Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition)
ausgehend, dass wir im Palast nicht mehr erreichen können, habe ich die Gelegenheit genutzt und mich mit Sarah Haverling bei einem Nachmittagstee blicken lassen. Später findet ein Dinner statt, an dem wir teilnehmen sollten, und danach zwei Bälle.« Sie hob fragend eine Braue.
Er erwiderte ihren Blick, dann nickte er.
»Ich komme dich um acht Uhr abholen.«
Sie neigte königlich ihr Haupt, dann sah sie die anderen Männer an, stumme Zeugen, die ihr Bestes gaben, unauffällig zu wirken… oder wenigstens ahnungslos. Sie durchlebte den Moment noch einmal im Geiste, fragte sich, welchen Reim sie sich wohl darauf machten, und schüttelte die Unsicherheit ab.
Würdevoll verabschiedete sie sich. Sie verneigten sich lächelnd und zogen sich zurück und überließen es Jack, ihr in die Droschke zu helfen, die vor dem Haus noch auf sie wartete.
Auf dem Gehsteig blieben sie stehen. Er hob ihre Hand an seine Lippen und blickte ihr in die Augen, lächelte selbstironisch. »Benedict’s um acht.«
Mit einem Nicken gestattete sie ihm, ihr in die Kutsche zu helfen.
Jack schloss die Tür und machte einen Schritt zurück. Er beobachtete, wie die Kutsche die Straße hinabratterte, zurück nach Mayfair, in die Gesellschaftskreise, in die sie hineingeboren worden war, zu denen sie gehörte …
Er ging in den Club zurück und stieg die Stufen zur Bibliothek empor. Er betrat das Zimmer und hörte, wie Tristan Christian fragte:
»Sind alle Frauen so, die einen Marquis zum Vater haben?«
Jack stellte sich zu ihnen in den Kreis vor dem Kamin.
Christian hob die Brauen.
»Meine Schwestern haben eine ähnliche… Ausstrahlung. Allerdings nicht in dem Ausmaß wie Lady Clarice.« Christian lächelte Jack an. »Ich kann mir vorstellen, dass es nicht einfach ist, sie von einer einmal gefassten Entscheidung abzubringen.«
Jack brummte.
»Versuch es mal mit unmöglich, dann liegst du ziemlich richtig.«
»Egal«, sagte Tristan. »Wenigstens wirst du nicht durch weibliche Weichherzigkeit behindert werden, wenn es darum geht, diesem Schurken das Handwerk zu legen.«
Jack schnaubte.
»Es ist wahrscheinlicher, dass ich sie davon abhalten muss, dem Kerl einen zu endgültigen Vergeltungsschlag zu versetzen.«
»Zu endgültig?« Deverell wirkte verwundert. »Er ist schließlich ein Verräter.«
Jack runzelte die Stirn. Während sie sich unterhielten, hatte er im Kopf die gesammelten Informationen geordnet und von allen Seiten betrachtet.
»Genau genommen denke ich das nicht. Er ist nicht unser Mann, Dalziels letzter Verräter, sondern nur sein Henker. Und er ist ein Fremder. Seine Loyalität gehört der anderen Seite.«
Christian nickte.
»Eine feine, aber wichtige Unterscheidung.«
»Ihn zu fassen ist eine Sache«, erklärte Jack. »Ihn am Leben zu halten, könnte sich als sinnvoll erweisen.«
Am Kamin stehend sprachen sie weiter über Mutmaßungen und Schlussfolgerungen. Dann verabschiedeten sich Christian und Tristan und wünschten Jack viel Glück auf den abendlichen Veranstaltungen. Leise lachend entfernten sie sich. Jack warf ihnen einen vielsagenden Blick zu, wandte sich ab und ließ sich in einen der weich gepolsterten Ledersessel sinken.
Deverell ging zum Schrank mit den Spirituosen und goss
Brandy in zwei Gläser. Er reichte Jack eines und setzte sich auf den Sessel Jack gegenüber, zwischen ihnen stand ein kleiner Tisch.
Deverell hob sein Glas und trank; Jack tat es ihm nach.
»Ich bin beeindruckt«, teilte Deverell ihm mit, nicht wirklich spöttisch, sondern eher bewundernd. »Ich nehme an, daher weht der Wind jetzt?«
Jack erwog, es abzustreiten, entschied dann aber, dass es witzlos wäre.
»Ja, aber um Himmels willen, sie darf nichts merken.«
Deverell lehnte sich in seinem Sessel zurück und blinzelte verwirrt.
»Warum nicht?«
»Weil…« Jack ließ seinen Kopf nach hinten sinken, blickte zur Decke und antwortete:
»Ihre Meinung über Männer unseres Standes ist nicht sonderlich schmeichelhaft. Meide sie unter allen Umständen, es sei denn, es liegen handfeste Gründe vor, bringt es recht gut auf den Punkt. Wenn du das Wort ›Heirat‹ zu ›Herren unseres Standes‹ hinzufügst, wird die Sache sehr schnell unhaltbar.«
»Ah.« Deverells Ton war verständnisvoll. »Schlechte Erfahrungen?«
Jack nickte. Nach einem Moment sagte er mehr zu sich selbst: »Mir steht ein mühseliger Kampf bevor, sie zu überzeugen, ihre Meinung zu ändern.«
Deverell grinste.
Aus den Augenwinkeln bemerkte Jack Deverells
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