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Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)

Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)

Titel: Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Wayne.
    »Morgen abend hoffe ich, klüger zu sein als heute.«
    Yü nickte. »Das wäre nicht schlecht, aber dazu gehört nicht viel.«
    »Und vielleicht erzählt ihr zwei Maler mir dann auch, was ihr eigentlich treibt.«

19. Kapitel
    Omen:
Zeichen, daß bald was passiert, wenn nicht bald was passiert.
    A MBROSE B IERCE
    Das Frühstück wurde von Gudrun serviert; die Wirtsleute waren schon sehr früh aufgebrochen. Nach Köln, wie die Kellnerin sagte. Matzbach behauptete, er habe heute seinen großzügigen Tag.
    »Heißt das, du willst unsere Rechnungen komplett bezahlen?« sagte Yü.
    »So fühle ich mich. Weil ich meinen großzügigen Tag habe. Ich will dich aber nicht beschämen, deshalb überlasse ich das Bezahlen dir. Du darfst dafür gleich die DS fahren.«
    »Wenn das nur kein schlechtes Omen ist.«
    »Meinst du, es wäre ein Reisetag der schlechten Art, an dem die Speichen von den Rädern fallen?«
    Yü machte ein unwirsch sein sollendes Gesicht. »Ach, hör doch auf mit deinen blöden Chinoiserien.«
    Nachdem er die Rechnung beglichen hatte, holten sie ihr Gepäck und stopften es in den Wagen. Yü chauffierte vorsichtig zum Hof des Töpfers und der Bildhauerin. Dort stand ein alter, zum Pick-up coupierter VW-Bus.
    Matzbach ging einmal um das Gefährt. »Es gibt«, sagte er versonnen, »Autos und Autos. Dies hier sieht – tja, wie sieht es aus?«
    »Wie dein Innenleben? Karg und von Rost und Motten zerfressen?«
    »Eher morsch, möchte ich sprechen – wie deine Erinnerungen an Jugendphasen.«
    Neben ihnen öffnete sich die Tür zu den Geräumlichkeiten der Bildhauerin. Sie schien die letzten Äußerungen gehört zu haben.
    »Offenbar dränge ich mich in das Gespräch alter Freunde«, sagte sie. Der Pfeifenstiel lugte aus der Brusttasche ihres Jeans-Hemds, und im linken Mundwinkel hing ein Zigarillo mit Mundstück.
    »Teure Frau!« sagte Matzbach. »Jetzt, da ich Sie sehe und dies sage, fällt mir ein, daß ich noch zur Bank muß.«
    »Er ist ohnehin jetzt nicht da.« Mit dem Kinn wies sie auf die Behausung des Töpfers. »Wir machen gleich den kleinen Schlenker, dann können Sie mir die restliche Knete für ihn geben. Bank haben wir aber nicht, nur Automat.«
    »Wird reichen. Wie fangen wir’s an?«
    Sie hustete, ohne dafür den Zigarillo zu entfernen. »Sie beide packen an und ich dirigiere.«
    »Na gut.«
    Matzbach und Yü packten und hievten. Der Monstertopf, von Baltasar standhaft »Glirarium« genannt, wog mehr als zwei Zentner. Ihn auf die Ladefläche des alten VW-Busses zu stemmen, war weniger schwierig wegen des Gewichts – »Wir haben ja gut gefrühstückt«, sagte Yü –, sondern wegen der unhandlichen Form und der Zerbrechlichkeit des Materials.
    Irgendwie schafften sie es, die »Bilchtonne« (Yü) mit Decken, etlichen Gepäckstücken und zwei Abschleppseilen so zu befestigen, daß sie den Transport überstehen konnte.
    »Eh, Sie, wie heißen Sie eigentlich?? sagte Matzbach, als er wieder auf dem Boden des Hofs stand. »Damit ich Sie nicht dauernd mit ›eh Sie‹ anreden muß.«
    Die Bildhauerin nahm den Zigarillo aus dem Mund und nickte. Nachdem sie ihn wieder zurückgesteckt hatte, sagte sie: »Seh ich ein. Machen Sie aber bitte keine Wortspiele; die kenn ich alle längst.«
    »Ach ja? Worum geht’s denn dabei?«
    »Renate Nathe.« Sie buchstabierte den Nachnamen. »Also, meine Eltern, wissen Sie … Aber das können Sie sich ja denken. Und, bitte, nichts von drohender Wiedergeburt oder Renate kam aber nicht oder so, ja?«
    Yü öffnete den Mund, schloß ihn wieder und grinste.
    Baltasar wiegte den Kopf. »Haben Sie mal daran gedacht, sich anders zu nennen? Renate Ging, zum Beispiel, oder …«
    Sie unterbrach ihn. »Hören Sie auf; sonst fahr ich Sie mit Ihrem komischen Kübel gegen einen Baum.«
    Matzbach verstummte brav; ihm fielen zwar noch vorzügliche Varianten ein, aber eigentlich war es ihm zu früh am Tag für ausgiebiges Gerede.
    Frau Nathe fuhr voraus, mit einem schweigenden Matzbach auf dem Beifahrersitz; Yü folgte mit der DS. Sie verließen den Hof, bogen links in die Zuccalmagliostraße ab und gleich wieder rechts, um durch die enge Gasse zur Kirche zu kommen. Gegenüber dem Hauptportal befand sich in einem schieferverkleideten Bau das alte Postamt.
    »Im Vorraum gibt’s nen Bankautomat«, sagte die Bildhauerin. »Ich bleib solang hier im Halteverbot.«
    Matzbach vergewisserte sich, daß die Poststelle nur noch zehn Stunden in der Woche geöffnet war, was ihn irgendwie

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