Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition)
hatte gehofft, dass er es gar nicht bemerken würde. Sie hielt den Blick weiter auf sein Gesicht gerichtet. »Auf meine Jungfräulichkeit habe ich keinen besonderen Wert gelegt. Sie war ein überflüssiges Relikt. Bitte nimm meinen Dank an, mir dabei geholfen zu haben, sie zu beseitigen.«
Ein leichter Schauer schien ihn zu durchlaufen, aber sie konnte nichts in seinem im Schatten liegenden Gesicht erkennen. Er lag da, unverhohlen männlich und stark; seine Brust, dieser herrlich breite Brustkorb, der sie so faszinierte, mit den kräftigen Muskeln, der harte muskulöse Bauch darunter, der in schmale Hüften und schließlich kräftige Beine überging. Sein nackter Körper, ihr dargeboten, um sich an ihm sattzusehen.
Moment… war es Einbildung oder hatte sich gerade etwas Gefährliches, das sie nicht näher benennen konnte, in ihm geregt, seine Körperhaltung verändert, etwas, das zwar keine Bedrohung war, aber … ein Anflug von Unmut?
»Deinen Dank…« Seine Stimme war leise; ihr war vorher
gar nicht aufgefallen, wie tief sie war. Jetzt spürte sie seine Worte fast und musste bewusst ein Erschauern unterdrücken.
Sein Blick war immer noch auf sie gerichtet, er fühlte sich wie eine Flamme an. Langsam ließ er ihn über ihren Körper wandern, eine intime und offen besitzergreifende Liebkosung.
Oh ja, es war wirklich richtig gewesen, ihre Bedingungen vorab darzulegen und an ihnen keinen Zweifel aufkommen zu lassen.
Langsam kehrte sein Blick zu ihrem Gesicht zurück.
»Vielleicht solltest du deinen Dank anders als nur mit Worten zum Ausdruck bringen?«
Sie konnte nicht umhin, die Herausforderung in seiner Stimme zu hören, seine männliche Körperhaltung zu bemerken. Kühl hob sie die Brauen.
Absichtlich langsam streckte er ihr die Hand entgegen. »Komm her.«
Einen Moment betrachtete sie ihn, dann stieß sie sich vom Fenster ab, durchquerte ohne jegliche Eile das Zimmer und legte ihre Hand in seine.
Den Heimweg in den letzten Stunden vor dem Morgengrauen nahm Jack über die Felder und machte einen Umweg über den Rosengarten. Dort setzte er sich auf die alte Steinbank in der Mauernische und blickte auf den stillen Teich, nahm sich die Zeit, damit seine Gedanken – verdammt, sein Körper – ihr Gleichgewicht wiederfinden konnten.
Sie hatte ihn aus der Bahn geworfen. Nicht nur aus dem Gleichgewicht gebracht, sondern geradewegs in eine Wirklichkeit befördert, in der er nicht wusste, was normal war.
Anfangs war er sich sicher gewesen, dass er alles unter Kontrolle hatte, dass er die Zügel bei ihrer Affäre – so nannte er ihre Beziehung in Gedanken – in den Händen hielt. Selbst nachdem sie ihn mit ihrer unerwartet geradlinigen Sicht der Dinge überrascht
hatte, hatte er geglaubt, dass alles mehr oder weniger seinen Erwartungen entsprach. Obwohl er nicht zu denjenigen gehörte, die auf weibliche Vorschläge automatisch mit Abwehr reagierten, schien der Drang in ihm, ihr zu widersprechen und ihre Regeln zu ändern, genau darauf hinauszulaufen.
Er war sich nicht länger sicher.
Nicht nach ihrer Bemerkung über ihre Jungfräulichkeit, die ihn völlig unvorbereitet getroffen und ihn großzügig von jeglicher Verantwortung freigesprochen hatte, dass er sie ihr genommen hatte.
Nicht nach dem, was darauf gefolgt war.
Er verstand auch jetzt noch nicht seine Reaktion. Es war eine ehrliche Reaktion, verbunden mit einem fundamentalen Teil seiner selbst, die etwas tief Verwurzeltes in ihm zum Ausdruck brachte, ihn als den Mann zeigte, der er war, und das konnte er nicht einfach ignorieren. Dass er ihr die Jungfräulichkeit genommen hatte, bedeutete ihr vielleicht nichts, aber ihm bedeutete es eine Menge.
Sie hatte ihre Jungfräulichkeit als wertlos abgetan und behauptet, dass es keine Rolle spiele, dass er sie ihr genommen habe, und genau diese Bemerkung hatte die Reaktion in ihm hervorgerufen. Als sie so gelassen ihre Hand in seine gelegt hatte, war er nicht in der Lage gewesen, es zu unterdrücken, was für ein Gefühl sich auch immer dahinter verbergen mochte. Es war keine Wut. Eher etwas wie ein unstillbares Verlangen, sie mit Haut und Haaren zu erobern.
Die Leidenschaft, die sie in ihm entfesselt hatte, war Angst einflößend gewesen. Es hatte ihn dazu getrieben, sich mit ihr auf unbekanntes Terrain zu begeben, wo sie auf völlig neue sinnliche Genüsse stieß, die sie hätten schockieren müssen. Letztlich hätte sie davor zurückschrecken, wenn nicht gar die Flucht ergreifen
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