Ein feuriger Verehrer
dass er das weiterhin für sich behalten soll.«
»Ja, gut. Aber die Bransons sind doch wohl nicht verdächtig. Wir haben die Mörderin quasi auf frischer Tat ertappt.«
»Richtig. Aber trotzdem kann es ja nicht schaden, vorsichtig zu sein. Und jetzt spielen Sie weiter die Fremdenführerin. Wir sehen uns dann morgen.«
Zufall, überlegte Eve, als sie aus der Garage auf die Straße fuhr. Sie hatte etwas gegen so genannte Zufälle. Doch egal, wie sie die Sache drehte und wendete – es schien absolut harmlos, dass Peabodys Bruder von der Familie ihres Mordopfers als Schreiner engagiert worden war.
J. Clarence hatte, als Zeke den Auftrag bekommen hatte, eindeutig noch gelebt. Keiner der beiden Bransons hatte mit dem Tod des Mannes irgendwas zu tun. Es gab nicht den leisesten Verdacht.
Manchmal war ein Zufall vielleicht wirklich nur ein Zufall. Doch sie schob die Information in eine Ecke ihres Hirns, wo sie sie weiter gären ließ.
Als Eve das Haus betrat, spielte irgendwo leise Musik. Wahrscheinlich hatte Summerset sie zu seiner Unterhaltung eingeschaltet, überlegte sie, als sie ihre Jacke auszog.
Sie stülpte die Jacke wie üblich über den Treppenpfosten und marschierte in die obere Etage. Er wüsste nun, dass sie zu Hause war. Aber der verdammte Kerl wusste sowieso immer alles. Und er hasste es, wenn irgendetwas oder irgendjemand seine Routine störte. Weshalb es äußerst unwahrscheinlich war, dass er ihr in die Quere kommen würde, solange sie beschäftigt war.
Oben ging sie einen Korridor hinunter zu der breiten Doppeltür, hinter der Roarkes Waffenkammer lag. Stirnrunzelnd rückte sie ihre Schultertasche zurecht. Ihr war bewusst, dass einzig Roarke, Summerset und ihr der Zutritt zu dem Raum gestattet war.
Sie hatte keine Ahnung, ob, und hegte ernste Zweifel daran, dass er jedes der kostbaren Stücke auf legalem Weg erworben hatte. Inzwischen jedoch war die Sammlung glücklicherweise legal.
Sie legte ihre Hand flach auf das Handlesegerät, wartete, bis das grüne Licht ihr zeigte, dass der Handabdruck gelesen worden war, nannte ihren Namen und gab schließlich noch den Zugangscode über die dafür vorgesehenen Tasten ein.
Der Sicherheitscomputer prüfte ihre Identität, und die Schlösser sprangen mit einem leisen Klicken auf. Sie betrat das Zimmer, zog die Tür hinter sich zu und atmete tief durch.
Waffen aller Zeitalter wurden in dem prächtigen Raum beinahe elegant zur Schau gestellt. In gläsernen Vitrinen, reich verzierten Schränken sowie entlang der Wände blitzten Gewehre, Messer, Laser, Schwerter, Piken, Keulen, die ausnahmslos Zeugnis dafür boten, dass der Mensch seit Anbeginn der Zeit auf die Zerstörung anderer Lebewesen fixiert war.
Gleichzeitig war ihr jedoch bewusst, dass der Stunner, der in ihrem Halfter steckte, ebenso wie ihr rechter Arm zu ihr gehörte.
Sie dachte an das erste Mal, als sie diesen Raum betreten hatte. Damals hatten ihr Intellekt und ihr Instinkt miteinander gerungen – denn vom Kopf her hatte sie gemutmaßt, dass es sich bei Roarke um den damals von ihr gesuchten Mörder handelte. Ihr Gefühl aber hatte auf seiner Unschuld bestanden.
In diesem privaten Kriegsmuseum hatte Roarke sie zum ersten Mal geküsst und sie dadurch total aus dem Gleichgewicht gebracht. Bis heute hatte sie ihre Emotionen ihm gegenüber nicht vollends im Griff.
Ihr Blick streifte eine Vitrine mit Schusswaffen, deren Besitz bereits seit mehreren Jahrzehnten nur noch im Rahmen von Sammlungen wie dieser überhaupt gestattet war. Sie waren sehr schwer und wirkten alles andere als handlich. Die heißen Stahlkugeln jedoch, die sie im Fleisch versenken konnten, brachten unweigerlich den Tod.
Dadurch, dass man diese mörderischen Waffen aus dem Verkehr gezogen hatte, rettete man sicher unzählige Leben. Nur dass es, wie Lisbeth Cooke bewiesen hatte, stets neue Arten zu töten gab. Dem Hirn des Menschen fielen immer wieder neue Möglichkeiten ein.
Eve zog den in Tüftlers Laden eingesteckten Waffenhalter aus der Tasche, um zu prüfen, welche Waffe da eventuell reinpasste. Die Auswahl hatte sie schon auf drei Exemplare begrenzt, als hinter ihr die Tür geöffnet wurde und sie, um Summerset wegen der unerwünschten Störung anzuraunzen, unwirsch über ihre Schulter sah.
Doch es war nicht der Butler, sondern Roarke, der lässig in den Raum geschlendert kam.
»Ich wusste gar nicht, dass du heute hier bist.«
»Ich arbeite heute von zu Hause aus«, erklärte er und sah sie mit hochgezogenen Brauen
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