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Ein fremder Feind: Thriller (German Edition)

Ein fremder Feind: Thriller (German Edition)

Titel: Ein fremder Feind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Isringhaus
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Nacht dafür sorgen, dass dieses Dreckschwein, das es so sehr zu den ›Söhnen Odins‹ zieht, bald durch Walhalla wandert.«

26.
B ERLIN
    16. Januar 1940
Bezirk Prenzlauer Berg
    Der Schnee dämpfte ihre Schritte. Berlin war in frisches Weiß getaucht, als Krauss und Mortimer sich aufmachten, Hansen zu besuchen. Sie hatten Straubinger nicht lange überzeugen müssen daheimzubleiben. Ging etwas schief und Hansen erkannte ihn, wäre Straubinger geliefert. Außerdem lagen seine Stärken ohnehin woanders. Nächtliche Morde fielen nicht in sein Aufgabengebiet. Krauss war froh, Straubinger nicht dabeizuhaben. Auf Mortimer konnte er sich bei dieser Aktion blind verlassen. Der Brite hatte nicht nur ein Interesse daran, Hansen zu töten, er war für solche Operationen ausgebildet und würde nicht den Kopf verlieren, falls sich die Dinge zuspitzten.
    Schweigend nebeneinanderher gehend suchten sie die angegebene Adresse. Sie lag im Bezirk Prenzlauer Berg. Straubinger hatte sie den größten Teil des Weges gefahren und dann abgesetzt. Nun waren sie zu Fuß unterwegs, zwei schwarze Gestalten im weiß gepuderten Berlin. Trotz der Dunkelheit fühlte sich Krauss wie auf dem Präsentierteller. Eine Polizeistreife würde sie garantiert anhalten. Zwei Männer, die um vier Uhr morgens durch die Straßen schlichen, führten nichts Gutes im Schilde. Nach zehn Minuten aber hatten sie Straße und Hausnummer gefunden. Krauss fluchte. Es war kein normales Wohnhaus, sondern eine von der Straße zurückliegende Autowerkstatt. Das Gelände war von einem drei Meter hohen Drahtzaun umgeben, in das ein Metalltor eingelassen war. Hinter dem Zaun parkten eng nebeneinander mehrere Fahrzeuge.
    »Hansen hat Straubinger Blödsinn erzählt«, sagte Krauss leise. »Hier wohnt niemand.«
    »Falsch«, entgegnete Mortimer. Er wies auf die Werkstatt. Neben dem Garagentor führte eine eiserne Treppe in den ersten Stock.
    »Da geht’s zum Büro«, mutmaßte Krauss.
    »Kann sein, muss nicht sein. Soviel wir wissen, verfügt Hansen über kein regelmäßiges Einkommen. Vielleicht konnte er sich nicht mehr leisten als eine Bude über einer Werkstatt. So oder so. Uns bleibt keine andere Wahl, als nachzusehen.«
    Krauss überlegte. Es war ein Risiko, in die Werkstatt einzubrechen. Vielleicht lauerte ein Hund in einem versteckten Zwinger. Aber Mortimer hatte recht. Es war ihre einzige Option. Wenn Hansen Straubinger reingelegt hatte, würden sie das in wenigen Minuten wissen. Krauss öffnete das Tor mit einem Dietrich. Vorsichtig schob er es so weit auf, dass sie beide hindurchschlüpfen konnten, und ließ es angelehnt offen stehen. Bis zur Treppe waren es zehn Meter. Ihre Schritte knirschten im pappigen Schnee. Wenn der Werkstattbesitzer einen Hund hielt, hätte der jetzt angeschlagen. Krauss testete die erste Treppenstufe, ob das Metall Geräusche verursachte. Nichts. Sie sahen sich an. Mortimer nickte. Langsam bewegten sie sich die Treppe hoch auf die Tür zu. Der Engländer hatte seine Waffe gezogen, hielt sie mit beiden Händen auf die Tür gerichtet. Wenn sie jemand von der Straße sah, war es vorbei. Krauss beugte sich vor, steckte den Dietrich ins Schloss, drehte, suchte den Ansatzpunkt, drückte. Der Riegel schnappte mit einem leisen Klicken zurück. Krauss zog die Walther, richtete sie auf den Eingang und öffnete mit der Linken die Tür. Niemand. Winterliche Stille. Sie standen nebeneinander in einem kargen Wohnraum, die schallgedämpften Pistolen im Anschlag. Durch die Fenster reflektierte der Schnee so viel Licht, dass sie genug erkennen konnten. Esstisch, Sofa, Kochecke.An der hinteren Wand führte eine leicht angelehnte Tür in einen weiteren Raum. Krauss wartete, damit sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnten. Sein Blick streifte über das Inventar auf der Suche nach Indizien. Er stockte. Sein Herz schlug schneller. Auf dem Tisch lag ein kurzer Stock neben einer kleinen Dose. Aber das war kein Stock. Er hatte sich schon mal getäuscht. Das war ein Blasrohr. Hansen. Sie hatten ihn gefunden. Krauss gab Mortimer Handzeichen. Der Brite begriff. Im zweiten Raum. Sie pirschten sich näher heran. Nur keine Fehler. Jedes Geräusch konnte sie verraten. Hansen hatte zur Genüge bewiesen, dass mit ihm nicht zu spaßen war.
    Krauss erreichte die Tür, schob sie lautlos auf. Ein Bett kam in Sicht, zerwühlte Laken, darin: ein Mann. Er rührte sich nicht. Krauss wartete. Jetzt erkannte er Haare. Sie lagen lang über die Kissen ausgebreitet. Kein Zweifel. Mit

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