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Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition)

Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition)

Titel: Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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früh am Tag zu stören.
    Nachdem sie ihr Dilemma also gelöst hatte, griff sie nach ihrem Hut.
     
    Celestine war seit neun Jahren ihre Modistin. Anfangs ein Neuankömmling in der Bruton Street hatte sich die junge Frau mit der Zeit einen Namen gemacht und war inzwischen eine Größe in der Modeszene Londons, sodass sie nun außer Clarice die Angehörigen der obersten Gesellschaftsschicht zu ihren Kunden zählte.
    Nur die Crème de la Crème der guten Gesellschaft; niemand sonst konnte sich auch nur die unscheinbarste der Kreationen der Modemacherin leisten.
    In ihren skandalträchtigeren Tagen hatte es Zeiten gegeben, in denen Clarice zu der unmodisch frühen Stunde um neun Uhr morgens in den Salon geschlüpft war, um die verächtlichen
Blicke ihrer Standesgenossinnen zu meiden. Jetzt stand sie hinter einer Abtrennung in einer Ecke des Salons und ließ sich von einer der Assistentinnen der Modistin in ein ziemlich gewagtes Kleid aus Seide in ihrem Lieblingspflaumenton helfen, während sie sich ins Gedächtnis rief, dass diese Tage längst hinter ihr lagen.
    Es war beinahe elf Uhr, und die eleganten Damen mit ihren Töchtern im Schlepptau zogen sich gewiss gerade die Handschuhe an, um gleich zu ihrem ersten morgendlichen Ausflug aufzubrechen, zu einem Morgentee, einem mondänen Besuchstag oder in die Bruton Street. Trotz der Jahre, die sie fort gewesen war, waren ihr die Gezeiten des Tagesablaufs der eleganten Welt in Fleisch und Blut übergegangen, und sie wusste, ohne nachdenken zu müssen, welche Beschäftigungen wann anstanden, als wäre sie selbst immer noch eine elegante Dame von Welt.
    Aber das war sie nicht mehr, und daher konnte sie tun und lassen, was ihr gefiel.
    Sie hob den Kopf, strich die Seide über ihren Hüften glatt und stand aufrecht, während die Assistentin das Korsett schnürte. Dann drehte sie sich halb um und schritt vor dem bodenlangen Spiegel auf und ab, begutachtete, wie die Rockfalten fielen und die Seide sich an ihre Figur schmiegte.
    Stellte sich vor, wie Jack wohl reagieren würde.
    Ihre Lippen verzogen sich. Gerade wollte sie die Assistentin bitten, Celestine zu holen, als sich die Eingangstür zum Salon öffnete und  – wie es sich anhörte  – eine ganze Horde geschwätziger Damen hereinkamen. Clarice hörte Celestine die Neuankömmlinge kühl begrüßen, Lady Grimwalde und die ältere Mrs. Raleigh, zwei alte Drachen mit besten Beziehungen, die beständig im Wettstreit standen um den Titel der bestinformierten Klatschbase der guten Gesellschaft.
    »Ich sage Ihnen, Henrietta, es ist wahr !« Lady Grimwalde
machte eine Pause und holte leicht pfeifend Luft. »Man stelle sich nur vor!« Hinter der Abtrennung konnte sich Clarice das Funkeln in den schwarzen Knopfaugen Ihrer Ladyschaft lebhaft vorstellen. » Was für ein Abstieg für diese grässliche Frau, einen Verräter in ihrer Familie zu haben.«
    Plötzlich legte sich Kälte wie ein Tuch über Clarice’ Schultern.
    »Ich finde es wirklich schwer zu glauben, Amabelle.« Mrs. Raleighs ruhigere Stimme klang milde tadelnd. »Es sind schließlich die Altwoods. Man sollte sich ganz sicher sein, ehe man solche Geschichten in Umlauf bringt.«
    »In der Tat, Henrietta, aber du kannst dich darauf verlassen, dass ich keinem Irrtum erlegen bin. Offenbar hat der Bischof von London die Angelegenheit bereits an die offiziellen Stellen weitergeleitet.«
    Clarice wartete nicht, bis sie mehr gehört hatte. Sie wusste genau, wie man Skandale im Keim erstickte, genau das hatte sie vor sieben Jahren versäumt. Sie ging schwungvoll um die Abtrennung herum.
    »Celestine? Könnten Sie bitte …«
    Sie stand wenige Meter entfernt von Amabelle Raleigh und Henrietta Grimwalde. Nichts an Clarice’ Auftreten oder ihrer Miene verriet, dass sie den Klatsch mit angehört hatte. Sie stand entspannt da, die Arme anmutig ausgestreckt, als wartete sie darauf, dass Celestine, die wie erstarrt zwischen den gegnerischen Parteien stand, den Fall des Stoffes bewunderte. Beide, Lady Grimwalde und Mrs. Raleigh, glotzten Clarice an, vermutlich vor allem wegen des gewagten Schnitts des Kleides mit dem tiefen Dekolleté, und es dauerte eine spannungsgeladene Weile, bis sie sie wiedererkannten.
    Dann rissen sie Mund und Augen auf. Zufrieden sah sie zu Celestine. »Ich denke, dieses Kleid ist genau das Richtige.« Sie wirbelte herum, sodass ihr verdutztes Publikum auch den noch
tiefer ausgeschnittenen Rücken sehen konnte. Sie bildete sich ein, sie hätte ein leises

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