Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition)
zusammen. Clarice blickte ihn an. »Geht es dir gut?«
Er blies die Backen auf und begann die Stufen hinabzusteigen. »Ja, bestens.«
Sie schlenderten die Auffahrt hinab, während sie beide, davon war Jack überzeugt, die Frage beschäftigte: Was jetzt? Die Auffahrt machte vor dem Tor eine Kurve, und eine hohe Hecke verdeckte die Sicht vom Bischofspalast aus. An genau dieser Stelle im Schutz der Hecke stand eine Gestalt in Klerikerkleidung und wartete.
Als sie näher kamen, verriet sein eifriger Gesichtsausdruck und eine auffällige Ähnlichkeit mit Anthony, wer der Mann sein musste. Clarice bestätigte es.
»Teddy!«
»Clarice.« Teddy grinste einnehmend, als sie sich zu ihm in den Schatten stellten. Herzlich fasste er Clarice’ Hand, die sie ihm reichte, und zog sie näher, um sie auf die Wange zu küssen. »Ich kann gar nicht sagen, wie entzückt und erleichtert ich bin, dich zu sehen.«
»Das hier ist Lord Warnefleet.« Clarice machte einen Schritt zurück, damit sie sich die Hände schütteln konnten. Dann fragte sie: »Du hast von Anthony gehört?«
Teddy wurde ernst.
»Allerdings. Danke für deinen Brief. Anthony hat ebenfalls geschrieben. Ich hatte schon begonnen, mich zu wundern, aber dann dachte ich, der Schlingel hätte meine Nachricht übermittelt und sei dann einfach zu irgendeiner vergnüglichen Gesellschaft weitergereist.«
»Nein, keine vergnügliche Gesellschaft«, murmelte Jack. »Er kann von Glück sprechen, den Unfall so gut überstanden zu haben.«
»Ach ja?« Teddy schaute zu Clarice.
Sie nickte.
»Als wir aufbrachen, war er schon deutlich auf dem Wege der Besserung. Er wird bald wieder in London sein.«
Teddy schien etwas beruhigter zu sein, sah aber immer noch besorgt aus.
»Was ist mit James?« Er schaute von Clarice zu Jack.
»Wir haben mit dem Bischof gesprochen, und wir dürfen dem Gericht beiwohnen und Einblick in das Verfahren erhalten. Gerade kommen wir von Olsen. Er hat uns die Details gegeben.« Jack musterte Teddy. Er war etwa dreißig Jahre alt und schien vernünftig und zuverlässig zu sein. »Was können Sie uns über Diakon Humphries erzählen? Wir wissen von dem Lehrauftrag, der nicht an ihn, sondern an James ging.«
Teddy schnitt eine Grimasse.
»Humphries ist der dienstälteste Diakon, was auch der Grund dafür ist, dass er mit der Anklage so weit gekommen ist. Offenbar war er immer eifersüchtig auf James, sogar noch vor der Sache mit dem Forschungsstipendium, und seitdem… nun, wenn man sagte, er sei einäugig, was seine Abneigung angeht, so wäre das eine gewaltige Untertreibung. Wann immer James nach London kommt, tun der Bischof und Dekan Samuels alles in ihrer Macht Stehende, damit die beiden sich nicht begegnen. Letztes Mal haben sie Humphries mit irgendeinem Vorwand zum Dekan in Southampton geschickt. In den fünf Jahren, die ich nun schon beim Bischof bin, habe ich nie gehört, dass Humphries ein freundliches Wort über James verloren hätte.«
Jack runzelte die Stirn.
»Von dem gegenwärtigen Vorfall einmal abgesehen hat sich Humphries schon in der Vergangenheit damit hervorgetan, James anzugreifen?«
Teddy dachte nach, runzelte die Stirn und schüttelte den
Kopf. »Nein. Genau betrachtet gibt sich Humphries sogar große Mühe, James möglichst nicht zu erwähnen.«
»Also«, Jack steckte seine Hände in die Taschen, »sind diese Anschuldigungen durchaus ungewöhnlich für Humphries und eine Veränderung seines normalen Verhaltens James gegenüber.«
»Ja.« Teddy sah ihn leicht verwirrt an.
Jack verzog das Gesicht.
»Also muss man sich fragen, aus welchem Grund Humphries sein Verhalten geändert hat, warum jetzt?«
Teddy starrte ihn weiter an, blinzelte, dann weiteten sich seine Augen, als er Jacks Schlussfolgerungen verstand.
Clarice schnaubte leise.
»Der Kurier. Er ist mit Informationen aufgetaucht, bei denen sich Humphries, selbst wenn er keine Abneigung gegen James empfände, verpflichtet fühlen musste, sie dem Bischof mitzuteilen.«
Jack nickte.
»Allerdings, und nachdem er das getan hatte, sorgte Humphries’ Abneigung gegen James dafür, dass er nicht lockerließ und nachdrücklich verlangte, dass es eine offizielle Untersuchung geben müsse.«
Er und Clarice wechselten einen Blick, dann sahen sie beide Teddy an. »Haben Sie eine Ahnung, wer dieser Informant sein könnte?«, erkundigte sich Jack.
Mit großen Augen schüttelte Teddy den Kopf.
»Bis Sie ihn erwähnten, wusste ich gar nicht, dass es ihn gab.«
Knapp
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