Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition)
Haustür, um sie zu öffnen. Neugierig folgte Jack ihm.
»Ich möchte Seine Lordschaft sprechen«, verlangte eine erregte Frauenstimme. »Es ist wichtig, Howlett.«
Jack hielt sich im Hintergrund, war durch die Tür verdeckt. In der Stimme der jungen Frau schwang ein unheilvoller Unterton mit, der ihn innerlich erschauern ließ. Tränenreiche Szenen waren nie seine Stärke gewesen.
»Worum geht es denn, Betsy?« Howlett klang besorgt, freundlich und beschwichtigend.
»Die Blumen für die Kirche!«, beschwerte sich Betsy. »Die alte Hexe Swithins behauptet, Seine Lordschaft habe ›ihr beigepflichtet‹, dass sie alle Sonntage übernehmen solle! Das ist nicht gerecht – wie kann er ihr nur alle geben?«
Jack blinzelte. Howlett sandte ihm einen fragenden Blick von der Seite – ratlos, wie er mit diesem Fall umgehen sollte.
Jack rief sich in Erinnerung, dass er ein kampferprobter Soldat war. Im Geiste gürtete er seine Lenden und kam hinter der Tür vor.
Betsy sah ihn und knickste hastig. »Mylord, ich …«
»Kommen Sie herein, Betsy.« Jack lächelte sein geübtes Lächeln und hoffte, die Frau des Dorfwirtes für sich einzunehmen. »Soweit ich es verstanden habe, gibt es ein Problem mit den Blumen für die Kirche. Ich begreife nicht ganz, worin die Schwierigkeit besteht. Warum gehen wir nicht ins Haus, damit Sie es mir erklären können?«
Betsy musterte ihn eher misstrauisch, nickte aber und folgte ihm hinein. Jack führte sie in sein Arbeitszimmer, wo sie sich auf denselben Stuhl hockte, auf dem vorhin Mrs. Swithins gesessen hatte.
Jack hatte wieder hinter seinem Schreibtisch Platz genommen, als Howlett anklopfte und hereinschaute.
»Mrs. Candlewick und Martha Skegs kommen die Auffahrt herauf, Mylord.«
Mrs. Candlewick war die Ehefrau des Küfers, und Martha half im Gasthof aus.
Etwas von Betsys Sicherheit kehrte zurück.
»Sie werden wegen der Blumen da sein, so wie ich. Swithins muss keine Zeit verschwendet haben, um sich vor ihnen zu brüsten.«
Innerlich seufzte Jack und blickte Howlett an.
»Führen Sie die Damen herein.«
Aber statt mehr Klarheit über die Lage zu erzielen, führte es
nur dazu, dass Jack sich die Haare raufte, angesichts der drei Frauen, die sich über die Dreistigkeit der Mutter des Hilfsgeistlichen beschwerten.
Sein Kopf schmerzte, als er eine Hand hochhielt, um den Tiraden Einhalt zu gebieten.
»Meine Damen, ich fürchte, ich habe meine Entscheidung heute Morgen über die Änderung des Turnus’ voreilig getroffen. Sie basierte auf der unzureichenden Kenntnis der Umstände.« Er biss die Zähne zusammen, als er wieder daran dachte, wie Mrs. Swithins ihm die Lage geschildert hatte, ohne die Wünsche der anderen zu erwähnen. »Ich werde die Entscheidung widerrufen, aber zunächst möchte ich mich mit anderen beraten, um sicherzugehen, dass das, was ich beschließen werde, für alle Beteiligten gerecht ist.« Er wollte sichergehen, dass er nicht unwissentlich einen weiteren Fehler machte.
Alle drei Frauen schienen durch seine Erklärung beschwichtigt. Sie nickten zustimmend, ihre Gesichter waren zwar immer noch gerötet, aber ihre Empörung ließ allmählich nach.
Rasch im Geiste seine Optionen durchgehend, fragte er:
»Nach dem bislang geltenden Turnus, wer wäre am kommenden Sonntag mit dem Blumenschmuck an der Reihe?«
Die drei blickten sich an.
»Sie«, sagte Betsy. »Swithins.«
Jack nickte.
»Also gibt es bis nächste Woche, egal, welcher Turnus gilt, keine Veränderung, richtig? Ich werde den Turnus neu festlegen und Sie alle und Mrs. Swithins noch vor Montag unterrichten. Wäre das in Ordnung?«
»Ja. Danke, Mylord«, antworteten sie im Chor.
»Solange Swithins nur die Sonntage bekommt, die ihr zustehen.« Das kämpferische Leuchten blitzte in Mrs. Candlewicks Augen wieder auf.
Jack erhob sich mit ihnen.
»Ich werde dafür sorgen, dass der endgültige Turnus für alle gerecht und angemessen ist.«
Diese Versicherung akzeptierten alle. Betsy lächelte sogar, als sie ihm die Hand schüttelte.
Jack schaute den Frauen nach, wie sie über die Auffahrt in Richtung Dorf gingen, bevor er sich endlich zu seinem Lunch begab.
Er nahm an, sie glaubten, er wollte sich mit Clarice beraten, auch wenn er ihren Namen nicht genannt hatte. Allerdings gab es auch andere, die ihm weiterhelfen konnten.
Mrs. Connimore blinzelte verwundert, als er sie nach dem Lunch aufsuchte.
»Ehrlich gesagt, Mylord, das kann ich nicht entscheiden.« Sie verzog das Gesicht.
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