Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition)
dazu; Lady Osbaldestone hat sie nur hochmütig angesehen und ist gegangen.«
Jack hob die Brauen.
»Das klingt, als könnte sie der Idee nicht abgeneigt sein, dabei zu helfen, deine Brüder aus Moiras Würgegriff zu befreien.«
Clarice’ Lippen zuckten.
»Was für ein Bild.«
Es klopfte an der Tür, und sie drehten sich beide um. »Herein!« , rief Clarice.
Die Tür öffnete sich, und ein Lakai mit einem kleinen Silbertablett kam ins Zimmer. Er ging zu Clarice und hielt es ihr hin.
Sie nahm die drei Karten, die darauf lagen, las sie und lächelte
dann fast ein wenig gerührt. Über das edle Papier hinweg schaute sie Jack an. »Meine Brüder. Alle drei.«
Damit legte sie die drei Karten wieder auf das Tablett und sah den Lakai an. »Bringen Sie die Herren nach oben.«
Als sich die Tür hinter dem Diener wieder geschlossen hatte, blickte sie Jack an. »Ich frage mich nur …«
Sie musste sich nicht lange warten. Es verging keine Minute, und ihre Brüder kamen, angeführt von Alton, in die Suite marschiert. Roger und Nigel lächelten unverhohlen erfreut, nahmen sie in die Arme, drückten sie überschwänglich an sich, ihre Warnungen, ihr Kleid nicht zu zerdrücken, nicht beachtend.
Einen Augenblick lang konnte man fast meinen, es habe sich nichts geändert, als wären die Jahre ausgelöscht, als wären sie ihre nur ein paar Jahre älteren Brüder, auf die sie ständig aufpassen musste. Aber sie sah, wie sie Jack anschauten, bemerkte ihre und seine Reaktion und wusste, dass die Dinge nie wieder so sein würden wie früher.
»Lord Warnefleet war so freundlich, mich nach London zu begleiten. Er ist ein enger Freund von James.« Sie stellte die Männer einander vor und lenkte die Unterhaltung entschlossen von ihr und Jack weg, der sich in ihrer Hotelsuite offenkundig ganz zu Hause fühlte und sich nicht die geringste Mühe gab, sein draufgängerisches Temperament zu kaschieren. Der unverhohlene Argwohn ihrer Brüder schien ihn zu reizen, noch besitzergreifender aufzutreten als sonst.
Am liebsten hätte sie ihnen allen fest gegen das Schienbein getreten.
»Alton, hast du etwas bei dem Bischof zu unseren Gunsten erreicht?«
»Ja.« Er grinste sie an, war mit einem Mal wieder der Alton von früher. »Mir ist wieder eingefallen, dass der alte Fotheringham sich oft bei White’s nach dem Lunch zum Dösen in
die Bibliothek zurückzieht – ein günstiger Ort, um seiner habhaft zu werden, dachte ich mir –, und so war es auch. Er grummelt gerne über seinen Bruder, den Bischof, über die Kirche, die sich zu wichtig nimmt und immer mehr anmaßt, und so weiter. Er war nur zu gerne bereit, seinem Bruder einen Brief zu schreiben, in dem er ihm – wie er es nannte – anriet, dem vollkommen vernünftigen Ansinnen der Altwoods stattzugeben und noch vor der offiziellen Anhörung durch einen privaten Mittelsmann der Familie die Beweise zu begutachten, die dem Bischof vorgelegt werden sollen.«
Alton schaute zu Jack.
»Ich habe selbst dafür gesorgt, dass einer der Lakaien von White’s den Brief zustellt. Es würde mich sehr überraschen, wenn der Bischof nicht nachgibt. Man sagt ihm nach, er wisse recht gut, woher der Wind weht, und habe vorhersehbare Ambitionen. Ich kann mir vorstellen, er wird die Gelegenheit nutzen, um …«
»Um sich beliebt zu machen?«, schlug Jack vor.
Alton lächelte zynisch.
»Genau.«
Er wandte sich wieder an Clarice und sprach weiter: »Aber nachdem ich nun mein Bestes für James getan habe, sind wir«, er vollführte eine ausholende Armbewegung, »gekommen, um uns dir auf Gnade und Ungnade auszuliefern. Wir wissen nicht mehr weiter mit Moira und ihren Intrigen und sind entschlossen, uns daraus zu befreien, aber dazu brauchen wir deine Hilfe.«
»Bevor du ja oder nein sagst«, Roger holte sich einen Stuhl und setzte sich neben Clarice, »wollen wir dir im Gegenzug ein Angebot machen. Du willst James entlasten, und dazu brauchst du Unterstützung, und zwar Unterstützung von uns.« Roger schaute Jack prüfend, aber nicht feindselig an. »Du wirst Fußsoldaten brauchen, und wir können gut Anweisungen befolgen.
Was auch immer du von uns verlangst, um James zu helfen, wir tun es liebend gerne. Im Gegenzug aber …«
»Im Gegenzug, liebste Schwester«, Nigel ließ sich vor Clarice’ Stuhl auf dem Boden nieder und grinste auf seine unverbesserliche Art, »möchten wir, dass du uns den Weg zum Altar ebnest.«
Alton stellte sich vor den Kamin, schaute sie an und sagte:
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