Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition)
stöhnte, schloss die Augen und ließ sich gegen die Stuhllehne sinken.
»Ich glaube das alles einfach nicht.«
Und doch, natürlich weckte sie das launische Interesse der Gesellschaft, wenn sie nach sieben Jahren Abstinenz zurückkehrte und mit einem gut aussehenden Lord Walzer tanzte, der selbst im Zentrum der Aufmerksamkeit ehestiftender Mütter stand.
»Macht nichts.« Abrupt setzte sie sich wieder auf und öffnete die Augen. »Was geschehen ist, ist geschehen, und wie du schon sagtest, es wird dabei helfen, James zu schützen.«
»Solange«, warf Alton ein, »du der Gerüchteküche weiter Nahrung gibst.«
Clarice schaute ihn an, erwischte ihn dabei, wie er mit Jack, der neben ihr saß, einen bedeutungsvollen Blick wechselte. »Was meinst du damit?«
Alton zuckte die Achseln.
»Ach, nur dass es für James hilfreich wäre, wenn du weiterhin an Abendgesellschaften teilnimmst, dich sehen lässt – das Übliche eben. Während sie sich auf dich konzentrieren, denken sie nicht über James nach.«
Clarice brachte ihre tiefe Abneigung für diesen Vorschlag mit einem angewiderten und abfälligen »Hm« zum Ausdruck.
Jack stellte seine Kaffeetasse ab und lenkte ihre Aufmerksamkeit auf sich. Er fing ihren Blick auf.
»Sieh es einfach so: Du erreichst dein eigentliches Ziel, nur auf anderem Weg. Bloß weil du es so nicht geplant hast, heißt
das ja nicht, dass es nicht funktioniert. Und, wie Melton ja bereits sagte, die gute Gesellschaft dazu zu bringen, sich auf dich zu konzentrieren, wird dich nicht viel Mühe kosten.«
Jack war nicht überrascht, als ein nachdenklicher Ausdruck in ihre Augen trat. Er hielt den Mund und warf Alton einen scharfen Blick zu, um sicherzugehen, dass er dasselbe tat. Clarice neigte den Kopf und wog die Vor- und Nachteile gegeneinander ab. Schließlich nickte sie zögernd.
»Gut. Aber nur, wenn das momentan der einzige Weg ist, um James’ Verteidigung voranzutreiben. Übrigens, bevor ich es vergesse«, sie schaute Alton an, »auch wenn ich nicht glaube, dass Moira zu drastischen Maßnahmen greifen wird, wie jemanden zu vergiften, frage ich mich angesichts ihrer Kampagne, euch in ihre Gewalt zu bringen, trotzdem, warum sie das alles tut. Sie ist reich, es kann ihr also nicht um Geld gehen, das sagtest du ja auch bereits. Also, um was dann?«
Roger schaute seine Brüder an, dann antwortete er:
»Das wissen wir nicht. Sie ist eine Frau. Muss es denn einen Grund geben?«
Clarice betrachtete ihn aus schmalen Augen.
»Ja, muss es. Und ich denke, ich weiß, warum. Carlton.«
Ihre Brüder blinzelten verständnislos. Jack hatte keine Ahnung, wer Carlton war.
Alton zog die Brauen zusammen.
»Die Nachfolge?«
Jack erinnerte sich, gehört zu haben, dass Moira die Mutter des jüngsten der vier Söhne des verstorbenen Marquis war.
»Nicht ganz.« Clarice setzte sich aufrechter hin. »Es käme nach gängiger Einschätzung einem Wunder gleich, wenn er erben würde, da ihr drei gesund und munter seid und in der Erbfolge nun einmal vor ihm steht. Allerdings, solange keiner von euch verheiratet ist und es keine Kinder gibt, dann … nun, Carlton hat einen gewissen Anspruch, das lässt sich nicht leugnen.
Er ist der Dritte in der Erbfolge und zehn Jahre jünger als Nigel. Wenn ihr drei als Junggesellen sterbt, dann erbt Carlton, egal, wie alt er zu dem Zeitpunkt sein wird. Solange niemand weiß, dass ihr drei heiraten werdet, denken alle, dass Carlton die Chance hat, irgendwann einmal die Nachfolge anzutreten und Marquis von Melton zu werden.«
»Also geht es doch um Geld. Die Geldverleiher …« Alton brach ab und runzelte die Stirn. »Nein, das ist nicht stichhaltig. Wenn er tief verschuldet wäre, hätte ich davon gehört.«
Clarice verzog den Mund.
»Ich habe dir doch gesagt, es ist nicht das Geld, worum es Moira geht, sondern ums Heiraten. Während ihr drei Junggesellen bleibt, kann Carlton sich weiter in den höchsten Kreisen nach einer Braut umsehen, aber sobald einer von euch eine Ehe ins Auge fasst, sinkt Carltons Heiratswert. Falls ihr alle drei heiratet, fällt Carlton auf den Stand eines einfachen jüngeren Sohnes mit null Aussichten. Moira möchte, dass die Familie ihrer zukünftigen Schwiegertochter so wohlhabend und einflussreich wie möglich ist, daher ist das Letzte, was sie gebrauchen kann, dass ihr drei heiratet – oder dass alle Welt erkennt, dass ihr drei heiraten wollt – bevor sie für Carlton eine Ehe arrangieren kann.«
Ihre Brüder wirkten
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