Ein feuriger Verehrer
Mandanten bei Aufsetzung des Testaments darf ich vor der offiziellen Testamentseröffnung nichts darüber sagen. Mir sind die Hände gebunden, Lieutenant.«
»Ihr Mandant hat sicher nicht erwartet, dass er ermordet werden würde.«
»Trotzdem. Glauben Sie mir, Lieutenant, ich habe bereits mein Möglichstes getan, indem ich darauf bestanden habe, dass das Testament schon heute Abend und nicht erst nach der Beerdigung verlesen wird.«
Eve dachte kurz nach. »Um wie viel Uhr?«
»Um sieben.«
»Gibt es irgendeinen Grund, aus dem ich nicht dabei sein kann?«
Suzanna zog ihre geschmückte Braue in die Höhe. »Nein, nicht, wenn Mr und Mrs Branson damit einverstanden sind. Ich werde mit den beiden sprechen und rufe Sie wieder an.«
»Gut. Ich werde zwar unterwegs sein, die Nachricht aber auf jeden Fall bekommen. Nur eins noch. Haben Sie Lisbeth Cooke gekannt?«
»Sogar sehr gut. Ich habe sie und J.C. regelmäßig getroffen.«
»Und was haben Sie von ihr gehalten?«
»Sie ist ehrgeizig, zielstrebig, besitzergreifend und äußerst temperamentvoll.«
Eve nickte. »Sie haben sie nicht gemocht.«
»Ganz im Gegenteil, ich habe sie sogar sehr gern gehabt. Außerdem habe ich sie regelrecht dafür bewundert, dass sie wusste, was sie wollte, dafür gesorgt hat, dass sie es bekam, und dann daran festgehalten hat. Sie hat ihn glücklich gemacht«, fügte Suzanna hinzu, wiederholte, als ihr Tränen in die Augen stiegen, knapp: »Ich werde mich bei Ihnen melden«, und brach die Übertragung ab.
»Alle haben den guten J.C. geliebt«, murmelte Eve, stand kopfschüttelnd auf und wollte gehen. Ehe sie jedoch die Tür erreichte, klingelte ihr Handy, und sie hob es an ihr Ohr. »Dallas.«
»Lieutenant.«
»Peabody. Ich dachte, Sie schleppen Ihren Bruder durch die Stadt.«
»Andersherum wird ein Schuh draus.« Peabody rollte mit den Augen. »Ich war bereits auf dem Empire State Building, bin zweimal mit dem Gleitband um den Silver Palace gefahren, habe den Schlittschuhläufern im Rockefeller Center zugesehen« – nicht mal unter der Folter gäbe sie jemals zu, dass sie selbst über das Eis gestolpert war – »und habe mir die Füße in zwei Museen platt gelatscht. Jetzt will er unbedingt den Rundflug über Manhattan in Angriff nehmen. Der Flug startet in einer viertel Stunde.«
»Kling alles unglaublich amüsant«, zog Eve Peabody auf und steuerte den Fahrstuhl an, um in die Garage zu ihrem Wagen zu fahren.
»Es ist Zekes erster Besuch in New York. Wenn ich ihn nicht daran gehindert hätte, hätte er sich wahrscheinlich von jeder Nutte und jedem Bettler anquatschen lassen. Himmel, Dallas, er wollte sogar sein Glück beim Hütchenspiel versuchen.«
Eve grinste breit. »Gut, dass seine Schwester Polizistin ist.«
»Wem sagen Sie das?« Dann entfuhr Peabody ein Stöhnen. »Hören Sie, wahrscheinlich hat es gar nichts zu bedeuten, aber es ist seltsam, und ich dachte, dass ich es Sie wissen lassen sollte.«
Inzwischen hatte der Fahrstuhl die Garage erreicht. »Was?«
»Zeke hat doch gesagt, dass er hier ist, weil er einen Auftrag hat. Weil er Schränke bauen soll und so. Tja, es hat sich herausgestellt, dass der Auftrag von B. Donald Branson kam.«
»Von Branson?« Eve blieb abrupt stehen. »Branson hat Ihren Bruder angeheuert?«
»Ja.« Peabody sah Eve unglücklich an. »Wie groß ist die Chance, dass das ein Zufall ist?«
»Gering«, meinte Eve. »Ziemlich gering. Woher hat Branson Ihren Bruder überhaupt gekannt?«
»Er ist wohl von Mrs Branson angeheuert worden. Sie war auf so einer Wellnessfarm in Arizona und hat während eines Einkaufsbummels seine Arbeit in einer der Künstlerkooperativen entdeckt. Zeke macht jede Menge Auftragsarbeiten wie Einbauschränke oder so.
Er ist echt gut. Sie hat nach dem Schreiner gefragt, der die Möbel in dem Laden gefertigt hat, und sie haben ihr Zeke genannt. Eins führte zum anderen, und jetzt ist er hier.«
»Klingt total normal und logisch.« Eve schob sich hinter das Lenkrad ihres Wagens. »Hatten sie seit seiner Ankunft bereits Kontakt?«
»Er spricht gerade mit ihr. Er hat den Namen in einem Gespräch mit mir erwähnt, und ich habe ihm von unserem Fall erzählt. Er dachte, er sollte Mrs Branson anrufen und fragen, ob er eventuell besser später anfangen soll.«
»Okay. Machen Sie sich keine Sorgen, Peabody. Aber lassen Sie mich wissen, wie das Ehepaar auf seinen Anruf reagiert. Und falls er nicht bereits erzählt hat, dass seine Schwester Polizistin ist, sagen Sie ihm,
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