Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition)
ihn kurz an, dann wandte sie sich an Mrs. Connimore.
Jack blieb ruhig neben ihr stehen und wartete.
Boudicca tat so, als sei er nicht da. Sie erkundigte sich detailliert nach dem Besuch von Dr. Willis, und Mrs. Connimore antwortete. Es war fast so, als ob Boudicca ein Zenturio wäre und seine Haushälterin ein einfacher Soldat – nur, dass die Beziehung herzlicher war. Boudicca war verständnisvoll, freundlich und aufmunternd, während Mrs. Connimore unter anderem über ihre Sorgen bezüglich des Zustandes des jungen Mannes sprach.
Wider Willen war Jack beeindruckt. Nachdem er gehört hatte, welche Rolle Boudicca in der Umgebung übernommen hatte, hatte er geglaubt, sie würde hier auftauchen und versuchen, trotz seiner Anwesenheit die Zügel an sich zu reißen. Auch wenn er sich Mrs. Connimores Sorgen bewusst gewesen war, hatte er sie nicht dazu gebracht, sie zu äußern, und hatte sie daher auch nicht beschwichtigen können.
Boudicca gelang beides mühelos; sie war gelassen, ein Fels in der Brandung, verlässlich und unerschütterlich. Ohne dass es ausgesprochen werden musste, war klar, dass man sich an ihre Schulter anlehnen konnte. Nachdem sie und Mrs. Connimore ihr Gespräch beendet hatten, wirkte seine Haushälterin ermutigt, und Boudicca war, was den jungen Mann anging, voll im Bilde.
Trotzdem schuldete sie Jack noch eine Entschuldigung, und er war fest entschlossen, sie voll auszukosten. Er bezweifelte, dass Boudicca sich sonderlich oft entschuldigte.
Nachdem ihr schließlich nichts anderes mehr übrig blieb, wandte sie sich zu ihm um; er stand zwischen ihr und der Tür. Der Blick ihrer dunklen Augen bohrte sich in seinen – lag darin eine Warnung?
»Dürfte ich Sie kurz sprechen, Mylord?« Ihre Stimme klang entspannt und klar.
Er lächelte, machte einen Schritt nach hinten und winkte sie durch die Tür.
»Selbstverständlich, Lady Clarice.« Als sie an ihm vorbeifegte, murmelte er ihr etwas zu, das nur sie verstand: »Ich habe mich schon darauf gefreut, Ihre Überlegungen zu hören.«
Sie warf ihm einen scharfen Blick zu, mit dem man Eis hätte schneiden können. Dann marschierte sie den Flur entlang, er blieb dicht hinter ihr.
An der Treppe angekommen, blieb sie stehen. Er stellte sich neben sie und wollte gerade vorschlagen, dass sie sich in sein Arbeitszimmer begäben, da reckte sie das Kinn und schaute ihn an.
»Der Rosengarten.« Damit blickte sie wieder geradeaus und begann die Stufen hinabzusteigen. »Ich sollte einen Blick darauf werfen, wenn ich ohnehin gerade hier bin.«
Der Rosengarten seiner Mutter? Jack erinnerte sich nur an eine Wildnis. Es war der Lieblingsplatz seiner Mutter gewesen.
Nach ihrem Tod hatte sein Vater angeordnet, dass der Fleck Erde unberührt gelassen werden sollte. Jack hatte diese Entscheidung nicht verstanden, aber alle hatten sich der Anweisung gefügt. Ein paar Jahre lang hatte der Rosengarten weiter üppig geblüht, eine lebhafte und wohlduftende Erinnerung an seine Mutter. Aber schließlich hatte die Vernachlässigung ihren Tribut gefordert, die Wege und die Torbögen in der den Garten umgebenden Steinmauer waren überwuchert, und niemand hatte sich dort mehr aufgehalten.
Abgelenkt von Erinnerungen und nicht sicher, was ihn erwartete, ging er dicht hinter Clarice, während sie durch den Morgensalon auf die Terrasse, die Stufen hinunter und über den Rasen zu dem nun wieder erkennbaren Torbogen schritt, durch den man in den Rosengarten gelangte.
Er wurde langsamer und blieb unter dem Torbogen stehen. Einen Augenblick lang glaubte er, in der Zeit zurückgereist zu sein.
Der Garten war genauso, wie er ihm als siebenjähriger Junge erschienen war, ein wogendes Meer aus Farben und Formen, er sah üppig wuchernde Rosenstöcke und leuchtend grüne Blätter, Stacheln und zarte rötliche Knospen.
Clarice ging weiter auf dem Weg in der Mitte, der zu der Laube am anderen Ende des Gartens führte, wo eine steinerne Bank an einem kleinen Teich mit Springbrunnen stand. Er folgte ihr langsam, während er von Erinnerungen bestürmt wurde.
Im Geiste sah er Bilder aus seiner Kindheit. Blondes Haar fiel ihm in die Augen, während er über die Wege rannte. Alle Pfade hier endeten an der Laube, wo seine Mutter auf ihn wartete. Sie lächelte fröhlich, wenn er zu ihr lief, um ihr zu berichten, welche Blüte die schönste war. Er erzählte ihr von der blutroten Rose, die er am liebsten mochte, oder von dem schweren, beinahe zu süßen Duft der tiefroten Rose, ihrer
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