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Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)

Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)

Titel: Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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hat er überhaupt nicht. Dicker, deine Logik!«
    Matzbach stützte sich auf die Stuhllehne, wobei er eine Verneigung andeutete. »Um Vergeblichkeit, Herr! Ich bin so etwas wie ein Hobbydetektiv und habe manchmal auch unangenehme Kunden, nicht nur lästige Freunde. Besser?«
    Yü ließ sich am Kopfende des Küchentischs nieder. »Ich ertrage es jedenfalls eher.«
    »Fein. Zu den unangenehmen Kunden, deren Auf- beziehungsweise Anträge ich nicht ausführen mag, gehörte auch ein gewisser Herr Tugendhaft, der seinen Sohn sucht.«
    Der Knecht kniff das linke Auge zu. Matzbach nahm an, daß die rechts von Ruprecht sitzende Gudrun es nicht sah.
    »Wenn Sie den Sohn finden«, sagte Tugendhaft junior, »haben Sie also nicht vor, dem Vater Bescheid zu sagen?«
    »Ich habe nicht vor, dem Vater je wieder zu begegnen. Ich fand ihn so unersprießlich, daß ich als sein Sohn wahrscheinlich nicht nur die Rheinseite, sondern lieber gleich den Kontinent gewechselt hätte.«
    »Na gut.« Ruprecht lächelte, »Damit ist der Fall für mich erledigt.«
    »War aber gut, daß wir mal darüber geredet haben«, sagte Matzbach.
    »Was haben Sie denn hier wirklich vor, wenn Sie keine verschwundenen Söhne suchen? Wollen Sie tatsächlich malen?« sagte der Knecht.
    »Zuerst mal würde ich gern was essen. – Yü, was ist mit dir?«
    »Reichen Brote und Rühreier?« sagte Wayne. »Spiegeleier? Schinken?«
    »Wunderbar.«
    Beim Essen – Yü fand Barolo zu Eiern mit Schinken irritierend, wehrte sich aber nicht – erzählte Matzbach einige zu diesem Zweck im Moment des Erzählens erfundene Detektivanekdoten, und bei der Verdauungszigarre befaßte er sich mit Klitterbach, dem vermeintlichen Schatz und dem Säugling.
    »Fleißner ist ein Stück Dreck«, sagte Gudrun mit verkniffenen Lippen. »Gehört nicht zu denen, die Kellner für Menschen halten.«
    »Und die anderen?«
    »Ach, seine Frau tut manchmal ganz umgänglich; ich glaube aber, sie ist ein kaltes Biest. Hermes, der Fernsehmensch, und die Sager gehen so, und der Herr Abgeordnete gibt sich meistens Mühe … sagen wir, er bemüht sich, wählbar zu wirken.«
    »Sind Sie von hier?«
    Sie nickte. »Ich war länger weg. Hab in Düsseldorf und Bonn, zwischendurch in Parma und Paris Sprachen studiert – Französisch und Italienisch.«
    »Brot- und bodenlos, wie?« Matzbach blies zwei miteinander verflochtene Kringel. »Lehrer werden nicht eingestellt, und die Geisteswissenschaften insgesamt sind den Machern suspekt. Ich nehme an, alles, was nicht unmittelbar wirtschaftlich oder politisch umgesetzt werden kann, wird demnächst abgeschafft. Aber wir wollten uns ja nicht melancholisch reden, indem wir uns mit den Analphabeten befassen, die sich die Republik unter den Nagel gerissen haben; wir waren bei den ähnlich trübsinnig stimmenden Fleißners. Irgendwie paßt mir das alles nicht zusammen. Wer einen Säugling entführt, will damit etwas erreichen; dazu gehört aber, daß man sich noch mal meldet und Forderungen stellt, oder? Und die Firma Hermes und Sager mit ihrer trefflichen Berichterstattung …«
    Gudrun winkte ab. »Ich kann Ihnen nicht viel dazu sagen. Nur das, was man im Dorf so weiß. Was alle wissen, ja?«
    »Wer könnte denn mehr wissen, außer den unmittelbar Beteiligten?«
    »Keine Ahnung.«
    »Was ist mit deiner Tante?« sagte Ruprecht.
    »Ach so. Ja, die könnte vielleicht mehr wissen, aber die ist ja weg.«
    »Wer bitte ist die löblich abwesende Tante?«
    Gudrun schob die Unterlippe vor. »Eigentlich keine richtige Tante – Nenntante. Und die ist wahnsinnig katholisch, rennt jede Woche zur Beichte, wobei ich nicht weiß, was sie zu beichten hat, so katholisch wie sie ist. Außerdem …« Sie breitete die Arme aus. »Außerdem ist sie nicht mehr hier.«
    »Aber wieso könnte sie mehr wissen?«
    »Die abwesende Tante ist die Hebamme«, sagte Wayne. Sie schob Matzbach den Korkenzieher und die nächste Flasche hin. »Machst du das?«
    »Mach ich.
Die
Hebamme heißt, es gibt nur die eine?«
    »Mehr oder minder. Die meisten Entbindungen finden in den nächsten Krankenhäusern statt; Tante Gerda hat dabei mitgemischt, aber auch bei den wenigen Hausgeburten. Und dann hat sie beschlossen, mit dreiundsechzig hätte sie jetzt genug Kinder in die Welt gehoben.«
    Matzbach blinzelte, während er geräuschlos den Korken aus der Flasche zog. Er schnüffelte daran, nickte, goß etwa zwei Fingerhüte voll in sein Glas und fischte mit spitzen Fingern ein paar Korkenkrümel heraus. »Wer

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