Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition)
über Ihren Cousin James und Hochverrat?«
Clarice holte tief Luft, sah kurz zu Jack, ehe sie in kurzen Zügen von James’ Schwierigkeiten berichtete. Sie vermied es, Einzelheiten zu erwähnen, wie beispielsweise, woher sie so genau wussten, dass James unschuldig war; sie sagte nur, sie arbeiteten daran, seine Unschuld zu beweisen, und seien zuversichtlich, damit Erfolg zu haben.
Während ihres Berichts wechselten Lady Osbaldestone und Jacks Tanten mehrmals bedeutungsvolle Blicke, die Jacks Instinkte weckten und ihn beunruhigten. Er und Clarice hatten sich darauf geeinigt, dass sie die Neugier der drei Damen, was die bislang unzulänglich unterdrückten Gerüchte anging, würden befriedigen müssen, damit sie ihnen halfen, mit Moira fertig zu werden.
Geschickt lenkte Clarice das Gespräch von dem ungerechtfertigten Vorwurf gegen James und den Folgen für die gesamte Familie auf die Schwierigkeiten, auf die ihre Brüder mit ihren Ehevorhaben gestoßen waren. Wieder erläuterte sie nicht alles bis ins letzte Detail, sondern überließ es der Phantasie der Damen, die Lücken zu füllen, zum Beispiel was an Moiras Drohung genau dran war. Bei drei Damen dieses Formats bestand nicht die Gefahr, dass sie falsche Schlüsse ziehen würden.
Es überraschte sie nicht, dass alle drei dieses Thema noch interessanter fanden. Während Clarice ihre Geschichte erzählte, leuchtete eifrig ihre Augen.
»Also«, schloss Clarice, »ich hoffe, dass ich auf Sie zählen darf, dass Sie mir Ihre Unterstützung gewähren, meinen Brüdern zu helfen, ihr Glück zu finden. Ich habe mich so lange nicht in der Gesellschaft bewegt, und angesichts der Umstände, die dazu geführt haben, dass ich London verlassen habe, bin ich mir sehr wohl darüber im Klaren, dass ich solche Hilfe brauche, wenn ich meinen Brüdern den Weg ebnen will.«
Sie schaute in die Runde. »Werden Sie mir helfen?«
Die Damen blickten einander wortlos an. Jack war nicht erstaunt, dass, nachdem die Entscheidung gefallen war, Lady Osbaldestone sie verkündete.
»Meine Liebe, wir sind sehr froh, dass Sie in die gute Gesellschaft zurückgekehrt sind, gleichgültig, was der Anlass dafür ist. Natürlich haben Sie unsere Unterstützung bei was auch immer Ihnen am besten erscheint, aber es gibt zwei Punkte, die
wir gerne erst geklärt hätten. Erstens, wir gehen davon aus, dass das in Bezug auf den Vorwurf des Hochverrats nicht nur für die Altwoods, sondern letztlich für Whitehall und die Regierung, sollte es zu einer Verhandlung kommen, … nun, nennen wir es mal ›unangenehme Folgen‹ hätte.«
Als Clarice nur blinzelte, schaute Lady Osbaldestone zu Jack. »Dalziel, nehme ich an? Ein schlimmer Junge, aber er kann recht nützlich sein.«
Jacks Miene wurde ausdruckslos. Anhand der abwartenden Blicke der beiden anderen Damen konnte er sehen, dass sie durch Lady Osbaldestones Worte nicht im Geringsten überrascht waren. Woher, zum Teufel, wussten sie von Dalziel? Und wenn sie von ihm wussten, worüber waren sie noch im Bilde?
Lady Osbaldestones Lächeln bekam etwas entschieden Hinterhältiges. »Sie haben nicht allen Ernstes geglaubt, wir wüssten nichts von solchen Sachen, oder?«
Jack rutschte auf seinem Stuhl hin und her und überlegte hastig, wie er darauf reagieren sollte. Einfach zu schweigen schien ihm am klügsten.
Lady Osbaldestones Miene wurde zynisch. »Es erleichtert Sie vielleicht zu erfahren, dass anders als manche Ihrer Geschlechtsgenossen, die wegen der Frage der Ehre in komplizierte Gewissenskonflikte geraten, wann immer das Wort ›Spion‹ fällt, die meisten Damen unseres Standes erleichtert sind, zu hören, dass andere – die mit der Verteidigung des Königreiches betraut sind – nicht so zimperlich sind.«
Ihre letzten Worte klangen verächtlich.
Jack war sich nicht sicher, ob ihre Anspielung allgemein gemeint war oder ob sie einen bestimmten unter Gewissenskonflikten leidenden Mann im Sinn hatte. Egal, er räumte ein:
»Whitehall zöge es in der Tat vor, wenn die Vorwürfe gegen James Altwood bereits im bischöflichen Gericht entkräftet würden, statt in ein öffentliches Verfahren zu münden, wo Einzelheiten
der Beweisführung einem breiten Publikum bekannt werden würden.«
Lady Osbaldestone nickte.
»Genau.« Sie blickte Clarice an. »Unsere andere Frage bezieht sich auf die Angelegenheit mit Ihren Brüdern. Haben Sie vor, den Einfluss Ihrer Stiefmutter ein für alle Mal zu vernichten, oder möchten Sie Ihren Brüdern nur helfen,
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