Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)

Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)

Titel: Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
sagte Matzbach.
    »Ach so, ja. Jedenfalls hat er mich runtergemacht, wegen schmierige Pfoten und so. Ich war mit dem Fahrrad hin, hatt ich neben dem Haus abgestellt, im Feldweg. Da stand auch sein Auto. So’n Angeberschlitten, Gelände-Mercedes, als ob wir hier querfeldein fahren müßten. Wie ich rauskomm, hocken da ein paar Lümmel aus dem Dorf und schnitzen mit Fahrtenmesser am Vorderreifen rum. Wollen abhauen, aber ich sag, sie sollen ruhig weitermachen.« Er lachte.
    »Wie meinen Sie schnitzen?« sagte Baltasar. »Ein Loch und die Luft raus?«
    »Nee, war ne kosmetische Operation, könnt man sagen. Die haben am Rand vom Reifen die besonders schönen Profilknubbel abgeschnibbelt.«
    »Vielleicht wollten sie sie lochen, auf eine Schnur ziehen und einer Lümmelin aus dem Dorf als Kette andrehen. Oder einer, die keine Lümmelin ist, sondern, eh, tugendhaft.«
    Knecht Recht schnaufte leise. »Mann, Sie
haben
vielleicht Ideen!«
    Wayne Bergedorf hatte bei »tugendhaft« einen Moment das Kauen unterbrochen – wenn Matzbach sich nicht irrte. Er überlegte, ob er vielleicht noch etwas anderes äußern sollte, zum Beispiel etwas über tugendhafte Auf- oder Abwiegeler; aber dann sagte er sich, daß es müßig sei.
    Wie Wayne sagte, traf »man« sich sonntags in der
Tränke
, um sich für die Wiederaufnahme von Tätlichkeiten am Montag den passenden Depri anzutrinken.
    Einige Gäste aßen noch, die meisten hatten dies gegen halb zehn beendet. Man stand gedrängt im Freiraum vor dem Tresen, lehnte mit dem Gesäß an Stuhllehnen oder Tischkanten und redete laut durcheinander. Einige hatten sich auch – zumeist rittlings – auf Stühlen niedergelassen und bildeten eine Art stetiger Corona um die flackernden Gelichter des Kerns.
    Matzbach hatte den ersten Schluck aus der zweiten Flasche gekostet und goß Waynes Glas voll. Dabei sagte er nahe an ihrem Ohr:
    »Morgen haben die hier Ruhetag.«
    Sie bewegte den Kopf, um ihre Wange an seiner Nase zu reiben. »Wolltest du mich fragen, ob du beziehungsweise ihr beide umziehen könnt? Es gibt Gästebetten bei mir.«
    »Die Gästebetten soll Yü sämtlich bevölkern«, sagte er. »Ist das der Chefin zugänglich?«
    Mit einem kunstvoll schmachtenden Blick versengte sie ihm die Netzhaut. »Den Antrag hast du so charmant formuliert, daß ich kaum nein sagen kann.«
    »Außer, du gibst dir Mühe.«
    »Wozu soll ich mich bemühen, nein zu sagen, wenn ich ja meine?«
    »Ich werde dir die Füße küssen.«
    »Nur die Füße?«
    »Ach, war da noch was?« Er lachte. »Aber vielleicht überlegst du es dir ja noch anders; ich werde mich nämlich gleich ein bißchen schlecht benehmen.«
    Sie hob das Glas. »Darauf trinke ich doch glatt.«
    Lemberger kämpfte sich durch das Gewühl und blieb vor Matzbach stehen. »Darf ich mal kurz stören?«
    »Nur, wenn es was Unwichtiges ist.«
    Der Bestatter grinste. »Nett. Nee, eigentlich eher wichtig, aber das sage ich Ihnen besser ins Öhrchen.«
    Matzbach neigte den Kopf, so daß Lemberger ins genannte Objekt flüstern konnte..
    »Ich habe mit den alten Kollegen geklönt«, sagte er leise. »Goldstein ist wahrscheinlich vor etwas mehr als drei Wochen von Köln aus nach London und von da weiter nach Kolumbien geflogen. Angeblich gab’s Ärger wegen alter Drogengeschichten.«
    »Und da weint er sich jetzt bei den Baronen am Ouell des Stoffs aus?«
    »Kann sein. Jedenfalls braucht man ihn wohl nicht hier im Wald zu suchen. Und der Zettel in seinem Auto, von wegen Saujude, war wohl von ihm selbst, zur Ablenkung.« Nach einer winzigen Pause, in der er sich von Matzbachs Ohr entfernte, setzte er laut hinzu: »Wollten Sie uns nicht was deklamieren?«
    Fleißner, der die Frage gehört hatte, sagte: »Er könnte mich statt dessen auch kreuzweise, oder mir den Zapfenstreich blasen.«
    »Lohnt sich nicht; Ihr Zapfen ist zu klein.« Matzbach hob hoheitsvoll eine Augenbraue. »Und die Rosetten, die ich versilbere, suche ich mir selbst aus.«
    Der Wortwechsel, nicht eben diskret vollzogen, hatte sofort interessierte Hörer gefunden; einige mochten auf eine Fortsetzung erpicht sein. Jedenfalls war der Lärmpegel vorm Tresen schlagartig gesunken.
    In die hoffende Schweigsamkeit hinein sagte der kleine, hagere Verfasser des Handbuchs für verbale Selbstverteidigung:
    »Ach ja, bitte, rezitieren Sie doch etwas.« Mit einem flüchtigen Lächeln setzte er hinzu: »Notfalls auch ohne Rosetten und ähnliches Zubehör.«
    »Meinen Sie? Ganz ohne Rosette? Ein Jammer, aber

Weitere Kostenlose Bücher