Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition)
schnaubte.
»Hat ihn über einen Zaun geworfen, was? Nun, das passt mir gut, ich möchte sie für die Zucht. Sie ist gut gebaut.« Er wandte sich an Jack. »Und mir gefällt es, wenn eine Stute nicht lammfromm ist.«
»Allerdings.« Jack lächelte, von Mann zu Mann. »Stuten mit einem eigenen Kopf sind am besten zum Reiten geeignet.«
Mit einem kurzen Blick zu Boudicca schluckte Crawler seine Verwunderung mannhaft herunter.
Aber Clarice hatte nach unten gesehen, vollauf damit beschäftigt, ihre Rockfalten zu ordnen. Jetzt hob sie den Kopf
und hatte wieder ihren gewohnten Gesichtsausdruck aufgesetzt, Gelassenheit mit einem Anflug von Hochnäsigkeit.
»Wenn Sie mich entschuldigen wollen, meine Herren. Ich muss ins Pfarrhaus zurückkehren.«
Sogleich verneigte Crawler sich.
»Danke für den Rat, Mylady. Ich gehe dann morgen früh gleich zu Mr. Trelliwell.«
Sie schenkte Crawler ein dankbares Lächeln, aber als sie sich Jack zuwandte, war der dankbare Ausdruck einem dunklen, warnenden Blick gewichen. »Lord Warnefleet.« Sie nickte und fügte leiser hinzu: »Willkommen zu Hause.«
Damit drehte sie sich um und schritt den Mittelweg entlang.
Jack schaute ihr verärgert und gleichzeitig verwundert nach. Er wollte nicht, dass sie ging, und konnte seinen Blick kaum von der eleganten Linie ihres Rückens, dem auffälligen Schwung ihrer Hüften und ihres Hinterns losreißen. Sie ging weg … und ließ ihn einfach stehen.
Innerlich biss er die Zähne zusammen, zwang sich, Crawler anzusehen. Er hätte über Trelliwells Stute Bescheid wissen sollen, Crawler hätte sich an ihn wenden sollen. Äußerlich einen entspannten Eindruck wahrend, erwiderte er Crawlers Blick.
»Dann berichten Sie mir mal von dieser Stute. Und worin haben Sie sich sonst noch in der Zucht versucht, alter Halunke?«
Crawler schmunzelte und erzählte, während sie sich auf den Weg zu den Ställen machten.
Aber mit seinen Gedanken war Jack immer noch im Rosengarten und der Möglichkeit, die sich für ihn eröffnet hatte und die er entschlossen war, weiterhin zu verfolgen, trotz – oder vielleicht gerade wegen – der komplexen Reaktionen, die eine bestimmte Kriegerkönigin in ihm weckte. Und der, die er in ihr weckte.
Er war sich ziemlich sicher, dass sie erraten hatte, dass er sich nicht mit einem Kuss zufriedengeben würde, nicht nachdem, was passiert war. Deshalb hatte sie ihm einen warnenden Blick zugeworfen, als sie rasch die Möglichkeit zur Flucht ergriff, die Crawler ihr geboten hatte.
Glaubte sie allen Ernstes, er würde die Sache aufgrund eines warnenden Blickes auf sich beruhen lassen?
Vermutlich schon.
Unglücklicherweise hatte sie sich schon wieder in ihm geirrt. Er war fest entschlossen, sie nicht ziehen zu lassen; er würde sie nicht in Ruhe lassen, aber er war zu klug, um einfach drauflos zu stürmen und sich mit einer Kriegerkönigin auf ihrem eigenen Territorium anzulegen. Er würde ihr nachjagen und sie stellen, aber an einem Ort, den er aussuchte.
Nach dem Kuss war es eindeutig an ihm, Ort und Zeit auszuwählen.
So abgeschieden, dass sie nicht noch einmal gestört wurden.
Jack verbrachte einen ruhigen Abend zu Hause und ließ sich von seiner Dienerschaft verwöhnen. Das Abendessen, das Mrs. Connimore ihm vorsetzte, wäre eines Königs würdig gewesen; es war eine Schande, überlegte er später, als er in der Bibliothek saß und ein Glas Brandy vor sich stehen hatte, dass eine gewisse Kriegerkönigin nicht mit ihm das Mahl geteilt hatte.
Er saß da und trank immer wieder einen Schluck, ließ sich von der Ruhe und dem Frieden einhüllen, dem gleichmäßigen, leisen Ticken der Standuhr, dem gemütlichen Knistern des Feuers im Kamin, und genoss, wie der Brandy ihn erwärmte, was ihn an die Hitze erinnerte, die Boudicca heute in ihm entfacht hatte.
Nach einer Weile verlagerte er sein Gewicht auf dem Stuhl und dachte über den Plan nach, wie er seine Nachfolge sichern und Vorsorge für Avening und seine Leute treffen konnte. Es
war die einzige Alternative, aber wenn sich alles so ergab, wie er hoffte, würde sie ausreichen.
Nach und nach merkte er die Anstrengungen des Tages. Sein Kopf schmerzte noch, aber er pochte nicht länger. Er leerte sein Glas, ging nach oben und bemerkte auf dem Weg Kleinigkeiten, von früher …
Er war zu Hause.
Er schlief gut, besser als in den letzten dreizehn Jahren, und erwachte mit klarem Kopf. Er stand auf und wusch sich, und während er sich anzog, spürte er ein Gefühl der
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