Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition)
Sündenbock umgesehen… und ist auf James gestoßen.« Jack erkannte sogleich, warum er James ausgesucht hatte.
»Ja. James Altwood war eine überaus gerissene Wahl. Er hatte Zugriff auf Informationen, sammelte und studierte sie, die auch für das Militär interessant waren, und für die Napoleon und seine Generäle einen hohen Preis gezahlt hätten. Ich habe bislang noch nicht die Beweise für die Vorwürfe gesehen, da, wie wir beide wissen«, Dalziel lächelte Jack an, ein Lächeln, das seine Augen nicht erreichte, »James Altwood kein Verräter ist.«
Dalziel schwieg für einen Moment und fuhr fort: »Ich habe nie gefragt, ob Sie entgegen meiner Anordnung Altwood in Ihre Aufgabe eingeweiht haben, aber als Ihr Vater starb und Altwood geradewegs zu mir kam, um Ihnen die Nachricht zu übermitteln, war klar, dass er so viel wusste, um, wenn er ein Spion wäre, für Ihr Verschwinden zu sorgen.« Er zuckte die Achseln. »Da Sie hier sitzen, gesund und munter, ist Altwood kein Verräter, besonders unter Berücksichtigung Ihrer Überwachung von Elba. Von all meinen Agenten waren Sie derjenige, den Napoleon als Ersten hätte ausschalten müssen, als er seine Rückkehr plante. Sie sind aber noch am Leben, weil sie nie gewusst haben, dass es Sie überhaupt gab, und James Altwood kein Verräter ist. Kein Verräter, egal, wie sehr er Sie schätzte, hätte es unter diesen Umständen unterlassen, auf Sie aufmerksam zu machen. Vermögen sind schon mit weniger errungen worden.«
Dalziel stellte seine Tasse ab. »Das allerdings waren wichtige Fakten, die der wahre Schuldige nicht kannte. Er hat Altwood
gefunden und sein Potenzial ausgemacht. Eine Anklage wegen Hochverrats gegen ihn würde viel Aufsehen erregen. Und es gäbe noch mehr Aufsehen, wenn die Anklage sich als haltlos erwiese. Man kann sich mühelos ausmalen, in was für einem Licht das denjenigen dastehen lassen würde, der so unklug war, diese Anklage gegen Altwood voranzutreiben.«
»Sie.« Mit immer noch schmalen Augen verfolgte Jack diese Argumentation im Geiste weiter. »Der echte Verräter hat geglaubt, Sie würden sich auf James stürzen, ihn an der Kehle packen und vor Gericht schleifen und …«
»Sobald der Fall gescheitert ist – und der wahre Verräter wird sicherstellen, dass dies passiert und so viel Staub wie möglich aufgewirbelt wird –, dann würden alle zukünftigen Anklagen, die ich gegen jemanden erhebe, nicht nur nutzlos, sondern geradewegs lachhaft erscheinen.«
»Im Grunde genommen wird er Sie sehr wirkungsvoll ausschalten, wenigstens im Hinblick darauf, Verräter ihrer gerechten Strafe zuzuführen.«
»Genau.« Dalziel runzelte die Stirn. »Bevor wir zu weit vorausgreifen, für nichts von dem, was ich Ihnen gerade erzählt habe, gibt es Beweise. Was James Altwoods angebliche Weitergabe von Geheimnissen an die Franzosen angeht, kann ich bestätigen, dass es keinen Anhaltspunkt für solch einen Verdacht gibt, nur der Umstand, dass Altwood Zugriff auf heikle Informationen hatte und die Fähigkeit, sie zu verstehen.«
Dalziel sah Jack in die Augen. »Das ist freilich vielen bekannt. Oberflächlich betrachtet, scheint diese Anklage gegen Altwood aus kleinlicher Eifersucht entstanden zu sein oder dem Wunsch, Unruhe zu stiften. Das alles ist vielleicht gar nicht gegen Altwood gerichtet, sondern gegen seine Vorgesetzten oder Kirchengelehrte ganz allgemein. Es gibt an und für sich keinen Grund für die Annahme, dass die ganze Sache der Plan eines Verräters ist, aber meine Instinkte sagen mir, dass
es einfach zu gut passt, wenn ausgerechnet Altwood davon betroffen ist. Er ist nicht nur ein angesehener Gelehrter, seit Langem ein Fellow des Balliol College, sondern auch ein der Kirche angehörender Wissenschaftler, der das Ansehen des Bischofs und der Kirchenoberen genießt. Schlimm genug, wenn ich mit hineingezogen werde, aber zusätzlich ist er ein Altwood, wenn auch so etwas wie ein schwarzes Schaf. Das ist aber unerheblich. Für die gute Gesellschaft und die Regierung ist er dennoch ein Altwood. Wenn die Familie ihm hilft, womit ich fest rechne, dann wird jeder, der gegen ihn ermitteln will, einen sehr hässlichen Kampf auszufechten haben.«
Dem konnte Jack nur zustimmen. Die kaltblütige Absicht, die hinter diesem Plan steckte, wenn er denn wirklich von dem letzten noch unentdeckten Verräter stammte, war außergewöhnlich. Tony Blake und Charles Austell hatten die anderen Mitglieder des Bastion Club darüber unterrichtet, dass
Weitere Kostenlose Bücher