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Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition)

Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition)

Titel: Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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Dahinter stand eine tief verwurzelte Wertschätzung gegenüber den vielen Menschen, die auf einem Besitz lebten und arbeiteten und für deren Wohlergehen sie verantwortlich waren.
    Das Schicksal hatte vielleicht entschieden, dass sie nicht die Rolle übernehmen würde, die ihr gewissermaßen in die Wiege gelegt worden war, durch Heirat die Dame des Hauses zu werden, die Herrin eines großen Besitzes, aber die Umstände hatten sie hier mit einer ganz ähnlichen Rolle bedacht. In Avening sorgte sie einerseits für James und führte ihm den Haushalt und kümmerte sich andererseits um die Belange der Menschen im Dorf und auf den umliegenden Höfen.
    Diese Aufgabe bereitete ihr Freude und erfüllte sie. Sie wurde gebraucht, und die Rolle, die sie übernommen hatte, entsprach ihren besonderen Fähigkeiten.
    Sie hörte Vogelgezwitscher über sich, blieb stehen und sah zwei Schwalben, die hoch über ihr flogen, hinabstießen und wieder aufstiegen. Sie beobachtete einen Augenblick die blauschwarzen Striche vor dem hellen blauen Himmel, dann zog sie sich ihren Schal zurecht und ging weiter. Trotz der Situation, die sie hierher geführt hatte, war sie mehr als zufrieden.
    Warnefleet. Als sie durch das Tor des Pfarrhauses ging, runzelte sie die Stirn. Würde er ihren Frieden stören? Ihr in die Quere kommen?
    Sie folgte dem Weg zum Herrenhaus. Weshalb eigentlich? Er war vielleicht nicht der leichtsinnige Taugenichts, für den sie ihn gehalten hatte, aber er war letztlich doch nur ein Mann, mehr noch, ein Mann ohne Ehefrau. Wie die Dinge lagen, wäre er bestimmt nur zu froh, wenn sie sich weiter um die Angelegenheiten der Bevölkerung kümmerte.
    Innerlich diesen Schluss bekräftigend, ging sie mit schnellen Schritten durch das Tor und die Auffahrt nach Avening Manor hinauf.
    Sie hatte etwa die Hälfte des Weges zurückgelegt, als sie das Rattern von Kutschenrädern hörte. Sie hob den Blick. Dr. Willis tauchte vor ihr in seinem Einspänner auf. Lächelnd stellte sie sich an den Wegrand.
    Willis brachte sein Pferd neben ihr zum Stehen und hob den Hut.
    »Lady Clarice. Eben habe ich Ihren jungen Mann besucht.«
    Sie lächelte freundlich.
    »Es ist wohl kaum meiner, aber jung ist er gewiss.«
    »Und ein Mann.« Willis’ graue Augen zwinkerten. »Was seinen Zustand angeht …« Jede Spur von Belustigung wich aus seinen Zügen, und eine steile Falte bildete sich zwischen seinen Brauen. »Er ist immer noch nicht zu sich gekommen. Wir haben die üblichen Methoden ausprobiert, ihn aus der Bewusstlosigkeit zu wecken, aber nichts hat gewirkt. Wir haben es ihm so angenehm wie möglich gemacht, und Mrs. Connimore wird über ihn wachen. Ich habe Anweisung gegeben, mich sofort zu rufen, wenn es zu irgendeiner Veränderung kommt.«
    »Welche Verletzungen hat er?«
    Clarice hörte Willis zu, der von Brüchen und Prellungen sprach. Sie waren sich in den vergangenen sieben Jahren immer wieder an Krankenlagern und Sterbebetten begegnet und arbeiteten gut zusammen.
    »Danke, meine Liebe.« Willis tippte sich an den Hut und
nahm die Zügel wieder auf. »Es ist eine Erleichterung zu wissen, dass Sie in der Nähe sind. Warnefleet hat zwar auch Erfahrung mit Verletzungen, ja, er kann sicher mit unserem Patienten mitfühlen, aber ich kenne ihn nicht gut; Ihrem Urteil hingegen vertraue ich.«
    Mit einem Nicken und einem erfreuten Lächeln schaute Clarice ihm nach, dann drehte sie sich um und ging weiter zum Herrenhaus.
    Die Bemerkung, dass Warnefleet sich mit Verletzungen auskannte, ließ ihr keine Ruhe. Vermutlich hatte er Verwundungen in seiner Zeit als … Spion erlitten. Der gesunde Menschenverstand sagte ihr, dass solch eine Beschäftigung gefährlicher war als der an sich schon riskante Dienst eines Soldaten.
    Aber was hatte Willis damit gemeint, dass Warnefleet mit dem Verletzten mitfühlte? Warnefleet hatte sich doch gegenwärtig nichts gebrochen. Er  – seine körperliche Stärke  – war ihr in keiner Weise beeinträchtigt vorgekommen, als er den verunglückten Phaeton angehoben oder er sie aufgefangen hatte.
    Stirnrunzelnd erreichte sie den Vordereingang des Herrenhauses. Die Tür stand offen, wie es oft bei schönem Wetter der Fall war. Sie sparte sich die Mühe anzuklopfen, sondern trat ein. Auf der Rückseite der Eingangshalle entdeckte sie einen Lakaien, der ihr sagte, in welchem Zimmer der junge Herr untergebracht war.
    Sie stieg die Treppe hoch. Das Herrenhaus war solide gebaut und gemütlich; sie hatte immer schon die bunten

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