Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition)
nun bitte entschuldigen wollen, Mylord, ich glaube, wir sollten diese Information ohne weitere Verzögerung Whitehall mitteilen.«
Der Bischof bedankte sich erneut und entließ sie.
Olsen und der Dekan folgten ihnen. Jack versicherte ihnen, dass Humphries’ Leichnam in Kürze in den Palast gebracht werden würde. Teddy erschien, als sie die Eingangshalle durchquerten, und sprach kurz mit Clarice. Er stand zusammen mit dem Dekan und Olsen auf der Treppe, während Jack Clarice in die wartende Kutsche half. Dann verabschiedete sich Jack von den drei Männern und folgte ihr. Der Kutscher ließ die Peitsche knallen, und die Kutsche rollte gemächlich über die Auffahrt des Bischofssitzes.
Whitehall lag nicht weit entfernt.
Clarice hatte freilich nicht die Absicht, in der Kutsche zu warten, während Jack mit Dalziel sprach. Jack war sich sicher, dass sie einen weiteren Blick auf seinen geheimnisumwitterten ehemaligen Vorgesetzten werfen wollte. Und er sah keinen Grund, ihr das zu verwehren. Vielleicht half es ihrer Erinnerung auf die Sprünge und ihr fiel wieder ein, wer Dalziel in Wahrheit war.
Er führte sie in das verwinkelte Gebäude zu dem Vorzimmer, durch das man in Dalziels Büro gelangte. Dem unauffälligen Schreiber nannte er seinen Namen, aber der schien dem
Mann nichts zu sagen. Während der Angestellte ging, um seinen Herrn zu fragen, ob er Jack vorlassen solle, überlegte dieser, ob Dalziel seine Schreiber eigentlich mit Absicht regelmäßig auswechselte. Es war nie derselbe.
Der Mann kam unverzüglich zurück.
»Er empfängt Sie, aber die Dame soll bitte hierbleiben.«
Jack wusste anhand der Art und Weise, wie der Schreiber sich wand, dass Clarice ihn mit schmalen Augen musterte. Ehe sie den armen Kerl auseinandernehmen konnte, drückte er ihr die Hand.
»Lass nur, das nützt nichts. So ist er nun einmal – für ihn gelten seine eigenen Gesetze. Warte hier, es wird nicht lange dauern.«
Er ließ sie stehen und ging zu Dalziels Büro, hörte, wie sie sich halblaut über das eingebildete Benehmen der Sprösslinge adeliger Familien beschwerte, zu denen sie ja selbst gehörte. Er musste lächeln, als er Daziels Schreiber über den kurzen Korridor folgte. Der Mann ließ ihn eintreten, dann entfernte er sich und schloss die Tür.
Dalziel erhob sich von dem Stuhl hinter seinem Schreibtisch. Er reichte Jack die Hand, die dieser ergriff und schüttelte. Es war eine höfliche Geste, auf die sie bislang verzichtet hatten, aber Jack war jetzt nicht mehr einer von Dalziels Untergebenen. Jetzt waren sie mehr oder weniger gleichgestellt, Gentlemen, die dabei waren, die letzten noch offenstehenden Probleme eines Jahrzehnte dauernden Krieges zu lösen.
Dalziels Blick glitt über Jacks Gesicht, sobald er das Zimmer betrat. Jetzt winkte er ihn zu dem Stuhl vor dem Schreibtisch und setzte sich wieder auf seinen Platz.
»Ich nehme an, Sie haben keine guten Neuigkeiten?«
Jack verzog das Gesicht.
»Humphries’ Leichnam wurde heute Morgen in den Marschen bei Deptford an Land gespült.«
Dalziel fluchte wortgewaltig. Er starrte zur Decke empor. »Wissen wir irgendetwas über den Mann, der dafür verantwortlich ist?«
Jack erzählte, was sie herausgefunden hatten. »Es ist also derselbe Mann.«
Dalziels dunkle Augen richteten sich auf Jack. »Kein Anzeichen auf irgendjemand anderes?«
»Nein.« Jack betrachtete Dalziels unergründlichen Gesichtsausdruck, dann fragte er kühn: »Haben Sie eine Ahnung, wer der echte Verräter ist?«
Dalziel erwiderte seinen Blick einen Moment lang, ehe er antwortete.
»Ich weiß nicht, wer es ist, aber mittlerweile, worum es geht. Dieser Vorfall wird uns leider nicht zu dem Mann führen – dazu ist er zu gerissen. Wer auch immer dieser Fremde ist, er ist bestimmt nicht der kluge Kopf des Ganzen. Dennoch, diese Scharade hat uns gezeigt, dass unser Verräter sich bestens mit den Verstrickungen in der Regierung auskennt, dem Gerichtssystem und der Gesellschaft. Er hat nur einen Fehler gemacht – sich James Altwood als Opfer auszuwählen, der Sie kannte, und das wusste er nicht. Deshalb haben wir uns in einem so frühen Stadium auch sicher sein können, dass James keine Schuld trifft, und uns blieb genug Zeit, um Gegenmaßnahmen zu ergreifen.«
Dalziel schauderte. »Ich möchte mir gar nicht vorstellen, was geschehen wäre, wenn die Anschuldigungen zu einem Gerichtsverfahren geführt hätten. Das Scheitern des Falles wäre so aufsehenerregend gewesen, dass es jegliche
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