Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition)
Wandteppiche neben der Treppe bewundert. Dieselben goldenen Farbtöne fanden sich in dem dreiteiligen Bogenfenster über dem Absatz. Die Sonne schien durch das bunt gefärbte Glas und malte liebevoll farbenfrohe Flecke auf das glänzend polierte Holz.
Das Geländer unter ihrer Hand war glatt. Sie erreichte das obere Treppenende, wandte sich nach rechts und eilte den Flur entlang.
»Wenn Sie mich fragen, Ihrem Londoner Quacksalber müsste man mal ins Gewissen reden.« Mrs. Connimores Stimme drang durch die halb offene Tür in der Mitte des Korridors. »Einfach zu sagen, alles würde sich mit der Zeit geben!«
»Aber das stimmt ja auch«, erwiderte Warnefleet beschwichtigend.
Clarice verlangsamte ihre Schritte.
»Ich versichere Ihnen, Pringle ist ein Fachmann für solche Verletzungen.« Warnefleet schlug einen überzeugten und geduldigen Ton gegenüber der zweifelnden Mrs. Connimore an. »Ein paar Monate Ruhe, keine übermäßigen Anstrengungen, und ich bin wieder ganz der Alte. Außerdem, welches andere Mittel sollte helfen? Es gibt schließlich keine Arznei, die wie ein Zaubertrunk sofortige Heilung bringt. Und was die Stelle betrifft, würde ich einen chirurgischen Eingriff nicht begrüßen.«
Connimores Antwort bestand aus einem abfälligen Schnauben. »Nun denn, dann werden wir wohl dafür sorgen müssen, dass Sie in den nächsten Monaten keine übermäßigen Anstrengungen auf sich nehmen.«
Clarice blinzelte verwirrt. Welcher Körperteil von Warnefleet war denn betroffen?
»Das können wir nur hoffen«, entgegnete Warnefleet, und in seiner Stimme schwang Belustigung mit.
Clarice hatte drei ältere und einen jüngeren Bruder; in Warnefleets Ton war etwas, das sie auf die Idee brachte … sie blies die Backen auf, schüttelte den Gedanken ab, hob das Kinn und ging weiter.
Sie blieb in der offenen Tür stehen. Dank des Läufers auf dem Boden des Korridors hatten weder Warnefleet noch Mrs. Connimore sie kommen hören. Beide beugten sich über die Gestalt im Bett. Warnefleet hatte seiner Haushälterin geholfen, den jungen Mann zu waschen, und sie waren nun damit beschäftigt,
dem jungen Mann ein sauberes Nachthemd über den Kopf und den schlanken Oberkörper zu ziehen.
»So!« Mrs. Connimore richtete sich auf und griff nach der Decke, während Warnefleet den Kragen des Nachthemdes gerade zog und einen Schritt zurück machte. Mrs. Connimore deckte den jungen Mann sorgfältig zu und strich die Decke glatt. »So, besser geht es im Moment nicht. Wenn er jetzt nur noch aufwachen würde …«
Als Jack sich nicht länger auf den jungen Gentleman konzentrierte, spürte er die Gegenwart einer anderen Person. Nicht von irgendeiner Person, sondern von ihr . Es überraschte ihn nicht sonderlich, Boudicca zu sehen, die hochgewachsen und in königlicher Haltung auf der Türschwelle stand.
Sie fing seinen Blick auf und nickte. Mrs. Connimore bemerkte sie und knickste. Boudicca lächelte sie an und neigte den Kopf.
»Ich habe auf dem Weg Dr. Willis getroffen. Er hat mir erzählt, der junge Herr sei noch nicht wieder bei Bewusstsein.«
Jack fragte sich unwillkürlich, warum er kein Lächeln verdient hatte.
»Ja, das stimmt.« Connimore sah zum Bett und verzog das Gesicht. »Wir haben alles versucht – angesengte Federn, Ammoniakdämpfe – aber er ist noch immer nicht zu sich gekommen.«
Boudiccas Blick schoss zu Jack. Ihre nächste Frage galt ihm und Mrs. Connimore.
»War irgendetwas unter seinen Sachen, das uns verrät, wer er ist?«
Mrs. Connimore schaute zu Jack, Boudicca folgte ihrem Blick.
»Sein Rock ist von Shultz, und seine Stiefel stammen von Hoby.«
Boudicca runzelte die Stirn.
»Dann ist er aus gutem Hause.«
»Das scheint mir wahrscheinlich. Der Phaeton kommt aus der Werkstatt eines guten Kutschenbauer in Long Acre.« Nach einem Augenblick fragte Jack:
»Immer noch keine Idee, wer es sein könnte?«
Sie erwiderte seinen Blick und schüttelte den Kopf. »Nein, keine.« Sie blickte wieder den jungen Mann an, der unter der Decke lag. »Er sieht aber eindeutig jemandem ähnlich, den ich kenne. Ich weiß leider nur nicht wem.«
»Hören Sie auf, sich deswegen Sorgen zu machen.« Jack kam um das Bett herum, stellte sich neben sie und musterte ebenfalls den jungen Mann. Braunes Haar, braune Augenbrauen, klare Züge, eine gerade Nase und ein kantiges Kinn. Der vornehme Gesamteindruck war stummer Zeuge adeliger Vorfahren. »Wenn Sie es nicht forcieren, wird es Ihnen wieder einfallen.«
Sie sah
Weitere Kostenlose Bücher