Ein feuriger Verehrer
zurückgelassen hat. Ich sehe mir die Sache mal an.«
»Danke.« Eve drückte sich von seinem Schreibtisch ab. »Im Moment bearbeite ich diesen Fall nur nebenher. Der Commander ist darüber bisher noch nicht informiert.«
»Lass uns abwarten, was ich finde; dann ist es bestimmt noch früh genug, um mit ihm zu reden.«
»Gut.« Sie nahm ebenfalls ein paar der süßen Nüsse und wandte sich zum Gehen. »Wie viel hat die Tante von der Bank sich denn überwiesen?«
Feeney blickte auf den Mikrotimer, der vor ihm auf dem Schreibtisch lag. »Drei Millionen und ein bisschen Kleingeld. Wenn sie sich mit den drei Millionen zufrieden gegeben und die Fliege gemacht hätte, hätte man sie vielleicht nie erwischt.«
»Diese Typen kriegen den Hals nie voll genug«, antwortete Eve und machte sich Nüsse kauend auf den Weg zu ihrem eigenen Büro.
Die Stimme, Flüche und das Gejammer von Verdächtigen und Opfern, die zurzeit ihre Aussage machen mussten, das pausenlose Schrillen von Links und die spitzen Schreie, mit denen sich zwei Frauen eines toten, angeblich von beiden geliebten Mannes wegen mit gebleckten Zähnen und lang ausgefahrenen Krallen aufeinander stürzten, empfand sie nach dem Besuch in der Abteilung für elektronische Ermittlungen als eigenartig beruhigend.
Kopfschüttelnd nahm sie eine der Furien in den Schwitzkasten, während der Detective, der die beiden vernehmen sollte, die andere niederrang.
»Danke, Dallas«, erklärte Baxter grinsend, worauf sie verächtlich schnaubte.
»Sie haben diese Szene offenbar genossen.«
»He, es geht doch nichts über den körpernahen Streit zwischen zwei Miezen.« Er fesselte seinen Schützling, ehe dieser die Gelegenheit bekam, ihm die Augen auszukratzen, mit Handschellen an einen Stuhl. »Wenn Sie einen Moment später eingegriffen hätten, hätten die beiden sich vielleicht sogar noch die Kleider vom Leib gerissen.«
»Sie sind einfach krank, Baxter.« Eve beugte sich zu ihrer wild zappelnden Gefangenen herunter, verstärkte ihren Griff um ihren Hals und raunte ihr zu: »Haben Sie das gehört? Wenn Sie sich noch einmal auf sie stürzen, geht den Jungs hier einer ab. Ist es das, was Sie wollen?«
»Nein«, erklärte sie quietschend und fuhr dann schluchzend fort: »Ich will nur meinen Barry wiederhaben!«
Bei diesen Worten brach ihre bisherige Gegnerin ebenfalls in lautes Schluchzen aus, und während Baxter schmerzlich getroffen die Augen rollte, schob sie ihm die Frau mit einem schmalen Lächeln hin. »Bitte, Kumpel.«
»Vielen Dank, Dallas.«
Zufrieden mit der Rolle, die sie in dem Mini-Drama hatte spielen können, ging Eve in ihr eignes kleines Büro, zog die Tür hinter sich zu, setzte sich hinter ihren Schreibtisch und rief bei Suzanna Day, der Anwältin des verstorbenen J. Clarence Branson, an.
Nachdem sie von der Rezeptionistin an die Assistentin weitergeleitet worden war, erschien auf dem Bildschirm endlich Suzannas Gesicht.
Sie war eine intelligent wirkende Frau von etwa vierzig, mit kurz geschnittenem schwarzem Haar, einem attraktiven, onyxfarbenen Gesicht und rabenschwarzen Augen. Ihr leuchtend roter Lippenstift hatte genau dieselbe Farbe wie die winzig kleine Perle, die man am äußeren Ende ihrer linken Augenbraue blitzen sah.
»Lieutenant Dallas, B.D. hat mir bereits mitgeteilt, dass Sie sich bei mir melden würden.«
»Ich weiß es zu schätzen, dass Sie sich die Zeit nehmen, um mit mir zu sprechen, Ms Day. Ihnen ist bekannt, dass ich die Ermittlungen im Todesfall J. Clarence Branson leite?«
»Ja.« Sie presste die Lippen aufeinander. »Außerdem ist mir aufgrund eines Gesprächs mit der Staatsanwaltschaft bekannt, dass Lisbeth Cooke wegen Totschlags unter Anklage gestellt werden wird.«
»Sie sind darüber offenbar nicht besonders glücklich.«
»J.C. war ein Freund, ein guter Freund. Nein, ich bin nicht glücklich darüber, dass die Frau, die ihn getötet hat, höchstens ein paar Jahre in ein Erste-Klasse-Kittchen kommt.«
Die Staatsanwälte machten die Geschäfte, dachte Eve ein wenig säuerlich, und die Polizei bekam dafür die Schelte. »Es ist nicht meine Aufgabe, die Anklage zu formulieren. Ich sammele lediglich möglichst viele Beweise. Mr Bransons letzter Wille könnte ein anderes Licht auf diese Sache werfen.«
»Sein Testament wird heute Abend im Haus von B. Donald Branson verlesen.«
»Aber Sie wissen bereits, wer von dem Erbe profitiert.«
»Ja.« Suzanna schien mit sich zu kämpfen. »Aber entsprechend der Anweisung meines
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