Ein fliehendes Pferd
Beispiel, stünden unheimlich aufs Federn. Seiner ersten Frau sei es dabei echt schlecht geworden. Der Mensch sei zweifellos ein Fehler der Natur, aber der Kleinbürger sei die Erhebung des Fehlers zum Programm. Verklemmt wie Hitler, borniert wie ein bayerischer Ministerpräsident und böse wie Stalin. Hel und er warteten nur auf den Tag, an dem sie dieses Kleinbürgerland endgültig verlassen könnten. Noch ein Mietshaus mehr, dann stächen sie in See. Kurs Bahamas. Das werde doch nicht mehr besser mit den Deutschen. Beispiel, seine erste Frau: eine Verehrerin Pius XII. Mit vierzehn, als Anno -Santo-Pilgerin, mit ihrem Vater, Papstaudienz. Davon habe sie sich nicht mehr erholt. Lieblingsbuch: Richard Wagner an Mathilde Wesendonck. Zweitliebstes: Das Lied von Bernadette von Werfel. Und habe am Montagmorgen schon gewußt, welche Bluse sie am Freitag tragen werde. Hel sah ihren Klaus mit Mitgefühl an. Sabine sagte so ironisch als möglich: Beneidenswert. Klaus Buch rief: Klar zur Wende. Hel rief: Klar. Klaus Buch rief: Re. Sabine und Helmut duckten sich.
Plötzlich zog Hel ihr Oberteil weg, verstaute es, sagte, Klaus könne bei dem Wind allein fertig werden und legte sich auf das Vorschiff. Mit Hilfe seines professionellen Blicks sah Helmut ihre Brüste im Vorbeischauen an. Die Brüste sahen aus, als wären sie selber neugierig. Zum Glück hatte Klaus Buch weitergeredet, als sei nichts geschehen. Ob Halms Kinder hätten? Helmut sagte: Sabine, haben wir Kinder? Sabine sagte, wenn er ihre zwei Kinder fragen würde, ob sie Eltern hätten, dann würden sie wahrscheinlich antworten: Eltern! Um Gottes Willen, nie gehabt! Als er ihren Hund gesehen habe, sagte Klaus Buch, habe er gedacht, sie seien ein kinderloses Paar. Warum habt ihr dann keinen Hund, fragte Sabine. Sie mieden alles, was ihre Unabhängigkeit einschränken könnte, sagte Klaus Buch. Sie müßten, wenn ihnen vormittags einfalle, nach Teneriffa zu fliegen, mittags ihr Häuschen in Starnberg verlassen und abends in Los Rodeos landen können,
sonst habe er einfach das Gefühl, eine Küchenschabe zu sein. Und das sei ein unangenehmes Gefühl. In der Schule habe er oft das Gefühl gehabt, eine Küchenschabe zu sein. Helmut habe ihn damals ganz schön zappeln lassen. Weil seine Eltern ein schönes Haus am Hang gehabt hätten, mit einem Garten voller Zwetschgenbäume und einer Brombeerwildnis, habe Helmut jeden Besuch des Buchschen Grundstücks verweigert und habe sogar Mitschüler, zeitweise erfolgreich, aufgehetzt, nicht mit Klaus Buch heimzugehen. Er war ein Klassenkämpfer, sagte Klaus Buch. Das ist er nicht mehr, sagte Sabine trocken. Schade, sagte Klaus Buch. Damals habe er natürlich Helmuts geheimen Haß gegen den Buchschen Besitz nicht verstehen können. Er habe gedacht, es sei gegek ihn persönlich gerichtet. Wenn er nicht bei der Gruppenonanie hätte beweisen können, daß sein Geschlechtsteil es mit jedem anderen aufnehmen konnte, wäre er wirklich verzweifelt damals. Mein Gott, was hätte er getan, wenn das Onanieren im Schulabort und auf den Neubauten nicht gewesen wäre. Das seien so ziemlich die einzigen Rehabilitationschancen gewesen für ihn. Da er kleiner gewesen sei als die meisten, hätten die natürlich geglaubt, bei ihnen sei alles länger als bei ihm. Aber die habe er ganz schön in den Winkel gestellt. Ob Helmut das noch wisse, auf dem Sparkassenneubau, im obersten Stock, Aufgabe: wer schafft es, durch die Oberlichtöffnung durchzupinkeln? Und wer hat es als erster geschafft? Der kleine Klaus Buch. Oh ja. Den langen Lulatschen fehlte es entweder an Druck oder an der Festigkeit des Glieds zur Erzeugung des nötigen Vorhalts. Mit Mathe schaffte man diese Parabel nicht. Aber den größten Lacherfolg schaffte doch Helmut, rief Klaus Buch voller Freude. Helmut schauderte, als er diesen Ton hörte. Helmut habe nämlich damals, was er inzwischen ja sicher längst nicht mehr habe, knifflige Vorhautprobleme gehabt. So einen richtigen Blumenkohlsträußel von Vorhaut habe Helmut vor der Mündung gehabt. Da sei natürlich kein schlanker, weithin reichender Strahl möglich gewesen. Nur so ein gebrochenes Gezische. Zurückziehen ging nicht. Tat viel zu weh. Was also tut unser Helmut? Klemmt vorne die Haut mit Daumen und Zeigefinger ganz zusammen. Läßt Wasser kommen. Hält feste zu. Der Hautballon füllt und füllt sich. Und als er zum Platzen voll ist, spritzt unser Ha-Ha los. Aber leider stimmte die Richtung nicht. Vor lauter Ehrgeiz hat unser Ha-Ha
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