Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition)
hinaus, dann sehe ich nach meinem Besuch.«
Mit einem Winken gab er Dalziel zu verstehen, über die Treppe vorauszugehen. Er folgte ihm ohne Eile und sah daher zu spät, dass die Tür zum Salon offen stand. Gasthorpe hatte sie sicher nicht aufgelassen, aber wenn man wusste, wer dort in dem Zimmer wartete, war es nicht schwer, sich vorzustellen, warum sie nicht geschlossen war.
Ohne etwas zu bemerken, durchquerte Dalziel vor ihm die Eingangshalle, und diejenige im Zimmer erhaschte einen Blick auf sein Gesicht.
Das, überlegte Jack, versprach interessant zu werden.
12
Nicht nur interessant, sondern auch aufschlussreich.
Dalziel erreichte die Haustür und blieb stehen, bevor er die Anwesenheit von jemandem spürte. Er drehte sich zum Salon um; von der Stelle, an der er stand, hatte er einen ungehinderten Blick in das Zimmer.
Jack trat zu ihm, und weil er ihn beobachtete, entging ihm das unmerkliche Versteifen von Dalziels Schultern unter dem eleganten Rock nicht, aber dann verbeugte er sich, korrekt und distanziert, in Richtung Salon, ehe er sich umwandte.
Jacks Miene blieb ausdruckslos und unbekümmert, als habe er von dem kleinen Zwischenfall nichts mitbekommen. Er öffnete die Tür und ließ seinen früheren Vorgesetzten hinaus. Dann begab er sich neugierig in den Salon.
Clarice stand vor dem Fenster, spähte durch die Vorhänge und blickte Dalziel hinterher. Jack schloss die Salontür. Sie drehte sich zu ihm um, die inzwischen vertraute Falte auf der Stirn.
»Wer ist das?«
Clarice schaute ihn an und blinzelte verwundert. »Weißt du das nicht?«
»Ich habe dir doch erzählt, wir kennen ihn nur als Dalziel.«
»Das ist dein früherer Kommandant?«
»Ja.« Jack blieb vor ihr stehen und betrachtete ihr Gesicht eindringlich. »Du hast ihn wiedererkannt, oder? Er hat dich auf jeden Fall erkannt.«
»Verdammt!« Die Falte wurde steiler. »Ich hasse das.«
»Was?«
»Dass er weiß, wer ich bin, mir aber sein Name nicht einfallen will.«
»Aber du kennst ihn?«
»Nein, nicht näher. Ich habe ihn schon einmal getroffen, aber das war vor vielen, vielen Jahren, bei Miranda Ffolliots Geburtstagsfeier. Ich war …« Sie unterbrach sich, dachte nach. »Ich war neun Jahre alt. Es war einer dieser Anlässe, an denen man teilnehmen musste. Er war älter, mindestens fünfzehn. Er war mit Mirandas ältestem Bruder in Eton, denke ich, obwohl das nicht der Grund war, weshalb er dort war. Alle Gäste, auch wenn wir noch Kinder waren, waren wie üblich aus einer bestimmten Absicht eingeladen worden.«
»Eheanbahnung im Kindesalter?«
»Man hielt es für klug, dass wir uns von Kindesbeinen an kannten.« Sie lächelte selbstironisch. »Man erwartete von uns, dass wir uns in diesem Kreis unsere Partner suchten.«
Jack lächelte sie an.
»Was tust du hier?«
»Ich bin gekommen, um mit dir alles Weitere abzusprechen.«
»Ich dachte, du wolltest zu deinem Bruder gehen?«
»Ich habe entschieden, dass es wenig bringt, wenn wir das Thema der Familie gegenüber ansprechen, ohne zu wissen, wie die Vorwürfe genau lauten. Ich will schließlich nicht hysterisch wirken, als reagierte ich angesichts eines lachhaft wirkendes Umstandes über.«
Zu ihrer Erleichterung nickte er.
»Dalziel kannte nicht die Einzelheiten der Vorwürfe, obwohl er bestätigt hat, dass die Behauptung, James habe Informationen an den Feind weitergegeben, vor dem Kirchengericht verhandelt werden soll.«
Clarice sah, dass er noch eine Menge mehr zu berichten
hatte. Sie ging zu einem Sessel und setzte sich, winkte ihn zu sich, damit er ihr gegenüber Platz nahm.
»Was hat er sonst noch gesagt?«
Er überlegte, wie viel er ihr mitteilen konnte, während er Platz nahm. Er lehnte sich entspannt zurück, sodass seine Schultern die weiche Lehne berührten, und erzählte ihr alles rückhaltlos. Sie hörte ihm aufmerksam zu, stellte Fragen, während er ihr in allen Einzelheiten den Kreuzzug seines früheren Kommandanten beschrieb, um den letzten Verräter zu entlarven, und warum das vermutlich der Grund für die Anschuldigungen gegen James war.
»Wie …?«, sie suchte nach dem passenden Wort, »teuflisch! James und sein Ruf, ja, sogar der der ganzen Familie wird dadurch gefährdet. Wer auch immer dieser Mensch ist, er hat absolut keine Skrupel.«
»Ich denke, davon können wir ausgehen.«
Jacks trockener Tonfall entging ihr nicht. Sie schaute ihm in die Augen.
»Ist es immer so bei Spionage? Dass man unterstellen kann, dass die andere Seite keine
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