Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition)
wir glauben, wie sie entkräftet werden können.«
Jack sah zu Teddy, der zu ihnen gestoßen war. Bei ihm und Olsen wäre sie sicher.
»Warum übernimmst du es nicht, unser Vorgehen Diakon Olsen und Teddy, wenn er Zeit hat, zu erläutern?«
Mit glänzenden Augen nickte Teddy.
»Ich wüsste gerne, was vor sich geht.«
»In der Zwischenzeit«, sagte Jack, »sollte ich am besten mit denen reden, die für uns die Beweise zu sammeln. Je schneller wir alles beisammenhaben, was wir brauchen, desto besser.«
Clarice wirkte verwundert, nickte aber.
»Gut. Ich nehme an, du wirst im Club sein, für den Fall, dass Humphries früher zurückkehrt als erwartet?«
»Ja.« Jack schaute ihr in die Augen. »Aber befrage ihn nicht ohne mich.«
Clarice lächelte und beruhigte ihn. Er hörte ihr mit zynischem Gesichtsausdruck zu, bestand darauf, dass sie es ihm versprach, dann beugte er sich über ihre Hand. Danach verabschiedete er sich von den anderen. Sie schaute ihm nach. Dann gestattete sie Olsen und Teddy, sie in Olsens Arbeitszimmer zu bringen.
Zwei Stunden später saß Jack möglichst unauffällig in einer Kneipe in den Gassen hinter Lambeth Palace. Halb zusammengesunken hockte er in einer nicht ganz so schmutzigen Ecke und bestellte sich einen Krug Ale, als die Schankmagd zu ihm trat und sich nach seinen Wünschen erkundigte. Er ließ seinen leer wirkenden Blick schweifen, nahm aber in Wahrheit genau wahr, wer außer ihm hier war.
Die anderen Besucher waren genauso heruntergekommene und raue Gesellen wie er. In seiner groben Arbeiterkleidung, von der Stoffmütze bis zu den abgetragenen Stiefeln, bezweifelte er, dass selbst Clarice ihn erkennen würde, von seinen Tanten oder Lady Osbaldestone ganz zu schweigen, gleichgültig, wie gut sie in solchen Angelegenheiten unterrichtet waren.
Während Deverell, Christian und Tristan nach Zeugen suchten, die die drei vermeintlich stattgefundenen Zusammenkünfte von James und seinem angeblichen Kurier widerlegen konnten, hatte er sich entschieden, sich mit einer Reihe von Treffen näher zu befassen, die nicht in den Anklagepunkten genannt wurden, aber größten Einfluss auf sie hatten.
Humphries musste sich mit seinem Informanten irgendwo getroffen haben – und zwar nicht im Bischofssitz. Teddy hatte
erfahren, dass die Pförtner zwar keine Besucher für ihn vorgelassen, dafür aber Nachrichten von zufällig ausgewählten Straßenjungen weitergeleitet hatten.
Was bestätigte, dass der Informant die Spielregeln kannte. Für die Pförtner waren alle Straßenjungen gleich, und sie konnten keinen identifizieren. Die Chancen, durch Zufall in einem Distrikt über einen der Burschen zu stolpern, in dem es von den kleinen Kerlen nur so wimmelte, waren gering.
Nachdem er einige dieser Botschaften erhalten hatte, hatte Humphries den Palast verlassen, er ging stets zu Fuß. Was bedeutete, dass der Treffpunkt aller Wahrscheinlichkeit nach in der Nähe lag. Jack hatte die Gegend ausgekundschaftet, war durch die Gassen um den Palast gestreift. Es gab hier keine Kaffeehäuser oder größeren Gasthöfe. Also hatte er sich in den Informanten hineinversetzt und sich im Geiste eine kurze Liste all der Kneipen gemacht, die die offenkundigen Anforderungen erfüllten – nicht zu weit vom Palast entfernt gelegen, nicht zu überlaufen und keine großen Einnahmen, kurz, kein Ort, an dem man eine ausgelassene Meute antraf, die sich am Ende daran erinnern würde, einen Kirchenmann und denjenigen gesehen zu haben, mit dem er sich getroffen hatte.
Er war bereits in zwei anderen Kneipen gewesen, aber in keiner hatte er die Sorte von Leuten angetroffen, die er suchte. Die Bischofsmütze, wie die Schenke hieß, in der er sich gerade befand, lag in einer engen Nebenstraße der Royal Street, ungefähr zehn Minuten zu Fuß vom Palast entfernt, wobei der Hauptteil des Weges durch die weitläufigen Grünanlagen um den Bischofssitz führte.
Von den drei Schenken war diese am vielversprechendsten. Das Innere war nur schwach erleuchtet und selbst am frühen Nachmittag ziemlich dunkel. Die Kundschaft wirkte verschlafen, verriet durch nichts Interesse an ihren Mitmenschen. Aber da waren zwei Paar wachsamer Augen – die der aufgeweckten
Schankmagd, und die einer alten Frau, die in der Ecke neben dem Kamin saß und aus einem Krug Ale trank.
Beide hatten ihn bemerkt, als er hereingekommen war. Die Schankmagd hatte ihm die Verkleidung als Arbeiter abgekauft, aber die Alte beobachtete ihn weiter
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