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Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)

Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)

Titel: Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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beruhigte: Bestätigung von negativen Annahmen; eine positive Überraschung hätte ihn beunruhigen oder gar deprimieren müssen. Er plünderte leise pfeifend den Automaten und ging zurück zum VW-Bus. Ehe er einstieg, streifte er die Kirche und ihr Zubehör – Friedhofsmauer, Pfarrhaus, verglasten Schaukasten, antike Gittertore – mit einem halbinteressierten Blick.
    »Muß man sich da was ansehen?« sagte er, als er wieder im Wagen saß.
    »Wo? In der Kirche? Bergisch neobarocke Beichtstühle«, sagte Frau Nathe. »Es sei denn. Sie interessieren sich für die Gemeinde; dann empfehle ich den Schaukasten mit wichtigen Infos und neckischen Fotos.«
    »Ach nein, danke, dann wohl doch lieber nicht.«
    Die Fahrt zum Hof von Wayne Bergedorf dauerte höchstens zehn Minuten, die Baltasar jedoch wie eine Stunde vorkamen. Bei jedem der zahlreichen Rumpler fürchtete er, von hinten ein Klirren und Scheppern zu hören.
    »Besorgt?« sagte die Bildhauerin irgendwann, als er sich zum achten Mal umdrehte, um durch das winzige Fensterchen auf die Ladefläche zu blicken, wo er nichts von dem Topf sah.
    »Besorgt nicht gerade. Das Kunstwerk ist nicht so furchtbar wesentlich. Ich habe nur keine Lust, gleich Scherben zusammenzukehren.«
    »Sie sind aber richtig sentimental, was?«
    »Häufig, vor allem gelegentlich, und dann auch bisweilen.«
    »Ah ja. Wohin fahren wir eigentlich? Sie haben bloß gesagt, daß es nicht weit ist.«
    »Da vorn gleich rechts, zu Frau Bergedorf.«
    Die Bildhauerin warf ihm einen Seitenblick zu, der spöttisch oder beifällig sein mochte, je nach Vorliebe des Deutenden. »Hey hey hey. Ist der Pott für
die

    »Wenn sie ihn annimmt, ja.«
    »Guten Geschmack haben Sie aber; hätt ich Ihnen bei Ihrem Gerede gar nicht zugetraut. Vor allem nicht bei dem Pott.«
    Baltasar zog es vor, nicht zu antworten.
    Als sie durch die Einfahrt auf den Hinterhof fuhren, kam Knecht Recht aus dem Stall; Sekunden später erschien Wayne in der grellen Tür des Hauses.
    »Netter Besuch so früh am Tag«, sagte sie. »Warum läßt du dich denn von Renate schippern?«
    »Er hat dir was Häßliches gekauft«, sagte Frau Nathe. »Wahrscheinlich, um sich von Anfang an zu disqualifizieren.«
    Matzbach klatschte in die Hände. »Kommt, los; reden können wir später. Packen Sie mal mit an, Knecht Ruprecht?«
    »Und was ist das?« sagte Wayne, als die drei Männer das Monster abgeladen hatten. Sie ging um den Topf herum, lugte durch die Durchbrechungen der Wand und schaute von oben auf die Höhlen und Serpentinenpfade des Inneren.
    »Ein Glirarium«, sagte Yü.
    »Ein was bitte?«
    Recht stand breitbeinig neben dem Kunstwerk und grinste. »Echt kraß, Mann«, sagte er.
    Frau Nathe hüstelte um den erloschenen Zigarillo herum. »Könnt ihr das später sortieren? Ich will wieder zurück.«
    »Kein Kaffee?« sagte Wayne.
    »Nächstes Mal.«
    »Dann haben wir noch die Finanzen zu regeln.« Matzbach ging zur Fahrerkabine des Busses. »Diskret, bitte.«
    Als der VW-Bus verschwunden war, trat Matzbach hinter Wayne, die sich leicht an ihn lehnte.
    »Und was soll das nun werden?« sagte sie.
    »Das ist, wie Yü schon treffend sagte, ein Glirarium.«
    »Aha. Und das wäre?«
    »Ein altrömischer Behälter zur pfleglichen Aufnahme zahlreicher Exemplare der Gattung
glis esculentus
, vulgo Siebenschläfer oder auch Bilch. Man mästet sie, bis sie sich richtig wohlfühlen, und dann ißt man sie.«
    »Stehen die nicht unter Naturschutz?« sagte der Knecht.
    »Das mag sein.« Matzbach legte die Hände an Waynes Hüften. »Aber wenn es dem Bilche natürlich ist, von feinmäuligen Menschen verspiesen zu werden, sollte man diese seine Natur entsprechend schützen. Jedenfalls dachte ich, wozu soll ich dir Blumen mitbringen? Lieber gleich eine Vase. Und zwar eine, die man auch anders verwenden kann. Außerdem paßt sie, finde ich, gut zu deiner Sammlung heroischer Geschirrstücke.«
    »Du meinst das richtig ernst, ja?« Wayne drehte sich um und blinzelte schnell; vielleicht, um eine Spur von Feuchtigkeit zu verbergen. »Da bin ich aber gerührt.« Sie rieb ihre Wange an seiner.
    Matzbach räusperte sich. »Irgendwer hat mal gesagt, große Männer brauchten keine große Frau; sie gäben sich mit zwei kleinen zufrieden. Ich finde es nicht nachteilig, daß du so groß bist; andernfalls müßte ich mich bücken, damit du meine Wange erreichst. Und ich bücke mich nicht gern.«
    Sie gluckste leise. »Kaffee? Kommt rein, Jungs.«
    »Zwei Fragen hätte ich«,

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