Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition)
den besten Kreisen aufs Spiel setzen. Deshalb hat er Melton eine Nachricht mit einer Forderung geschickt. Für Melton war es am einfachsten, ihm Geld zu bieten. Womit weder Warwick noch Melton rechneten,
war, dass Clarice zufällig das Gespräch über diese Transaktion mit anhören würde. Meltons Schilderung zufolge stürmte sie herein, durchbohrte Warwick mit einem Blick und ohrfeigte ihn so heftig, dass er fast vom Stuhl fiel. Nachdem sie ihm in unmissverständlichen Worten ihre Meinung bezüglich seiner Abstammung mitgeteilt hatte, marschierte sie aus dem Zimmer. Melton war richtiggehend stolz auf sie.«
Jack runzelte die Stirn.
»Also kam sie hierher, um dem Klatsch zu entgehen?«
»Nein. Greif den Ereignissen nicht voraus, mein Junge.« James schnaubte abfällig. »Wie auch immer, kannst du dir vorstellen, dass sich Clarice aus Gerüchten etwas machen würde? Ich bin mir nicht sicher, dass viele es wagen würden, hinter ihrem Rücken über sie zu reden. Aber egal, dieser Zwischenfall mit Warwick hatte zur Folge, dass sie sich dafür entschied, dass es höchste Zeit sei, sich in der Hauptstadt einen Ehemann zu suchen. Sie war zwanzig, und es war an der Zeit, das Haus ihres Vaters zu verlassen. Ein beachtenswert vernünftiger Entschluss, dem Melton und seine zweite Frau aus vollstem Herzen zustimmten. Also machte sich Clarice mit der ihr eigenen gewohnten Zielstrebigkeit auf und zog in der nächsten Saison in den Kampf.«
Jack hatte keine Schwierigkeiten, sich das vorzustellen.
»Wie auch immer – und hier ziehe ich jetzt Schlüsse aus dem, was ich aus Briefen erfahren habe –, Clarice erwies sich als anspruchsvoll und schwer zufriedenzustellen. Nicht einer aus der Schar ihrer Bewunderer, die sich ihr zu Füßen warfen, fand Gnade vor ihren Augen. Schlimmer noch, nach zwei weiteren Saisons hatte sie sich den Ruf erworben, eine Eisprinzessin zu sein, bei der nicht zu erwarten war, dass sie je bei einem Mann dahinschmelzen würde.«
Jack blinzelte verwundert. Eisig war nicht gerade eine Eigenschaft, die er mit Boudicca in Verbindung gebracht hätte.
»Was uns zu ihrer dritten und letzten Saison führt, gleich zu Beginn, als Clarice und ihre Stiefmutter Moira in die Hauptstadt zurückgekehrt waren. Es hatte zwischen Moira und einem gewissen Viscount Emsworth einen Briefwechsel gegeben, von dem Clarice nichts wusste. Langer Rede kurzer Sinn: Emsworth besaß einen Titel und Ländereien, aber unzureichende Geldmittel, und er war zudem ehrgeizig, denn er war auf der Suche nach einer Braut mit einer großen Mitgift und besten Verbindungen.«
»Clarice erfüllte seine Anforderungen, nehme ich an.« Jack hörte seinen grimmigen Tonfall und fragte sich, warum er sich fühlte, als ob er Emsworth liebend gerne einen Faustschlag ins Gesicht verpassen würde.
»Haargenau. Emsworth hatte Melton geschrieben und um Clarice’ Hand gebeten. Er stellte es als eine für alle Seiten vorteilhafte Vernunftehe dar. Moira wollte zu der Zeit Clarice unbedingt verheiratet und aus dem Haus haben – ihre eigene älteste Tochter sollte im folgenden Jahr ihr Debüt machen. Clarice war Meltons Lieblingstochter, und sie hatte die größte Mitgift. Zudem verfügte sie über eigenes Vermögen, das sie von ihrer Mutter geerbt hatte. Sie hat eine viel… beeindruckendere Ausstrahlung als ihre Halbschwestern. Genau genommen, wenn sie sich mit ihr im selben Zimmer aufhielten, rückten die anderen vollkommen in den Hintergrund. Man konnte Moiras Einstellung also in gewisser Weise nachvollziehen.«
James machte eine Pause, während sie sich umdrehten und wieder zurückgingen. Jack schwieg.
»Moira bedrängte also Melton, Emsworths Heiratsantrag anzunehmen. Melton wollte Clarice fragen, aber Moira überzeugte ihn davon, dass es besser sei, Emsworth mache Clarice während der Saison romantisch den Hof. Damit könne man Clarice eher dazu bringen, den Heiratsantrag anzunehmen. Melton gab nach. Allerdings knüpfte er seine Zustimmung
zu der Verbindung an die Bedingung, dass Clarice einverstanden war.
Allerdings hatten Moira und Emsworth eine geheime Abmachung. Moira wusste ganz genau, dass Clarice Emsworths Antrag niemals annehmen würde, der Mann soll ein eingebildeter Tyrann sein. Aber Moira war nicht gewillt, zuzulassen, dass Clarice’ wählerische Art ihr und ihrer Tochter im Weg standen. Nun, Moira und Clarice trafen in der Stadt ein, und obwohl Emsworth Clarice gesteigerte Aufmerksamkeit entgegenbrachte, schien sie in keiner
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