Ein feuriger Verehrer
»Nein, ich schätze nicht. Es ist halt nur so, dass sie viel schneller als die öffentlichen Flieger sind.«
»Und Sie haben schon immer großes Interesse an Geschwindigkeit gehabt, nicht wahr?« Eve betrat den Fahrstuhl und drückte den Knopf für die Garage. »Es hat nicht das Mindeste zu tun mit bequemen, weichen Sitzen, einer gut bestückten Kombüse und der Riesenauswahl Filme, die es dort zu sehen gibt.«
»Wenn es dem Körper gut geht, funktioniert auch das Gehirn.«
»Das ist wirklich lahm. Normalerweise sind Sie, wenn Sie versuchen, mich zu ködern, deutlich besser drauf. Sie sind heute irgendwie neben der Kappe, Peabody.«
Ihre Assistentin dachte an das leidenschaftliche Zwischenspiel mit dem Kollegen in dem leer stehenden Büro und erklärte traurig: »Da haben Sie wohl Recht.«
Zeke arbeitete stetig und präzise und gab sich die größte Mühe, sich darauf zu konzentrieren, welches Vergnügen er beim Werken mit dem wunderbaren Holz empfand.
Er wusste, seine Schwester hatte in der vergangenen Nacht schlecht geschlafen. Er hatte gehört, wie sie sich in ihrem Bett herumgeworfen hatte und immer wieder aufgestanden und in ihrem Zimmer hin und her gelaufen war. Denn er hatte auf dem ausziehbaren Sofa in ihrem Wohnzimmer gelegen und selbst kein Auge zugemacht. Er hatte zu ihr gehen und ihr anbieten wollen, mit ihm zu meditieren und einen von ihm selbst gemixten organischen Beruhigungstrank zu nehmen. Doch er hätte es nicht geschafft, ihr ins Gesicht zu sehen, ohne sich dabei anmerken zu lassen, wie es um ihn stand.
Er dachte ständig an Clarissa, daran, wie sie in seinem Arm gelegen hatte, wie herrlich süß der Geschmack ihres Mundes gewesen war, und es erfüllte ihn mit Scham. Er glaubte an die Heiligkeit der Ehe. Einer der Gründe, weshalb er niemals eine wirklich ernste Beziehung eingegangen war, war, dass er sich versprochen hatte, seinen Treueschwur ein Leben lang zu halten, wenn er ihn einmal gab.
Und er hatte bisher keinen Menschen je genug geliebt, um diesen Schwur zu leisten.
Bis zu der Begegnung mit dieser wunderbaren Frau.
Aber sie gehörte einem anderen.
Einem Mann, der sie nicht schätzte, dachte Zeke jetzt genauso wie in der letzten Nacht. Einem Mann, der sie misshandelte und mit dem sie eindeutig nicht glücklich war. Und ein Schwur durfte gebrochen werden, wenn er Schmerz bereitete statt Glück.
Nein, er konnte Dee nicht gegenübertreten, wenn er solche Dinge im Kopf wälzte. Wenn er den Gedanken an Clarissa nicht verdrängen konnte, um seiner eigenen Schwester in ihrem Elend beizustehen.
Er hatte die Berichte über das Bombenattentat am Abend in den Nachrichten gesehen. Sie hatten ihn entsetzt. Ihm war zwar klar, dass nicht jeder das Prinzip der Gewaltfreiheit vertrat, nach dem er selbst erzogen worden war. Er wusste, dass selbst seine eigene Schwester diesen Grundsatz leicht verändert hatte, damit er zu ihrem Leben passte, aber schließlich sollten Religionen keine starren Dogmen sein.
Er wusste, dass es Gewalt, dass es täglich Morde gab. Nie zuvor in seinem Leben jedoch hatte er eine derart grausame Missachtung des Lebens miterleben müssen wie am Vorabend auf dem Bildschirm in Delias Apartment.
Diejenigen, die zu solchen Taten in der Lage waren, konnten keine Menschen sein. Kein Wesen mit Herz und Seele konnte andere Leben in einer solchen Weise zerstören.
Das glaubte er und klammerte sich an die Hoffnung, dass etwas, das ein solches Verbrechen begehen konnte, eine grässliche Verirrung war, eine fratzenhafte Mutation. Und dass sich die Welt so weit entwickelt hatte, dass ein Massenmord für niemanden mehr akzeptabel war.
Es war ein Schock für ihn gewesen, mit ansehen zu müssen, wie Eve durch dieses Schlachtfeld hindurchgelaufen war. Ihr Gesicht war völlig ausdruckslos gewesen, ihre Kleidung blutbespritzt. Er hatte registriert, dass sie erschöpft aussah, hohlwangig und gleichzeitig unglaublich couragiert. Dann war ihm plötzlich eingefallen, dass sich bestimmt auch seine Schwester irgendwo dort aufgehalten hatte, inmitten des unvorstellbaren Grauens.
Eve hatte mit nur einer Reporterin gesprochen, einer hübschen Frau mit einem Fuchsgesicht, deren grünen Augen die Trauer deutlich anzusehen gewesen war.
»Ich kann dem, was Sie hier sehen, nichts hinzufügen, Nadine«, hatte sie gesagt. »Dies ist weder der rechte Zeitpunkt noch der rechte Ort für irgendwelche offiziellen Statements. Die Toten sprechen für sich selbst.«
Und als seine Schwester heimgekommen war,
Weitere Kostenlose Bücher