Ein feuriger Verehrer
einen Energieriegel zu ziehen.
In der Abteilung für elektronische Ermittlungen herrschte wie üblich reges Treiben. Ein paar der Polizisten arbeiteten an Computern, nahmen sie auseinander und bauten sie wieder zusammen. Andere saßen in abgeschirmten Ecken und kopierten dort Disketten von konfiszierten Kalendern oder Links. Gleichzeitig hing ein derart lautes Piepsen, Brummen und Quietschen in der Luft, dass sie sich allen Ernstes fragte, wie jemand nur einen klaren Gedanken fassen konnte bei diesem Lärm.
Trotz des hohen Geräuschpegels stand die Tür des Büros von Captain Ryan Feeney sperrangelweit offen. Er saß mit hochgerollten Hemdsärmeln und zerzausten roten Haaren hinter seinem Schreibtisch, und seine treuen Hundeaugen sahen hinter der Mikroskopbrille groß wie Untertassen aus. Während Eve ihm von der Tür aus zusah, zog er einen winzigen durchsichtigen Chip aus dem Innern des Computers, der kopfüber vor ihm auf der Schreibtischplatte stand.
»Hab ich dich endlich erwischt, du kleiner Bastard«, erklärte er zufrieden, während er den Chip mit der Vorsicht eines Chirurgen in einen Plastikbeutel schob.
»Was ist das?«
»Häh?« Er zwinkerte, schob sich die Brille auf die Stirn und blinzelte ihr zu. »He, Dallas. Dieses kleine Schätzchen? Es ist so etwas wie ein Mini-Bankautomat.« Er klopfte auf die Tüte und lächelte fein. »Eine Bankangestellte mit einem gewissen Talent für Computertechnik hat ihn in die Kiste an ihrem Arbeitsplatz eingebaut. Bei jeder zwanzigsten Überweisung ging ein Betrag auf ein Konto, das sie sich in Stockholm eingerichtet hatte. Wirklich clever.«
»Nur, dass du ihr trotzdem auf die Schliche gekommen bist.«
»Allerdings. Was machst du hier?« Während er sich mit ihr unterhielt, führte er seine Arbeit in aller Ruhe fort. »Willst du endlich mal echten Kriminalbeamten bei der Arbeit zusehen?«
»Mir hat einfach der Anblick deines hübschen Gesichts gefehlt.« Sie hockte sich auf die Kante seines Schreibtischs und betrachtete ihn, als er schnaubte, fröhlich grinsend. »Oder ich wollte lediglich wissen, ob du ein bisschen Zeit erübrigen kannst.«
»Wofür?«
»Kannst du dich noch an den Tüftler erinnern?«
»Klar. Falsche Sicht von Recht und Ordnung, aber nahezu magische Hände. Der verdammte Hurensohn ist fast so gut wie ich. Er kann eine Kiste wie den XK-6000 hier auseinander nehmen, ausschlachten und die Einzelteile in sechs andere Geräte einbauen, bevor sie auch nur richtig runtergefahren sind. Er ist wirklich supergut.«
»Jetzt ist er supertot.«
»Der Tüftler?« Feeneys Blick verriet ehrliches Bedauern. »Was ist passiert?«
»Er hat seinen letzten Badeausflug nicht vertragen.« Angefangen bei dem Treffen mit Ratso bis hin zu ihrer kurzen Tour durch den Laden und die Werkstatt klärte sie Feeney mit knappen Worten über die Geschichte auf.
»Muss eine echt große und schlimme Sache sein, wenn sogar ein altes Schlachtross wie der Tüftler Angst bekommen hat«, überlegte Feeney. »Du sagst, sie haben ihn nicht in der Werkstatt überfallen?«
»Ich denke, dass das so gut wie ausgeschlossen war. Er hatte jede Menge Überwachungsmonitore sowie eine Unzahl dicker Schlösser installiert. Es gibt nur einen Ausgang – eine dicke, gut gesicherte Stahltür – und ein einziges, vergittertes Fenster, das nicht einmal von außen eingesehen werden kann. Oh, und ich habe seine Vorräte entdeckt: Die Konserven und das Wasser hätten einen guten Monat gereicht.«
»Klingt, als hätte er problemlos einer Invasion standhalten können.«
»Genau. Weshalb also ist er weggelaufen?«
»Keine Ahnung. Und die Kollegen aus New Jersey haben nichts dagegen, dass du der Sache nachgehst?«
»Sie haben bisher so gut wie nichts gefunden. Ich habe allerdings nicht viel mehr«, gab sie widerwillig zu. »Die Geschichte stammt von meinem Informanten, und der ist ein echter Schisser. Aber in irgendetwas Brisantes war der Tüftler eindeutig verwickelt. In seiner Werkstatt sind sie nicht gewesen, weshalb sie auch nicht an seinem Computer rumgefummelt haben. Die Kiste ist gesichert. Ich dachte, du könntest ein bisschen damit spielen und schauen, ob du den Code möglicherweise knacken kannst.«
Feeney kratzte sich am Ohr und nahm geistesabwesend eine Hand voll gezuckerter Nüsse aus der Schale, die auf seinem Schreibtisch stand. »Ja, das kann ich tun. Wenn er untertauchen wollte, wird er seinen Kalender dabeigehabt haben. Aber er war schlau, weshalb er eventuell eine Kopie
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