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Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)

Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)

Titel: Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Schätze, nur noch einen Blick! –
    Starr und ewig schließt des Grabes Riegel,
    Dumpfer – dumpfer schollert’s überm Grab zum Hügel,
    Nimmer gibt das Grab zurück.«
    Gelächter und Applaus setzten ein; Matzbach wollte sich eben verneigen, und jemand in seiner Nähe sagte laut:
    »Unsägliches Machwerk, aber wunderbar vorgetragen. Von wem ist das denn?«
    Aber in diesem Moment brach Frau Fleißner in Tränen aus; der Arzt nahm sie am Arm und steuerte sie zur Tür, wobei er Baltasar böse anstarrte und sagte: »Sie sind ein unmöglicher Prolet.«
    Der Abgang setzte sich beinahe wellenförmig fort; auch Herms und Sager sowie Pittrich gingen hinaus, um ihre Freunde oder Gastgeber zu eskortieren.
    Betretenes Schweigen. Frau Behrendt, die in der Tür zur Küche gelehnt und gelauscht hatte, zwinkerte Matzbach zu, hob den Daumen. und verzog sich in ihr Reich.
    »Friedrich Schiller«, sagte Baltasar. »Und jetzt fällt mir ein, daß ich gestern die Gentlemen Lemberger, Lauritzen und Fischer zu einem Trunk einladen wollte. Oder war es ein Trank?«
    Irgendwann verschwand Knecht Recht und tauchte erst viel später wieder auf; in dieser Zeit war auch von der Kellnerin nichts zu sehen.
    Baltasar gelang es, dem schweigsamen Apotheker ein paar Halbsätze zu entlocken; Lemberger und Lauritzen waren erheblich redseliger. Insgesamt war es eine muntere Rederunde vor allem auf Kosten der abwesenden Fleißner-Herms-Sager-Pittrich-Crew, die bei allen gleich beliebt schien. Neben der lockeren Lästerei versuchte Matzbach ein paar versteckte Fragen loszuwerden, erhielt aber keine nützlichen Antworten.
    Als er sich endlich zu Wayne und Yü setzen konnte, sagte er:
    »Na, gründlich geplaudert? Ihr habt die ganze Zeit so ausgesehen, als ob ihr euch prächtig amüsiertet.«
    »Wenn die tiefen Reden der Weisen dem von fern Lauschenden als ödes Geblödel erscheinen«, sagte Yü, »mag dies an seinem Geistesmangel liegen.«
    Wayne deutete auf die dritte Flasche Rioja, die sie inzwischen angefordert und erhalten hatte. »Bedien dich. Yü hat mir viele nette Lügengeschichten erzählt.«
    Baltasar goß Wayne nach und füllte sein Glas. »Mit anderen Worten, er hat mich zu eurer Unterhaltung verleumdet.«
    »So ähnlich.«
    Er zwinkerte. »Gilt die Einladung trotzdem noch?«
    »Mehr denn je.« Sie legte ihre Hand auf seine.
    »Ihr seid mir zu innig«, sagte Yü. »Ich glaube, ich gehe schlafen. Ich könnte natürlich noch ein Bier trinken.«
    »Tu das.« Matzbach winkte dem Wirt.
    »Sagst du das, weil du findest, Chinesen sollten nicht so viel schlafen? Oder plagen dich andere Bedürfnisse?«
    »Ich wüßte von euch beiden gern, wie die Gesichter der Fleißnerei sich ausgemacht haben, als ich mich Schillers entledigte.«
    »Hast du nett gemacht, nebenbei«, sagte Wayne. »Stellst du wirklich so eine Anthologie zusammen?«
    »Nein; ich habe nur allerlei Unsinn gespeichert.« Er klopfte gegen seine Schläfe.
    »Holz?« sagte Yü.
    »Die organische Festplatte. Also, was war mit den Gesichtern?«
    »Zuerst haben sie gelauscht und gelegentlich sogar gelächelt«, sagte Yü. »Und dann fing Madame an zu weinen.«
    »Wann genau?«
    »Gegen Ende – als es nach dem heiteren Teil wieder gruftig wurde.«
    »Ich habe das anders gesehen.« Wayne spielte mit ihrem Glas.
    »Und zwar? Tu es mir kund, Holde.«
    »Ich hatte den Eindruck«, sagte sie langsam, wie zögernd, »als ob Frau Fleißner gegen Ende plötzlich beschlossen hätte, sie müßte jetzt weinen.«
    Yü kniff die Augen zu schmalen Schlitzen. »Kann sein.«
    »Würde passen«, murmelte Baltasar.
    »Wozu?« Wayne hatte die Brauen gehoben.
    Matzbach legte einen Finger an seinen Riechkolben. »Meine Nase, auf die fast immer Verlaß ist, sagt mir, daß Frau Fleißner sich zum Weinen überreden muß.«
    »Was meinst du? Die mangelnde Empfindsamkeit des undurchdringlichen Abendländers?« sagte Yü.
    »Ich habe eine Idee, was abgelaufen sein könnte. Aber dafür gibt es keinerlei Beweise.«
    »Dürfen wir mehr erfahren?«
    Baltasar machte ein weinerliches Gesicht. »Es bricht mir das Herz«, sagte er; dann, an Mertens gewandt, der neben ihnen auftauchte: »Der Chinamann hätte gern noch ein Pils.«
    »Das bricht dir das Herz?« sagte Wayne.
    »Nein – daß ich euch noch nichts erzählen kann.«
    »Warum nicht?«
    »Entweder stimmt ihr mir zu; das hieße, alles wäre offensichtlich. Oder ihr widersprecht mir, und das ertrüge mein armes Herze nimmer.«
    »Müssen wir uns lange gedulden?« sagte

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