben ihn und schaute in den Makrotopf. Es war ein seltsames Gefäß, überall durchbrochen, wobei die Lükken wie Luftlöcher wirkten; an der Innenseite zogen sich in Spiralen Bänder von oben nach unten und wieder hinauf. Sie waren etwa eine halbe Hand breit, schnitten einander hier und da in zugleich aufsteigenden und abfallenden Kreuzungen, bildeten miteinander Tunnel und säumten eine Vielzahl von

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