Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition)
Einstellung gewisser Herren ihr gegenüber gewandelt. Man musste nur an Emsworths Antrag denken.
Obwohl er ernsthaft bezweifelte, dass andere einen so entscheidenden Fehler begehen würden und er dafür gesorgt hatte, dass die Nachricht von Emsworths Missgeschick in allen schauerlichen Einzelheiten in den Clubs die Runde machte, so war das männliche Interesse an Clarice für seinen Geschmack auf ein gefährliches Niveau angestiegen.
Als er ihre sexuelle Attraktivität den Klatschbasen gewissermaßen ins Gesicht zu schleudern hatte, hatte er nicht bedacht, dass sie Söhne und Neffen hatten, die beständig nach Damen Ausschau hielten, die sinnliches Vergnügen versprachen.
Dennoch bedauerte er den Walzer keinen Moment lang; er musste einfach dafür sorgen, dass er immer an ihrer Seite blieb.
Das gelang ihm auch, aber die Nacht war schwül geworden. Die Luft im Ballsaal wurde immer stickiger. Trotzdem sie aufrecht neben ihm stand, fühlte er, dass Clarice erschöpft wirkte. Sie hatte den ganzen Abend über fast ohne Unterbrechung im Zentrum des Interesses gestanden – und es war noch nicht vorüber.
»Dort drüben auf der anderen Seite der Glastüren ist ein Balkon. Lass uns nach draußen gehen und ein wenig frische Luft schnappen.«
Sie nickte.
»Eine ausgezeichnete Idee.«
Sie durchquerten den Saal. Als er eine der Türen aufstieß, erblickte Jack auf der anderen Seite des Saales einen Lakai, der ein Tablett mit hohen schlanken Gläsern balancierte. Jack sah Clarice an.
»Geh du schon hinaus – ich besorge uns noch etwas zu trinken.«
Sie nickte und trat ins Freie. Er ließ den dünnen Vorhang wieder zurückfallen und machte sich auf den Weg zu dem Lakaien.
Clarice ging auf den Balkon; die kühlere Nachtluft umfing sie, und sie atmete erleichtert auf. Sie war in die vornehme Welt hineingeboren und darin aufgewachsen, hatte unzählige Ereignisse wie diese besucht, und doch konnte sie ihnen nichts abgewinnen.
Es gab mehr im Leben, wie sie sehr wohl wusste, als Bälle und Gesellschaften. Obwohl sie in der ton wieder willkommen war und ihre frühere Stellung zurückerobert hatte, stellte sie fest, dass es ihr schwerfiel, so zu tun, als ob solche Sachen wirklich wichtig waren.
Sie legte die Hände auf das Geländer und blickte in die samtige Dunkelheit der Nacht und überlegte, was sich geändert hatte. Nicht die Gesellschaft, so viel stand fest.
»Clarice, mein Liebling.«
Sie blinzelte verwirrt; es dauerte einen Augenblick, bis sie die Stimme und die gedehnte Sprechweise erkannte. Langsam drehte sie sich um und betrachtete den gut aussehenden Mann, der aus dem Ballsaal geschlüpft war, um sich zu ihr zu gesellen. Seine aristokratischen Züge zeigten Spuren seines ausschweifenden Lebenswandels.
»Guten Abend, Warwick.« Ihr Tonfall klang kalt und desinteressiert, und das gefiel ihr. »Was tun Sie denn hier?«
Er sah sie an und ließ seinen Blick kühn an ihr abwärtsgleiten, über ihre weiblichen Formen, die heute in magentafarbene Moiréseide gehüllt waren. Clarice war insgeheim dankbar, dass sie sich gegen das pflaumenfarbene Seidenkleid entschieden hatte.
»Ich frage mich, meine Liebe, ob du, nachdem du sieben Jahre Fegefeuer erduldet hast, vielleicht herausfinden möchtest, welche Vorzüge …«
Er brach ab, als Schritte näher kamen. Sie drehten sich beide um. Clarice lächelte, als Jack durch den Vorhang kam, zwei Gläser Champagner in der Hand. Sie nahm das Glas, das er ihr hinhielt, und deutete damit auf Warwick.
»Lord Warnefleet, gestatten Sie mir, Ihnen den ehrenwerten Jonathan Warwick vorzustellen.«
Jacks Augenlider zuckten, aber sein liebenswürdiges Lächeln blieb unverändert. Clarice kannte ihn mittlerweile gut genug, um diesem Lächeln nicht zu trauen.
Warwick war nicht in dieser glücklichen Lage. Er lächelte zurück, ein freundlicher Wolf, der glaubte, über seinen Beuteanteil verhandeln zu können.
»Warnefleet.« Er hielt ihm die Hand hin.
Jacks Blick senkte sich darauf, dann wandte er sich an Clarice.
»Könntest du das bitte einen Moment halten?«
Verwundert nahm sie sein Glas.
Jack drehte sich wieder zu Warwick zurück – und versetzte ihm einen Kinnhaken.
Clarice war restlos überrascht. Warwick stolperte rückwärts, dann brach er zusammen. Völlig verdutzt starrte er zu Jack empor.
Mit einem leichten Zucken seiner Schultern straffte Jack seinen Abendrock, zog die Ärmel glatt und nahm Clarice sein Glas wieder ab. »Danke.«
Er blickte Warwick an und
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