Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition)
Jacks Blick auf. »Moira wird dort sein, und die Haverleighs und die Combertvilles. Nach Helens Ball gestern Nacht möchten unsere Tanten wahrscheinlich sicherstellen, dass Moira begreift, dass sie ihre Position nicht länger halten kann.«
Sie verzog das Gesicht.
Jack betrachtete sie.
»Es ist wie Politik, nicht wahr? Die Damen ringen um Stellung und Einfluss, verbünden sich, mal so, mal so, oder?«
Sie rümpfte die Nase.
»Es ist wie in der Politik, nur unbarmherziger. Wenn du in der Gesellschaft versagst, erhältst du selten eine zweite Chance. In der Politik sind sie da weniger nachtragend.«
Jack verkniff sich ein Schnauben. Das schmiedeeiserne Tor des Palastes tauchte vor ihnen auf.
»Möchtest du, dass ich dich heute Mittag begleite?«
Der Pförtner verbeugte sich und öffnete das Tor. Clarice trat hinaus und lächelte.
»Wenn du es einrichten kannst. Ich bin nicht sicher, was mich erwartet. Jemanden, dem ich traue, an meiner Seite zu haben, wäre tröstlich.«
Jack sah ihr in die Augen und verkniff sich die Erwiderung, dass er immer Zeit dafür haben würde, an ihrer Seite zu sein – sah in ihre tiefen dunklen Augen und erkannte, dass sie sich dessen bewusst war. Boudicca war es nicht gewohnt, sich die tröstliche Nähe eines anderen zu wünschen, ganz zu schweigen, darum zu bitten.
Seine Lippen verzogen sich, und er hob ihre Hand und küsste sie. »Für dich würde ich mich jeder Gefahr stellen, sogar den Damen der guten Gesellschaft.«
Sie lachte und nahm sein ritterliches Angebot an. Er winkte eine Droschke heran. Sie stiegen ein und brachen zu ihrem nächsten Abenteuer auf.
»Moira ist nicht hier.« Clarice blickte Jack an und machte aus ihrer Verwunderung kein Hehl.
Jack suchte die fröhlich gekleidete Menge ab, die die Rasenfläche zwischen Hamilton House und dem Flussufer bevölkerte, und zuckte die Achseln.
»Vielleicht hat sie nach letzter Nacht entschieden, dass ihre Anwesenheit nicht länger erforderlich ist, dass es ohnehin witzlos ist. Ihre Töchter sind alle verheiratet, nicht wahr?«
»Ja. Aber das kann es nicht sein. Sie ist eindeutig darauf aus, eine gute Eheschließung für Carlton anzubahnen. Keine zehn Pferde würden sie dazu bringen, sich von so einer Veranstaltung fernzuhalten.«
Clarice sah ihre Tante Camleigh in der Menge, wartete, bis sie sie ebenfalls entdeckte, und schaute sie dann mit fragend hochgezogenen Brauen an. Ihre Tante zuckte die Achseln und hob ihre Hände in einer Geste. Sie hatte ebenfalls keine Ahnung, warum Moira nicht anwesend war. Clarice verzog das Gesicht, drehte sich um und betrachtete das Gewühl. »Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich ihr einfach nicht traue. Kenne deinen Feind und all das …«
Als Jack darauf nichts antwortete, schaute sie ihn an und sah, dass er starr dastand. Er wirkte seltsam versteinert. Sie folgte seinem Blick und sah eine hochmütige Matrone mit zwei jungen Damen im Schlepptau, die auf sie wie eine nicht zu bremsende Galeone unter vollen Segeln zustrebte. Die Augen der Damen ruhten auf Jack.
Sie blieb vor ihnen stehen und lächelte Jack entzückt an. »Lord Warnefleet, nicht wahr?«
Clarice dachte nicht lange nach, machte einen Schritt vor und zwang die Dame, sie anzusehen. Sie lächelte knapp.
»Ich glaube nicht, dass wir einander schon vorgestellt wurden.«
Die Dame blinzelte, schaute Clarice an und schluckte. Dann
wich sie einen Schritt zurück und knickste. Clarice blickte zu ihren Schützlingen, die daraufhin ebenfalls in einen Knicks versanken.
»Lady Quintin, Lady Clarice. Lady Hamilton ist meine Tante.«
»Ah ja. Ich glaube, sie hat Sie schon einmal erwähnt.« Clarice sah die jungen Damen an. »Ihre Töchter?«
Lady Quintin war sichtlich hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, die Erste zu sein, den überaus begehrenswerten Junggesellen Lord Warnefleet mit ihren Töchtern zusammenzubringen oder sich das Wohlwollen einer so einflussreichen Dame wie Lady Clarice Altwood zu sichern … die zwischen ihr und ihrem Opfer stand. Ihre Ladyschaft beugte sich dem Diktat der Vernunft und lächelte.
»In der Tat, Mylady. Amelia und Melissa.«
Mit einer Leichtigkeit, die aus jahrelanger Erfahrung resultierte, unterhielt sich Clarice mit den drei Damen, ehe sie sie freundlich, aber bestimmt entließ. Halb hinter ihr stehend musste Jack nicht mehr tun, als sich zu verbeugen. Er wirkte distanziert.
»Dem Himmel sei Dank.« Er fasste Clarice am Ellbogen, als die Damen sich entfernten, und wandte sich
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