Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition)
»Bitte.«
Jack, der Clarice genau beobachtete, entging nicht, dass sie innerlich mit sich rang. Natürlich war sie entschlossen, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um ihren Brüdern zu helfen, aber wenn sie sich ihnen gegenüber verpflichtete … dann wäre das bindend.
Als ihr Blick von Altons Gesicht zu seinem glitt, setzte er eine unergründliche Miene auf. In dieser Angelegenheit konnte er ihr keinen Rat geben. Sie kannte ihre Brüder und wusste viel besser als er, ob sie wirklich von Nutzen sein konnten, James’ Namen reinzuwaschen. Wie sie sich auch immer entschied, er würde sie dabei unterstützen.
Die Zerrissenheit, die kurz in ihren Augen zu sehen gewesen war, verschwand, und sie schaute Alton wieder an.
»Wenn ich euch dabei helfe, euch von Moira zu befreien …«
»Und die Gunst unserer Erwählten zu gewinnen«, warf Nigel ein.
Clarice blickte ihn an.
»Und den Weg freimache, damit ihr eure Damen für euch gewinnen könnt, falls ich das für euch tue, dann versprecht ihr, dass ihr uns dabei helft, James zu entlasten, auf welche Weise Jack und ich es für angebracht halten.«
Die Brüder warfen Jack einen Blick zu, den er gelassen erwiderte. Dann schauten sie einander an, kommunizierten schweigend. Jack beobachtete die Szene, die ihm einen Stich versetzte. Er hatte nie Geschwister gehabt, nicht einmal enge Freunde.
Niemals hatte er so etwas mit einem anderen Menschen erlebt.
Dann blickte Clarice ihm in die Augen. Er erkannte darin ihre Versicherung, dass die Hilfe ihrer Brüder die Mühe wert waren, dass sie ihnen ohnehin helfen würde; im Grunde genommen ging es darum, das Eisen zu schmieden, solange es heiß war.
Sie wandte sich ab.
»Wenn es euch bei der Entscheidungsfindung hilft, bedenkt auch, welchen Einfluss es auf eure Heiratspläne hat, wenn ein Familienmitglied des Hochverrats verdächtigt wird.«
Altons Lippen wurden schmal. Roger schob sein Kinn vor, und sein Blick trübte sich. Nigel fluchte tonlos und erntete dafür einen kleinen Tritt von seiner Schwester.
»He«, beschwerte er sich, »es stimmt doch. Aber egal«, er grinste wieder, »du weißt schließlich, dass wir dir ohnehin helfen werden und dass du der Versuchung nicht widerstehen kannst, uns zu helfen, daher schenken wir uns das. Also gut!« Er blickte von Clarice zu Alton. »Wo sollen wir anfangen?«
Clarice betrachtete Nigels eifriges Gesicht, dann sah sie zu Alton, ehe sie Jacks Blick auffing.
»Jack und sein Freund überprüfen die Fakten rund um die drei Treffen, die James angeblich mit einem französischen Kurier hatte. Sie sind besser als wir dazu geeignet. Wir«, sie schaute zu Alton, »müssen uns mit der anderen Seite dieser bedrohlichen Seite auseinandersetzen – der Gerüchteküche und den Klatschbasen. Als Erstes müssen wir herausfinden, wie weit sich die Gerüchte verbreitet haben. Sobald wir das wissen, können wir entscheiden, auf welchem Wege wir ihnen am besten begegnen.«
Alton runzelte die Stirn.
»Ich habe noch kein Gerücht gehört.«
»Sie werden auch nichts hören.« Jack blickte Alton an.
»Niemand wird etwas in Gegenwart der Mitglieder der Familie erwähnen. Sie werden die Letzten sein, die davon erfahren.«
»Und ich habe überhaupt nur davon gehört«, bemerkte Clarice, »weil ich bei meiner Modistin hinter der Abtrennung stand und diese alten Hexen Mrs. Raleigh und Lady Grimwalde mich nicht sehen konnten. Aber wie auch immer, ich hatte den Eindruck, als verbreite sich das Gerücht gerade erst.«
»Grimwalde und Raleigh?« Roger zog die Brauen zusammen. »Wenn man ein Gerücht in Umlauf bringen will, fallen einem genau diese beiden alten Schnepfen ein.«
»Richtig. Irgendjemand hatte Grimwalde etwas zugeflüstert. Raleigh hatte bis dahin noch nichts davon gehört. Wie auch immer, ich glaube nicht, dass sie noch ein Wort darüber verlieren werden, erst wenn sie mehr darüber hören.« Clarice sah zu ihren Brüdern. »Es ist mitten am Nachmittag. Viele Herren schauen in ihren Clubs vorbei. Wenn ihr die Runde macht, müsstet ihr euch eigentlich einen recht guten Eindruck verschaffen können, wie weit die Gerüchte gediehen sind.«
»Sie werden Freunde um Hilfe bitten müssen«, warf Jack ein. »In ihrer Gegenwart wird niemand etwas sagen.«
»Und was immer ihr hört, ihr dürft nicht – auf keinen Fall – darauf reagieren. Noch nicht.« Clarice blickte ihre Brüder der Reihe nach streng an. »Wir müssen erst eine Vorstellung davon bekommen, mit was für einem Problem
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