Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition)
Dalziel weiter nach einem Verräter suchte, der sich geschickt verbarg. Man konnte so eine übertriebene Hartnäckigkeit auch als Besessenheit auslegen; aber Jack und die anderen Clubmitglieder taten das nicht. Sie kannten Dalziel, seine Instinkte, seine Gabe, Informationen auszuwerten. Wenn Dalziel glaubte, ein Verräter liefe noch frei herum, dann stützten sie seine Einschätzung.
»Also können die Vorwürfe gegen James der Plan eines Verräters sein, Ihre Glaubwürdigkeit zu untergraben, oder aber die Rache eines eifersüchtigen Rivalen, was weniger gefährlich wäre.«
Dalziel nickte und schaute Jack an.
»Gibt es einen Rivalen?«
Jack schnitt eine Grimasse.
»Es sieht wenigstens so aus. Er ist derjenige, der dem Bischof von den Vorwürfen berichtet hat. Und er ist James mehrmals unterlegen gewesen, was den wissenschaftlichen Erfolg und akademische Würden angeht.«
»Das würde ihn zu einem ausgezeichneten Bauernopfer für den wahren Verräter machen«, stellte Daziel fest.
Jack nickte. »Er steht ganz oben auf meiner Liste mit Leuten, die ich befragen möchte.« Er schaute Dalziel an und hob fragend eine Braue.
Dalziel seufzte.
»Ja, ich sehe, dass Ihre Anwesenheit hier ein Segen ist – ohne Ihre Verbindung zu Altwood könnte ich nicht direkt ermitteln. Daher tun Sie bitte, was Sie nicht lassen können, und stochern Sie ein wenig in der Sache herum. Stellen Sie Fragen und holen Sie Erkundigungen ein und was immer nötig ist, um die Anklage gegen Altwood zu entkräften. Halten Sie mich auf dem Laufenden über alles, was Sie herausfinden.«
»Und im Gegenzug?« Jack brauchte Dalziel, um ihm Türen zu öffnen, allerdings hatte er keine Ahnung, zu welchen Türen sein ehemaliger Vorgesetzter den Schlüssel besaß.
»Im Gegenzug werde ich Sie über alles unterrichten, was in dieser Angelegenheit über meinen Schreibtisch wandert. Und zusätzlich werde ich dem Bischof von London schreiben und ihn über zwei Sachen in Kenntnis setzen. Erstens, dass ich, nachdem ich von den Vorwürfen gehört habe und es zu einer Verhandlung kommen soll, mich näher damit befasst habe und keine Beweise dafür entdecken konnte, dass James Altwood Geheimnisse an den Feind verkauft hat. Natürlich wird Seine Lordschaft sich selbst eine Meinung bilden, basierend auf den Fakten, die ihm vorgelegt werden.« Dalziel erwiderte Jacks Blick. »Ich kann keine Erklärung abgeben, die den Verdacht erweckt, ich wollte der Kirche vorgreifen.«
Jack nickte.
»Und zweitens werde ich dem Bischof mitteilen, dass Sie ein Agent der Regierung sind, der über Erfahrung in solchen Dingen verfügt. Und dass Sie trotz Ihrer Verbindung zu Altwood ebenso vertrauenswürdig sind wie ich.«
Jack ließ sich seine Überraschung anmerken. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Dalziel die Türen des Lambeth-Palastes für ihn öffnen würde. Dass er das konnte, bestätigte nur die schon lange gehegte Vermutung, dass er ein Mitglied einer alteingesessenen Familie war, deren Beziehungen sich wie ein Netz durch die regierende Elite des Landes zogen.
Jack schaute Dalziel wieder an und sah die Belustigung in seinen dunklen Augen. Augen, das einem anderen Paar ähnelten, das er mittlerweile sehr gut kannte.
Dalziel erhob sich.
»Ich nehme an, das wird ausreichen?«
»Allerdings. Für den Moment wenigstens.« Jack stand auf und hielt ihm die Hand hin.
Dalziel ergriff sie. Dann ließ er sie los und drehte sich zur Tür um.
»Wenn Sie herausfinden können, wer sich hinter den Vorwürfen gegen James Altwood verbirgt, stehen das Land und ich erneut in Ihrer Schuld.« An der Tür blieb er stehen und sah Jack noch einmal an. »Und die Altwoods natürlich auch.«
Die leuchtende Intelligenz in Dalziels Augen verriet Jack, dass Daziel genau wusste, was er von den Altwoods als Ausgleich ihrer Schuld verlangen würde. Dalziel wusste nämlich über seine Beziehung zu Clarice Bescheid. Nur, wie viel und woher, würde wie immer ein Rätsel bleiben.
Resigniert lächelte Jack und griff nach dem Türknauf. Aber die Tür öffnete sich, bevor er ihn zu fassen bekam.
Gasthorpe stand draußen. Als er sie beide sah, machte er einen Schritt zurück. Er blickte Jack an:
»Ein… Eine Person wünscht Sie zu sprechen, Mylord. Sie wartet im Salon.«
Jack wusste sofort, wer gekommen war. Dalziel hingegen nicht, der nicht ahnen konnte, dass der Salon, der kleine Raum neben dem Eingang, dafür reserviert war, Damen zu empfangen.
Lächelnd nickte Jack.
»Ich bringe Mr. Dalziel
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