Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition)
mehr, als Sie von irgendjemand sonst geboten bekommen, abzunehmen. Wie viel auch immer das Tal liefern kann, wir sind bereit, alles bis auf den letzten Scheffel zu kaufen.«
Jack nickte und brachte Jones zur Tür. Langsam kehrte er an seinen Schreibtisch zurück. Jones’ schlecht verhohlene Freude darüber, dass er mit den anderen Apfelbauern reden wollte, ließ ihm keine Ruhe. Der Mann glaubte allen Ernstes, dass Jack unbedingt einen Schilling mehr pro Scheffel verdienen wollte und dass er deshalb sein Angebot ernsthaft in Erwägung zöge. Aber die Sache musste einen Haken haben. Ein Wurm war in Jones’ glänzendem rotbackigem Apfel.
Oder vielleicht Gift?
Jack hörte auf seine Instinkte, aber er konnte nicht erkennen, was Jones bezweckte. Er ließ sich in seinen Stuhl fallen und zog das Blatt mit den Zahlenreihen zu sich. Zehn Minuten benötigte er, um die Ergebnisse für die Apfelernte mit einem Bonusfaktor zu multiplizieren, und schon passten die Zahlen zueinander.
Aber das zog nur eine weitere Frage nach sich. Wenn Jones, wie er angedeutet hatte, in den vergangenen fünf Jahren kein Erfolg bei seinem Versuch beschieden gewesen war, Avenings Apfelernte aufzukaufen, woher stammte dann der stetig gezahlte Aufpreis?
Jack schob seinen Stuhl zurück und stand auf, um Griggs zu suchen. Wenigstens wusste er jetzt, welche Fragen er stellen musste.
5
Später am Abend saß Jack im Lehnstuhl in seiner Bibliothek, trank ein Glas Brandy und hielt sich den schmerzenden Kopf. Der Tag hatte eigentlich hoffnungsvoll, halbwegs vielversprechend für ihn begonnen. Er war zuversichtlich gewesen, dass er richtig gehandelt hatte und sich alles bald einrenken würde.
Jetzt war er sich jedoch nicht mehr sicher, vielmehr bestand Grund zu der Annahme, dass er Clarice um Rat bitten musste, und zwar in den Angelegenheiten, bei denen er sich jede weitere Einmischung verbeten hatte.
Er schloss die Augen und versuchte entschlossen, das starke Pochen in seinem Kopf zu vertreiben. Er wollte nicht darüber nachdenken, wie schwierig es werden würde, sie zu bezirzen und umzustimmen, aber niemand sonst, so hatte es den Anschein, konnte ihm bei irgendeinem Problem helfen.
Weder Howlett noch Mrs. Connimore oder Griggs. Und er brauchte sich erst gar nicht die Mühe zu machen, James darauf anzusprechen.
Er hatte Griggs nach einer angemessenen Mitgift für Mary Wallace gefragt, aber Griggs, ein eingefleischter Junggeselle, der sein Leben lang auf dem Gut gearbeitet hatte, hatte nie zuvor mit so etwas zu tun gehabt und wusste daher nicht mehr als er.
Die Sache auf sich beruhen lassend, hatte er sich nach Jones und seinem Angebot erkundigt. Griggs hatte bestätigt, dass Jones in den vergangenen fünf Jahren hergekommen war, den er als anmaßend und als schwierigen Verhandlungspartner
erlebt hatte. Daher hatte Griggs sich Hilfe suchend an Lady Clarice gewandt, die ihm geholfen hatte, Jones loszuwerden. Aber in den vergangenen Jahren hatte Clarice auf Griggs Bitte hin allein mit Jones verhandelt. Griggs bestätigte, dass bislang nichts von der Apfelernte von Avening an Jones gegangen war. Die Sonderzahlungen, die sie für die Ernte erhalten hatten, stammten von den Händlern in Gloucester, mit denen Clarice über Griggs korrespondiert und im Namen der Bauern von Avening verhandelt hatte.
Griggs jedoch kannte sich nicht mit den Einzelheiten von Clarice’ Übereinkunft mit den Händlern aus Gloucester aus.
Die Lage ähnelte einem Schlachtfeld, auf dem jeder Schritt verheerende Folgen haben konnte.
Ohne Kenntnis dessen, was Clarice wusste, konnte er nicht angemessen auf die Schwierigkeiten reagieren. Als er an die Szene im Obstgarten dachte, nicht nur an seine Worte, sondern auch an seinen Tonfall, schloss er die Augen und stöhnte.
Er würde wohl oder übel zu Kreuze kriechen müssen.
Als er am nächsten Morgen aufwachte, überlegte er sofort, wie er am besten vorging, ohne dass sein Stolz zu großen Schaden nahm. Bei jeder anderen Frau hätte er sich keine größeren Sorgen gemacht, hätte sich auf seinen Charme verlassen, aber bei Boudicca … er hatte ihr diesen Spitznamen nicht ohne Grund gegeben.
Nachdenklich nippte er beim Frühstück an seinem Kaffee, als ein Lakai kam, um den Tisch abzuräumen. Jack beobachtete die vertraute Szene, war in Gedanken aber woanders – bis der Lakai einen Silberlöffel in die Tasche seiner Livree steckte.
Jack richtete sich auf, ließ die Tasse sinken und starrte den Lakaien an. Der Mann, der
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