Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition)
Skrupel kennt?«
Er dachte darüber nach, dann sagte er:
»Es ist auf jeden Fall sicherer, das als Grundlage zu nehmen.«
Sie fragte sich, wie es wohl war, unter solchen Bedingungen zu arbeiten, wenn man niemandem vertrauen durfte. Das Wort »einsam« drängte sich ihr auf.
Aber solche Gedanken lenkten sie nur ab. Sie blickte zu Jack und wollte ihn gerade fragen, was sie tun sollten, als sie in seinen Augen flüchtig einen schmerzvollen Ausdruck wahrnahm. »Tut dein Kopf weh?«
Er zögerte, dann wurden seine Lippen schmal.
»Ja.« Er verzichtete darauf, es abzustreiten, und massierte seine Schläfen. »Die Fahrt in der Kutsche …«
Ganz gegen ihre Gewohnheit war sie besorgt.
»Du musst zum Arzt.« Sie stand auf und ging zur Klingelschnur. »Wie heißt er?«
»Nein, nein.« Er winkte sie zurück zu ihrem Sessel. »Ich war schon bei ihm. Gestern, nachdem ich das Hotel verlassen hatte.«
Zögernd ließ sie sich wieder auf den Sessel sinken.
»Du hattest da auch schon Schmerzen?«
Er schnitt eine Grimasse.
»Da fing es an.«
Jetzt, da er gezwungen gewesen war, es zuzugeben, schien er weniger abgeneigt, seinen Zustand mit ihr zu diskutieren. Das nutzte sie sofort aus.
»Was hat dein Arzt gesagt?«
Jack fuhr fort, sich die Schläfen zu reiben.
»Wenn du es genau wissen willst, er war von den Fortschritten beeindruckt, die ich gemacht habe.«
Sie schnaubte abfällig.
»Seit deiner Ankunft in Avening leidest du doch viel stärker unter Schmerzen.«
»Pringle sagt, es liege an der langen Kutschfahrt, verstärkt dadurch, dass ich nicht …«
Er brach ab, und ein verlegener Ausdruck flog über sein Gesicht. Er sah aus wie ein schuldbewusster kleiner Junge, der versehentlich ein Geheimnis ausgeplaudert hatte. Sie kniff die Augen zusammen und schaute ihn an.
»Dass du nicht was? «
Er wich ihrem Blick aus.
»Ach, ich bin nur einer gewissen Betätigung nicht nachgegangen. Wie es scheint, verringert sich dadurch die Häufigkeit und die Heftigkeit der Kopfschmerzen.«
»Nun gut.« Sie richtete sich auf. »Dann musst du dieser Betätigung unbedingt nachkommen.«
Verkniff er sich ein Lachen? Sie runzelte die Stirn. »Um was für eine Tätigkeit geht es denn?«
»Mach dir deswegen keine Gedanken – es ist kein Ritt durch den Park oder ein Spaziergang durch den Garten.« Er ließ seine Hände sinken und schaute sie an. »Wenn du es genau wissen willst, ich habe vor, mich heute Abend darum zu kümmern. Bis dahin werde ich es einfach aushalten müssen.«
»Jetzt sei nicht unvernünftig!« Sie sah ihm forschend in die Augen. »Du leidest Schmerzen – du siehst so aus, als ob dir der Kopf zu zerspringen droht. Wahrscheinlich kannst du nicht klar denken, und wir – James, ich, die Altwoods und die Regierung – brauchen dich in bester Verfassung. Also, was ist es? Kann man es jederzeit tun? Und wenn ja, warum dann nicht jetzt?«
Als er sie mit trotzigem Blick und zusammengepresstem Mund anschaute, wusste sie, dass er ihren Forderungen nicht nachkommen würde. Sie seufzte. »Nun gut.« Sie griff nach ihrem Retikül. »Dann werde ich wohl diesen Arzt aufsuchen müssen – Pringle, sagtest du? – und ihn selbst fragen, was du brauchst.«
Der Ausdruck in seinem Gesicht war unvergleichlich, eine Mischung aus Unglaube und Entsetzen.
»Das kannst du nicht tun.«
Sein Tonfall war flach, es war eine Feststellung.
Sie schaute auf ihn hinab und zog die Brauen hoch.
»Aber natürlich kann ich das.« Und sie würde es auch tun. Als sie sah, wie seine haselnussbraunen Augen sich durch den Schmerz trübten, verstärkte sich ihre Sorge mehr, als sie zugeben wollte.
Den Kopf gegen die Rückenlehne gelegt, starrte er sie an. Seine Miene war ausdruckslos. Aber trotz der schlimmen Schmerzen konnte sie die Gedanken sehen, die ihm durch den Sinn gingen, wie er abwog, es ihr zu sagen, oder es darauf ankommen
ließ und sie am Ende Pringle aufsuchte. Sein Brustkasten dehnte sich, als er tief Luft holte.
»Sex.«
Sie blinzelte verwirrt. Einen Augenblick lang wusste sie nicht, wie ihre Miene aussah, vermutlich restlos verblüfft. »Das hilft gegen die Schmerzen?« Sie ließ ihr Retikül auf den Tisch fallen.
»Offensichtlich.« Mit fest zusammengebissenen Zähnen gab er ihr ein Zeichen, sich wieder zu setzen. »Daher werde ich es bis heute Abend aushalten, und dann kümmern wir uns darum. Ich bin sicher, morgen früh bin ich wieder ganz der Alte.«
Sie stand da und runzelte die Stirn.
»Es gibt Zeiten,
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