Ein feuriger Verehrer
»Ich brauche Sie hier«, war alles, was sie sagte, und marschierte entschlossen aus dem Raum.
Eine Stunde später schwankte Peabody zwischen elendiger Langeweile und nervöser Unruhe hin und her.
Vier Gebäude waren bereits durchforstet und als sauber gemeldet worden, doch gab es noch Dutzende nicht kontrollierter Häuser, und es waren bis Mittag kaum noch zwei Stunden.
Sie lief durch das Zimmer, trank viel zu viel Kaffee und versuchte zu denken wie ein Terrorist. Eve war dazu in der Lage. Ihr Lieutenant konnte sich in einen Kriminellen hineinversetzen, in seinem Hirn herumlaufen, einen potenziellen Tatort mit den Augen eines Killers sehen.
Peabody war neidisch auf diese Fähigkeit, obwohl ihr schon des Öfteren durch den Kopf gegangen war, dass dieses besondere Talent sicher nicht nur ein Segen, sondern gleichzeitig ein Fluch für einen Menschen war.
»Wenn ich ein Terrorist wäre, welches Gebäude in New York würde ich vernichten wollen, um nicht nur meine Macht zu demonstrieren, sondern zugleich eine politische Aussage zu machen?«
Irgendeine Touristenfalle, überlegte sie. Das Problem war nur, dass sie diese Orte stets gemieden hatte. Sie war nach New York gezogen, um zur Polizei zu gehen, und hatte absichtlich – wahrscheinlich aus Stolz – sämtliche Ziele gemieden, an die sich ein Tourist begab.
Sie war nie im Empire State Building oder im Metropolitan Museum gewesen, bevor Zeke …
Mit einem Mal hob sie den Kopf, und ihre Augen fingen an zu leuchten. Sie würde ihren Bruder anrufen. Sie wusste, dass er den Touristenführer beinahe auswendig gelernt hatte. Wo also würde er als eifriger Tourist aus Arizona mitten in der Woche eine Matinee besuchen wollen?
Sie wandte sich vom Fenster ab, ging zum Link, stoppte dann jedoch stirnrunzelnd, als plötzlich McNab hereingeschlendert kam.
»He, She-Body, hat man Sie auch hinter den Schreibtisch verbannt?«
»Ich habe zu tun, McNab.«
»Das ist nicht zu übersehen.« Er trat vor den Auto-Chef und erklärte traurig: »Der Kaffee ist alle.«
»Dann gehen Sie woanders welchen trinken. Das hier ist schließlich kein Café.« Sie wollte schon aus Prinzip, dass er verschwand, vor allem aber, weil sie nicht sein blödes Grinsen sehen wollte, wenn sie mit ihrem kleinen Bruder sprach.
»Trotzdem finde ich es hier ganz nett.« Teilweise aus Neugier und teilweise um sie zu ärgern, beugte er sich über ihren Bildschirm. »Wie viele Gebäude konnten Sie inzwischen von der Liste streichen?«
»Hauen Sie endlich ab. Ich wurde für diesen Computer eingeteilt. Ich bin bei der Arbeit.«
»Warum sind Sie heute so empfindlich? Hatten Sie und Charlie vielleicht Streit?«
»Mein Privatleben geht Sie nicht das Geringste an.« Sie bemühte sich um einen möglichst würdevollen Ton. Etwas an ihm jedoch rief stets eine gewisse Gereiztheit in ihr wach. Also trat sie neben ihn und schob ihn unsanft mit dem Ellenbogen fort. »Warum gehen Sie nicht und spielen mit Ihrem eigenen Gerät?«
»Rein zufällig gehöre ich zu diesem Team.« Abermals um sie zu ärgern, nahm er auf der Schreibtischkante Platz. »Außerdem bin ich dir rangmäßig überlegen, Schätzchen.«
»Was eindeutig ein Versehen ist.« Sie piekste ihn mit einem Finger in die Brust. »Und nennen Sie mich ja nicht Schätzchen. Mein Name ist Peabody, Officer Peabody, und ich kann es absolut nicht brauchen, dass ein trotteliger Knochenarsch von elektronischem Ermittler mir in den Nacken pustet, während ich im Dienst bin.«
Er blickte auf den Finger, von dem ihm noch zweimal in Folge in die Brust gestochen worden war, und als er ihr wieder ins Gesicht sah, war sie etwas überrascht, als sie erkennen musste, dass seine normalerweise fröhlich blitzenden grünen Augen eisige Funken stoben, während er ihr erklärte: »Passen Sie besser auf.«
Auch die Kälte seiner Stimme war völlig überraschend, doch war sie zu erbost, um einen Rückzieher zu machen, und so fragte sie: »Weshalb?«, und stach ihm förmlich in die Brust.
»Sie greifen einen Vorgesetzten an, und ich toleriere nur ein gewisses Maß an Insubordination, bis ich beginne, mich zu wehren.«
»Insubordination . Sie schnüffeln mir ständig hinterher, machen irgendwelche blöden Kommentare oder zweideutigen Bemerkungen, versuchen, mir meine Fälle abzuluchsen -«
»Ihre Fälle. Jetzt scheint sie dazu noch größenwahnsinnig zu werden.«
»Dallas' Fälle sind auch meine Fälle. Und wir können Ihre Einmischung nicht brauchen. Wir können es nicht
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