Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition)
unwahren zu entkräften. Ich habe mir die drei sogenannten Zeugen kurz angesehen, und von allen ist bekannt, dass sie ständig Geldnöte plagen.«
»Er wird ihnen Geld gegeben haben, kein Zweifel.« Jack grinste und entblößte seine Zähne. »Aber wenn Gold Lügen kaufen kann, kann mehr Gold auch die Wahrheit kaufen.«
»Stimmt. Aber ich nehme an, es gibt Vorbehalte, die Pläne dieses Kuriers zu durchkreuzen. Sie werden es ohne zu zögern tun, wenn sie glauben, man sei ihnen auf die Schliche gekommen, aber nachdem sie sein Geld genommen haben, brauchen sie eine Ausrede, um ihre Geschichten zu ändern.«
Sie verzogen die Gesichter; sie verstanden alle, wie ein unehrlicher Verstand arbeitete.
»Also«, fasste Jack zusammen, »besteht unser erster Zug darin, unsere eigenen glaubwürdigeren Zeugen zu finden.«
»Genau.« Christian blickte Jack an. »Trägt James Altwood eigentlich ständig einen Priesterkragen?«
Jack nickte.
»Er kleidet sich besser als der durchschnittliche Kirchenmann – gut geschnittene Röcke und Hosen, Stiefel von guter Qualität, aber immer mit Priesterkragen.«
Deverell lächelte voller Vorfreude.
»Was bedeutet, dass, wenn er je in diesen Schenken war, er ganz gewiss aufgefallen wäre.«
»Und daher würde man sich auch an ihn erinnern.« Tristan sah zu Jack. »Ich würde sagen, wir sind auf bestem Wege, die nötigen Beweise zu finden, nicht nur, um die drei Zwischenfälle, die den Kern der Vorwürfe bilden, in Zweifel zu ziehen, sondern um sie als unwahr zu entlarven. Und wenn das erreicht ist … vielleicht wäre es klug, diesem Diakon Humphries zu erklären, auf welch wackeligen Beinen seine Anklage nun steht?«
Jack nickte.
»Das scheint der schnellste und sauberste Weg, diese ganze Scharade zu einem stillen Ende zu bringen. Wir müssen Diakon Humphries erst noch treffen, aber es besteht Anlass zu der Hoffnung, dass uns dieses Vergnügen nicht mehr lange vorenthalten bleibt…« Jack schaute auf, als Gasthorpe eintrat. Aus der verunsicherten Miene des Majordomus erriet Jack, was er ihm mitteilen wollte.
»Mylord.« Gasthorpe wandte sich an Jack. »Die Dame, die schon einmal nach Ihnen verlangt hat, ist wieder da. Ich habe sie in den Salon geführt.«
Jack nickte und stand auf.
»Ich gehe nach unten.« Zu den anderen sagte er: »Lady Clarice Altwood.«
Alle drei sprangen sogleich auf.
»Wir kommen mit«, verkündete Deverell.
»Als moralische Unterstützung.« Ein spöttisches Glitzern stand in Christians Augen.
Jack brummte etwas, konnte aber keinen stichhaltigen Grund
vorbringen, um ihnen zu widersprechen. Vermutlich war es sogar eine gute Idee, wenn Clarice und seine drei Freunde sich kennenlernten.
Allerdings sorgte er dafür, als er den Salon betrat, dass die drei anderen direkt hinter ihm waren, sodass Clarice sie sogleich bemerken würde und sich nicht am Ende so benahm, als wären sie allein.
Tatsächlich richteten sich ihre dunklen Augen sogleich auf sein Gefolge. Er stellte sie vor. Mit ihrer gewohnten Selbstsicherheit gab sie ihnen die Hand, nahm ihre Verbeugungen zur Kenntnis und dankte ihnen für ihre Hilfe.
Dann richtete sich ihre Aufmerksamkeit auf ihn.
»Ich bin gekommen, um dir zu sagen, dass wir heute nicht in der Lage sein werden, mit Humphries zu sprechen.« Ihre Miene wurde kälter. »Offensichtlich streitet er mit dem Bischof darüber, ob wir mit einbezogen werden sollen.«
Jack hob unbeeindruckt die Brauen.
»Damit wird er nicht weit kommen.«
»Nein, aber er hält uns auf. Der Dekan sagt, er glaube, die Sache werde bis morgen Vormittag zu unseren Gunsten entschieden sein. Er hat vorgeschlagen, dass wir dann noch einmal vorsprechen.«
Clarice schaute die vier Herren vor sich an. Der Salon wirkte auf einmal viel kleiner. Ein Blick hatte gereicht, um ihr zu verraten, dass, egal wie elegant und weltgewandt sie nach außen hin wirkten, sie unter der Oberfläche so wie Jack waren. Sie setzte eine ermutigend interessierte Miene auf. »Jack hat erwähnt, dass Sie dabei helfen, die Beweise für die drei Treffen zu entkräften, auf denen die Anklage fußt. Haben Sie irgendetwas herausgefunden?«
Die drei anderen lächelten nur und sahen zu Jack. Sie unterdrückte ein Seufzen, weil sie ihr gegenüber so unempfänglich waren, und lächelte zurück. Mit ein paar knappen Worten umriss
er, was sie bislang entdeckt hatten und wie sie weiter vorzugehen beabsichtigten.
»Hmm.« Nachdem sie diese Neuigkeiten verdaut hatte, sagte sie zu Jack: »Davon
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