Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition)
wir es genau zu tun haben. Und dann können wir uns einen Plan überlegen. Wenn euch wider Erwarten jemand direkt anspricht, stellt euch unwissend. Tut so, als hättet ihr nicht den blassesten Schimmer, wovon sie reden.« Sie machte eine Pause, dann fuhr sie fort: »Falls wir uns heute Abend wieder treffen …«
»Oh, wir werden uns ganz gewiss heute Abend sehen.« Alton blickte zu seinen Brüdern. »Wir möchten, dass du unsere zukünftigen Verlobten kennenlernst. Wir haben dafür gesorgt, dass du Einladungen zu den Bällen bekommst, die wir
heute besuchen. Wir treffen dich bei den Fortescues. Wir haben uns darauf geeinigt, dass Rogers Fall am dringendsten gelöst werden muss, dann meiner. Nigel«, Alton stieß seinen jüngsten Bruder mit der Stiefelspitze an, »kann schön warten, bis er an der Reihe ist.«
Clarice betrachtete ihren ältesten Bruder, während sich auf ihren Zügen eine Mischung aus hochmütiger Verärgerung und kühler Berechnung zeigte.
Jack gelang es, sein Lächeln zu verbergen, da er wusste, sie würde es nicht zu schätzen wissen. Sie hatte gewollt, dass Alton sein Leben und die Führung des Marquisats selbst in die Hand nahm, aber Jack bezweifelte, dass sie daran gedacht hatte, dass sie davon ebenfalls betroffen sein könnte.
Sie nickte.
»Gut. Wir treffen euch um zehn Uhr bei den Fortescues.«
Jack spürte Clarice’ Blick, sah sie aber nicht an; sie wusste, er würde sie zu allen Bällen und Gesellschaften begleiten, die sie zu besuchen entschied. Stattdessen beobachtete er die Reaktion ihrer Brüder auf »Wir treffen euch«. Sie waren sich nicht sicher, wie sie das aufnehmen sollten, ob es ihnen gefiel.
Alton richtete seine dunklen Augen auf Clarice. Jack hatte den Eindruck, als bereitete er sich auf eine Schlacht vor.
»Da ist noch etwas, Clary – wir möchten, dass du heimkommst. Du sollst mit uns nach Hause kommen und wieder in Melton House leben.«
Sie schaute ihn unverkennbar überrascht an, dann folgte ein Augenblick des Zögerns, als sie in sich lauschte, was, wie Jack wusste, hieß, dass sie nachdachte, bevor sie handelte.
Sein Herz stolperte, stockte kurz. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass ihre Brüder sie vermisst hatten und sie herzlich willkommen heißen würden. Gebraucht und derart geschätzt zu werden war Balsam für Frauen ihres Kalibers.
Jack holte Luft und wartete. Es gab nichts, was er tun
konnte, um ihre Entscheidung zu beeinflussen, nicht solange ihre Brüder dabei waren, bereit, ihr beim geringsten Zeichen zu Hilfe zu kommen. Sie würden sich ohne Zögern zwischen sie und ihn stellen, wenn sie es zuließe.
Er blickte sie kurz an, vergewisserte sich, dass sie ihn und nicht sie beobachteten. Auch wenn sie momentan in Schwierigkeiten steckten, so waren sie doch keinesfalls auf den Kopf gefallen oder Schwächlinge. Es war, wie Clarice gesagt hatte: Sie hatten ihr Potenzial noch nicht erkannt, ihre Fähigkeit, Dinge in Angriff zu nehmen. Und sie liebten sie, das war offenkundig. Alle drei hatten genug gesehen, genug gespürt, um zu begreifen, dass zwischen ihr und ihm mehr war, eine Art Beziehung bestand. Von jetzt an würden sie ihn mit Adleraugen beobachten; ihm war das egal. Sie würden nichts entdecken, was Anlass zur Sorge gäbe, weil seine Absichten so ehrenwert waren, wie man es sich nur wünschen konnte.
Ihm ging durch den Kopf, dass er ihre Brüder für seine Kampagne, sie zu überzeugen, gewinnen könnte. Er blinzelte und schüttelte den Gedanken ab. Gleichgültig, wie verlockend die Vorstellung auch war, wie sehr sie ihn unterstützen würden, Clarice würde dahinterkommen und wütend sein. Es war nicht klug, Boudicca auf diese Art zu umwerben.
Die Brüder kannten und verstanden sie so gut wie er, und sie alle wussten, dass sie ihre Entscheidung selbst treffen würde, und wehe dem, der sich einzumischen versuchte.
Sie sah nicht Jack an, sondern zu Roger, Nigel und Alton.
Jacks Herz erstarrte in seiner Brust. Es war unerheblich, was in der Vergangenheit geschehen war, ihre Familie war ihr wichtig, vielleicht sehnte sie sich danach, zu ihnen zurückzukehren …
»Danke, aber nein. Ich bleibe lieber hier.« Clarice unterdrückte den Drang, zu Jack zu schauen. Alton runzelte die Stirn und öffnete den Mund, um ihr zu widersprechen, aber
sie hielt eine Hand hoch. »Nein. Das letzte Mal, als ich in Melton House war … Die Erinnerungen sind noch zu schmerzlich. Ich bin gegangen, das war ein sauberer Bruch. Es gibt keinen Grund,
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