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Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition)

Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition)

Titel: Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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argwöhnisch unter ihrem zerfransten Schal hervor.
    Jack nahm an, dass, wie mit den Straßenjungen, der Exkurier verschiedene Treffpunkte benutzt haben konnte, aber er brauchte nur einen, der ihn gesehen hatte und ihn beschreiben konnte.
    Er stand auf und nahm sein Glas, gönnte sich einen langen Schluck und ging zu dem kleinen Kamin, in dem ein Feuer tapfer unter einem Stapel Torf ums Überleben kämpfte. Er stellte sich davor und tat so, als starrte er in die flackernden Flammen. Nach einem Moment des Schweigens sah er rasch zu der Alten auf der Bank neben dem Kamin und bemerkte die rasche Bewegung ihrer Augen, als sie wegschaute.
    Er blickte wieder in die Flammen, nahm noch einen Schluck aus seinem Glas und sprach sie an. Seine Stimme war so leise, dass nur sie ihn hören konnte.
    »Ich suche nach jemandem, der mir mehr über einen Mann sagen kann, der sich hier mit einem Kirchenmann getroffen hat, irgendwann in den vergangenen Monaten. Ich bin bereit, jedem eine hübsche Summe zu zahlen, der mir diesen Mann beschreiben kann  – nicht den Kirchenmann, sondern den anderen.«
    Er wartete geduldig, während eine geschlagene Minute verstrich, dann lachte die Alte leise.
    »Woher wollen Sie wissen, dass ich den Richtigen beschreibe? Ich könnte Ihnen irgendetwas sagen. Sie wären kein bisschen klüger, aber ich hätte Ihr Gold, um mich zu wärmen.«
    Bewegungslos sah Jack sie an, sah das Leuchten in ihren hellen Augen.
    »Wenn Sie den Mann beschreiben können, den ich suche, werden Sie mir auch den Kirchenmann beschreiben können.«
    Die hellen Augen weiteten sich, dann nickte die Alte.
    »Ein kluges Bürschchen, das sind Sie fürwahr. Der Kirchenmann ist groß, aber nicht so groß wie Sie. Er hat nur noch recht wenig Haare, sie sind braun und strähnig. Er macht sich gerne Sorgen, runzelt beständig die Stirn und ist kein lustiger Geselle, wie einige andere von ihnen. Er ist weder fett noch dürr, und er macht einen Schmollmund wie eine Frau.«
    Einen Anflug von Vorfreude niederringend  – ihre Beschreibung von Humphries war mehr als treffend  – grinste Jack ermutigend. »Stimmt. Und was ist mit dem anderen?« Wenn sie den Ex-Kurier auch nur annähernd so genau beschreiben konnte, war ihre Auskunft jeden Penny wert, den er bei sich hatte.
    Die Alte verzog das Gesicht und starrte durch den Schankraum. »Ähnliche Größe, vielleicht ein kleines Stück größer, aber schwerer gebaut, wie ein Fass. Er wirkte wie ein Faustkämpfer, obwohl er dafür zu gut gekleidet war. Aber er war kein Gentleman, allerdings auch kein Diener.« Sie machte eine Pause, dann fügte sie hinzu: »Und auch keiner von diesen Handelsleuten  – so sah er nicht aus.«
    Jacks Magen zog sich zusammen, und ein Schauer lief ihm über den Rücken.
    »Was ist mit seinem Gesicht?«
    »Blass, die Haut ist heller als bei den meisten Menschen, teigig, könnte man sagen. Und rund. Runde Augen und eine blasse kleine Nase. Und er hat mit einem fremden Akzent gesprochen. Ich habe nicht genug gehört, um mehr sagen zu können.« Die Alte blickte Jack an. »Reicht Ihnen das?«
    Jack nickte und griff in seine Tasche. Die Pennys ließ er außer Acht, nahm stattdessen einen Goldsovereign heraus und hielt ihn ihr hin.
    Die Augen der Alten leuchteten auf. Sie nahm ihn vorsichtig und untersuchte ihn. Dann sah sie Jack an, während ihre Hand mit der Münze unter ihren zerlumpten Kleidern verschwand. »Dafür«, sagte sie und musterte ihn mit schmalen Augen, als hätte sie ihre Meinung über ihn geändert, »bekommen Sie auch noch eine Warnung.«
    »Eine Warnung?«
    »Ja. Der Kerl, den Sie suchen. Er ist gefährlich. Sie haben sich hier zweimal getroffen. Beide Male ist der Mann der Kirche zuerst gegangen. Ich habe das Gesicht des anderen gesehen, sobald der Kirchenmann aus der Tür war. Er hat etwas geplant, und es war nichts Gutes. Er sah gefährlich aus, sogar richtiggehend böse. Wenn Sie also vorhaben, ihn zu suchen, seien Sie besser auf der Hut.«
    Jack lächelte freundlich. Dann zog er seine Mütze, verneigte sich schwungvoll und ging, ließ die Alte erfreut lachend zurück.
    Aber als er aus der Kneipe trat, verblasste sein Lächeln. Die Beschreibung der Alten wies zu viele Ähnlichkeiten mit Clarice’ Beschreibung des Mannes auf, der versucht hatte, Anthony von der Straße zu drängen, es musste sich um denselben Mann handeln. Was bedeutete, dass die Alte über eine ausgezeichnete Menschenkenntnis verfügte: Dieser Mann war wirklich

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