Ein feuriger Verehrer
Tüftlers Laden einen Lieferwagen stehen sehen. Hübsches neues Teil. Er dachte, jemand wäre auf der Suche nach ein bisschen Abwechslung, aber er hat niemanden gesehen. Er meint, dass er eine Zeit lang stehen geblieben ist, weil er dachte, dass der Fahrer wiederkäme und eine schnelle Nummer mit ihm schieben wollte. Darum nennen sie ihn Pokey, weil er auf die Schnelle wie ein Wilder poken , das heißt in fremden Hintern stochern kann.«
»Das werde ich mir merken. Was ist das für ein Lieferwagen gewesen?«
Ratso schob die Eier auf dem Teller hin und her und versuchte dabei möglichst clever auszusehen. »Tja, wissen Sie, ich habe Pokey gesagt, Sie würden diese Dinge wissen wollen, und wenn Sie die Info brauchen könnten, würden Sie dafür bezahlen.«
»Ich zahle erst, wenn ich die Infos habe. Hast du ihm das ebenfalls gesagt?«
Ratso seufzte. »Ja, ich glaube, ja. Okay, okay, er meinte, es wäre einer dieser schicken Airstreams, hätte wirklich super ausgesehen. Schwarz mit ElektroDiebstahlsicherung.« Ratso verzog seine Visage zu einem schmalen Lächeln. »Das wusste er, weil er versucht hat, den zu knacken, und dabei einen gewischt bekommen hat. Er hüpft also auf der Stelle und bläst sich auf die Hand, und dabei hört er ein Stück die Straße weiter runter ein ziemliches Getöse.«
»Was für ein Getöse?«
»Keine Ahnung. Irgendwelchen Krach und vielleicht, dass jemand geschrien hat und dass irgendwelche Leute angelaufen kamen. Also ist er um die Ecke verschwunden, denn womöglich kommt ja der Besitzer von dem Wagen, der gesehen hat, wie er versucht hat, in die Kiste einzusteigen. Stattdessen sieht er zwei Typen näher kommen, von denen einer diesen Riesensack über der Schulter hat. Der andere – kaum zu glauben – hatte etwas in der Hand, was, wie Pokey gesagt hat, aussah wie ein Gewehr. Wie diese Dinger, die man manchmal im Fernsehen oder auf Disketten sieht. Dann werfen sie den Sack in den Laderaum des Wagens, steigen beide vorne ein und fahren weg.«
Er schob sich eine Gabel voller Eier in den Mund und spülte sie mit einem Schluck einer uringelben Flüssigkeit herunter. »Und gerade, als ich hier so gesessen und überlegt habe, ob ich Sie anrufen und Ihnen die Sache erzählen soll, sind Sie plötzlich hier.« Er sah sie grinsend an. »Vielleicht hatten sie ja den Tüftler im Sack. Vielleicht haben sie ihn darin gekidnappt, ihn erledigt und dann in den Fluss geschmissen. Wäre zumindest eine Möglichkeit.«
»Hat Pokey sich das Nummernschild von dem Lieferwagen gemerkt?«
»Nee. Wissen Sie, Pokey ist nicht besonders helle. Und er hat gesagt, seine Hand hätte gebrannt, und er hätte sich nichts bei der Sache gedacht, bis ich mit meinen Fragen nach dem Tüftler zu ihm gekommen bin.«
»Ein schwarzer Airstream?«
»Ja, mit Elektro-Diebstahlsicherung. Und, oh, ja, er hat noch gesagt, im Armaturenbrett hätte eine tolle Entertainmentanlage gesteckt. Die hat ihn erst auf die Idee gebracht, in die Kiste einzusteigen. Manchmal handelt Pokey nämlich auch mit elektronischen Geräten.«
»Scheint wirklich ein grundanständiger Bürger unserer Stadt zu sein.«
»Ja, er geht wählen und alles. Also, wie sieht's aus, Dallas? Die Informationen waren doch wohl echt gut.«
Sie zog einen Zwanziger aus ihrer Tasche. »Falls sie mich weiterbringen, kommen noch zwanzig dazu. So, und jetzt zurück zum Tüftler. Was weißt du über seine Vergangenheit beim Militär?«
Der Zwanziger verschwand in einer Tasche seines schmutzstarrenden Mantels. »Seine Vergangenheit beim Militär?«
»Was hat er dort getan? Hat er dir je davon erzählt?«
»Nicht viel. Manchmal, wenn er zu viel getrunken hatte, hat er davon angefangen. Dann hat er erzählt, dass er während der Revolten jede Menge Ziele getroffen hat. Meinte, so hätten sie es beim Militär genannt, weil sie nicht den Mumm hatten zu sagen, sie hätten Menschen kaltgemacht. Er hatte einen echten Hass auf die Armee. Meinte, er hätte ihnen alles gegeben, was er hatte, und sie hätten ihm alles genommen. Meinte, sie hätten sich eingebildet, sie könnten ihm zur Entschädigung einfach etwas Kohle in den Rachen werfen. Er hat die Kohle zwar genommen, aber trotzdem hat er sie gehasst. Genau wie die Bullen und die CIA und den gottverdammten Präsidenten unseres Landes. Aber so hat er nur geredet, wenn er besoffen war. Sonst hat er nie etwas erzählt.«
»Was sagen dir die Namen Apollo und Cassandra?«
Ratso fuhr sich mit dem Handrücken unter der Nase entlang.
Weitere Kostenlose Bücher