Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition)
sie nicht besorgt. Es war ihr egal, ob die ganze Welt erfuhr, dass sie bereit war, ihn in ihr Leben zu lassen. Ihr nahezukommen.
Sie schaute zu ihm, beobachtete ihn im Schlaf, ließ ihren Blick über sein Gesicht, die harten Züge, die kantigen Linien wandern. Sie spürte seine Stärke und den schweren Körper, der halb auf ihr lag.
Ihre Lippen verzogen sich; sie blickte zur Decke und freute sich unvermittelt über seine besitzergreifende Art.
Ein Aspekt seines Wesens, den er nie zu verbergen versucht hatte. Sie hatte es gleich von Anfang an bemerkt. Tief in ihrem Herzen wusste sie, dass er keine Bedrohung für sie darstellte.
Sie war sich nicht so sicher, warum. Vielleicht hatte es etwas mit der Verbindung zwischen ihnen zu tun, die Tag für Tag, Nacht für Nacht stärker wurde. Vielleicht fühlte sie sich nicht verletzlich, weil er aufgrund ihrer Verbindung ebenso verletzlich war.
Eine gemeinsame Bindung.
Sie streckte die Hand aus und spielte mit seinen Haaren, während sie nachdachte, was so eine Bindung bedeuten konnte.
Verstandesmäßig konnte sie diese Frage nicht beantworten. Ihre Gedanken schweiften ab.
Niemand, sie selbst eingeschlossen, hatte wissen können, dass, nachdem sie ihre Stellung in der Gesellschaft wider Erwarten zurückerobert hatte, sie sie gar nicht mehr für erstrebenswert halten würde. Dass das Leben in der Gesellschaft mit dem ständigen Trubel ihr nicht länger begehrenswert erschiene. Sie war so lange fort gewesen, dass der Reiz verblasst und schließlich verschwunden war. Vielleicht sollte sie ihrem Vater dafür dankbar sein? Nicht für die Verbannung, aber dafür, dass er sie gezwungen hatte, sich zu entscheiden.
Das Leben, wie Claire gesagt hatte, bestand daraus, die Wahl zu treffen und dann mit der Entscheidung zu leben. Einen Weg zu wählen, ihm zu folgen und zu sehen, wohin er führte, während man das Abenteuer genoss.
So, wie sie und Jack es von Beginn an getan hatten, seit sie sich begegnet waren.
Wenn ihre Mission hier zu Ende war, wenn sie James entlastet und ihre Brüder vor den Altar gebracht hatten, stand sie vor einer weiteren Wahl. Sich in ihr früheres Dasein zurückzuziehen, die Gesellschaft zu wählen, oder …
Sie versuchte sich zu konzentrieren, aber der Schlaf trübte ihren Verstand und übermannte sie, ehe sie sich darüber klar werden konnte, ob sie wirklich noch eine andere Alternative hatte, einen weiteren unerwarteten Weg, dem sie folgen konnte… oder ob sie einfach nur träumte.
»Der Bischof plant, morgen sein Gericht einzuberufen. Ich schlage vor, wir suchen ihn heute auf.« Jack blickte über den Tisch hinweg, auf dem er die gesammelten Beweise ausgebreitet hatte, Clarice an.
Es war nach zehn Uhr. Er war von einer morgendlichen Besprechung mit seinen Kameraden im Bastion Club zurückgekehrt und hatte ihr alles vorgelegt, was sie zusammengetragen hatten.
Er deutete auf die Papiere vor sich. »Das hier sind mehr als überzeugende Beweise, dass James nie an einem der Treffen teilgenommen hat, dass sie nie stattgefunden haben. Damit fehlt den Anschuldigungen jegliche Grundlage. Ich habe es mit den anderen diskutiert – wir sind der Ansicht, dass wir, sofern die Chance besteht, die ganze Anhörung verhindern sollten.«
Clarice nickte langsam und überlegte.
»Auf diese Weise gibt es keine formelle Anklage.«
»Genau. Also, gehen wir und suchen den Bischof auf?«
Sie erwiderte seinen Blick und nickte.
»Ja, lass uns gehen.«
Als sie am Bischofssitz ankamen, sprachen sie erst mit Dekan Samuels und Diakon Olsen. Der Dekan brachte ihre Nachricht direkt zum Bischof. Zehn Minuten später wurden sie zu einer Privataudienz vorgelassen.
»Nun denn.« Der Bischof schaute von Jack zu Clarice. »Der Dekan sagt mir, Sie hätten Neuigkeiten?«
Anhand seines Gesichtsausdrucks war es klar, dass er von ihnen Hilfe erwartete, um zu vermeiden, dass er im politischen Treibsand versank. Jack lächelte. Geschickt unterstützt von Clarice ging er die angeblichen Treffen und die Liste der Zeugen durch, die Diakon Humphries genannt hatte. Sie legten die unterzeichneten und beeideten Widerrufe ihrer Aussagen vor und berichteten ihm, dass die Zeugen von dem vermeintlichen Kurier bestochen worden seien, damit sie logen.
»Die Beschreibung des Mannes, der sich mit Diakon Humphries getroffen hat unter dem Vorwand, ihm Informationen zu geben, passt zu der von dem Mann, der den Zeugen Geld geboten hat, damit sie schwören, sie hätten James Altwood dabei
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