Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition)
passen, einfach so auch die andere Wange hinzuhalten.«
Sie sah ihn an, und Belustigung blitzte in ihren Augen auf. »Die Fähigkeit, mich aus der Ruhe zu bringen, ist ihnen schon vor langer Zeit abhandengekommen. Vor sieben Jahren, um genau zu sein.« Sie ging weiter und sagte zu ihm, so leise, dass nur er es hören konnte: »Selbst damals schon war mir klar, was sie zum Teil antrieb – die, die nur allzu bereit waren, mich in der Luft zu zerreißen, weil ich mich weigerte, zu heiraten. Ich habe mich nämlich das zu tun getraut, was sie nicht gewagt haben.« Sie hob den Blick und schaute ihm in die Augen. »Man muss immer einen gewissen Preis dafür zahlen, wenn man anderen zeigt, was sie hätten erreichen können, wenn sie nur stark genug gewesen wären.«
Sie blickte nach vorn, als sie sich dem Ende des Saales näherten. »Dass ich wieder hier bin und in den Kreisen akzeptiert werde, in die ich hineingeboren wurde, erscheint manchen selbst jetzt noch wie ein Sakrileg. Für sie war meine Verbannung die vorgesehene Bestrafung. Sie hätten damit leben können, wenn ich für mein Aufbegehren hätte bezahlen müssen.«
Sie legte den Kopf zur Seite, dachte nach, dann verzogen sich ihre Lippen. »Aber wenn du meinst, meine Reaktion sei ungewöhnlich milde, denk nur daran, was sie empfinden müssen. Dass ihre Verurteilung mir nichts anhaben kann, weil ich ihnen jeglichen Einfluss auf mein Leben verweigere, ihre Gehässigkeit nicht zur Kenntnis nehme und ihnen damit alle Macht nehme … das ist in ihren Augen die ultimative Zurückweisung.«
Er benötigte einen Augenblick, um nicht nur diesen Punkt zu begreifen, sondern die Vorgehensweise dahinter. Er setzte ein Lächeln auf, drückte ihr die Hand und sah ihr in die Augen, als sie aufblickte.
»Ich entschuldige mich – ich hätte nicht an dir zweifeln dürfen.«
Der Blick, den sie ihm zuwarf, war durch und durch Boudicca. »Allerdings.«
Sie entdeckten Alton und Sarah und verbrachten zehn Minuten mit ihnen, dann kam Roger, um sie zu holen und Alice’ Tante vorzustellen. Da Moira nicht anwesend war, nutzten sie die Gelegenheit, die Bekanntschaft zu vertiefen.
Danach schlenderten sie weiter, blieben immer wieder kurz stehen und unterhielten sich, aber nur wenn sie angesprochen wurden. Die meisten Annäherungen dieser Art waren schlicht neugieriger Natur; nur wenige verfolgten eine echte Absicht. Trotzdem entdeckte Jack, dass die Bemerkungen sich ähnelten, besonders die der kritischeren Gästen, wenn sie feststellten, dass sie Clarice mit ihrem boshaften Missfallen nichts anhaben konnten. Sie gaben auf kryptische Art und Weise zu verstehen, dass sie sich wenig verändert habe, da sie immer noch unverheiratet sei.
Aufgrund dessen, was er über sie wusste, und da er nun mal ein Mann war, dauerte es gute fünfzehn Minuten, bis der Groschen bei ihm fiel.
Sie hielten ihr in seiner Anwesenheit vor, dass Männer kein ernsthaftes Interesse an ihr hatten.
Er war so erbost, nicht nur ihretwegen, dass er sie zurück in die Eingangshalle brachte, sie in die Stadtkutsche verfrachtete, die Alton ihr zur Verfügung gestellt hatte, und mit ihr zum zweiten Ball des Abends weiterfuhr. Danach legte sich seine Wut, er konnte wieder klar denken. Und Pläne schmieden.
Als sie durch Lady Courtlands Ballsaal schritten und einige Anwesende ihnen eine ähnliche Reaktion entgegenbrachten, entschied er, wie er sich und damit auch in ihrem Namen verhalten würde.
Ein Blick in ihr Gesicht, auf dem sich kühler Hochmut widerspiegelte, den sie wie ein Schutzschild vor sich hertrug, legte die Vermutung nahe, dass seine Strategie zu erklären reine Zeitverschwendung wäre; wahrscheinlich würde sie sich weigern und es vorziehen, sich weiter unberührbar zu geben.
Ihre Strategie war ein Mittel gegen unverhohlene Missbilligung, allerdings war er überzeugt, dass sein Plan wesentlich wirkungsvoller war, um mit dieser anderen, möglicherweise verletzlicheren Bedrohung fertig zu werden.
Bei Lady Maxwell hatten sie nicht getanzt; die Tanzfläche war voll gewesen mit eifrigen jungen Damen und ihren Partnern, ein wenig einladendes Gedränge. Jetzt hingegen, sobald die ersten Klänge des Walzers ertönten, nahm er Clarice’ Hand, entschuldigte sie beide mit seinem gewohnten Charme bei den beiden Damen, mit denen sie sich unterhalten hatten, und entführte sie auf die Tanzfläche.
Clarice war nicht begeistert, aber da sie annahm, dass er zu Tode gelangweilt war und sich vielleicht ein wenig
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